Heinz Frankl/Henry Frank
*24.6.1921 in Wien; ✡ ?
Staatsangehörigkeit staatenlos
Religion jüdisch
Vater Otto Frankl *19.10.1891 in Gaya; ✡?
Mutter Therese Nussbaum *5.2.1901 in Wien; ✡?
Geschwister
Paul Frankl *14.2.1925; ✡?
Beruf Maschinenstricker, Landwirtschaftlicher Praktikant; Radio-Fernsehtechniker
Adressen Wien, IX. Berggasse 17 Tür 19 ; Voorst; Amsterdam
Heirat 16.2.1951 in Amsterdam mit Dina Cult *11.9.1927 in Bussum
Kinder
Weiterer Lebensweg
13.5.1938 erster Antrag des Vaters Otto auf Unterstützung zur Emigration bei der Fürsorgezentrale der Isr. Gemeinde Wien; Heinz Fränkl derzeit als Praktikant bei der Firma Selinko, Stoffe und Seide
8.2.1939 Antrag von Heinz Frankl auf Reisekosten zur Hachschara nach Deventer bei der Fürsorgezentrale der Isr. Gemeinde Wien; zu diesem Zeitpunkt hat er bereits eine dreimonatige Hachschara absolviert.
Genehmigung der Fahrkarte nach Deventer und Zehrgeld
Mitglied der Deventer Vereeniging tot Vakopleiding

Februar 1939 Zur Einzelhachschara bei Bauern in verschiedenen Ablegern der Deventer Vereeniging u.a. in Voorst und Almelo
Ende 1942 nach den ersten Aufrufen für die Werkkampen und Westerbork geht Heinz Frankl als „onderduiker“ in die Illegalität. Er wird verhaftet, kann aber aus der Wache fliehen.
Schleuseraktionen 1943
In Amsterdam schließt er sich der Schleuser-Organisation „Nanno“ von Kurt Reilinger an.
Walter Rosenberg aus Dortmund berichtet von seiner erfolgreichen Flucht über Belgien nach Frankreich mit Hilfe der unter Führung von Heinz Frankl
Mit Kurt Reilinger geht er nach Frankreich, arbeitet in Dieppe beim Bau von Bunkeranlagen der Wehrmacht und wird schließlich vom deutschen Direktor des Bauunternehmens damit betraut, eigenständig Gruppen von Arbeitern aus den Niederlanden auszuschleusen.

Werner Hirschfeld berichtet von seiner letzten Schleuseraktion im Januar 1944 aus Amsterdam nach Belgien, bei der Heinz Frankl der Transportleiter ist; dieser Schleuser-Transport wird verraten, die von Heinz Frankl geführte Gruppe von acht Juden u.a. Werner Hirschfeld, Franz Polak, Hans Stein, Bubi Pinkus und weiteren („Ariern“) wird im Zug in Utrecht verhaftet und zum Verhör in das SS-Gefängnis „Oranje Hotel“ in Scheveningen (nicht „Haagse Veer“, das ist in Rotterdam) gebracht. Der desertierte deutsche Oberfeldwebel wird später zum Tode durch Erschießen verurteilt. Heinz Frankl berichtet:

4.5.1943 Heinz Frankl eingewiesen als Strafgefangener aus dem Gestapo Gefängnis „Oranje Hotel“ in das polizeiliche Durchgangslager Westerbork; er wird in der zusätzlich bewachten Strafbaracke 67 eingesperrt. Vom Lagerwiderstand wird er zusammen mit Menachem Pinkhof als „Austauschjude“ auf die Liste für den siebten und letzten Transport in das Sternlager von Bergen Belsen gestellt.
Sternlager Bergen Belsen
Ab dem 14.9.1943 bis 19.5.1944 kamen etwa 3572 Häftlinge aus Westerbork in sieben Transporten direkt nach Bergen-Belsen, unter anderem Juden mit doppelten Staatsbürgerschaften, Diamantschleifer mit ihren Familien und diejenigen, die auf einer Einreiseliste für Palästina standen.
Die „Austauschjuden“ kommen in das Sternlager Bergen-Belsen, einem vom eigentlichen Konzentrationslager abgetrennten Bereich; sie dürfen weiterhin ihre Zivilkleidung mit dem „Stern“ tragen.


19.5.1944 Heinz Frankl mit Menachem Pinkhof auf dem siebten und letzten Transport von 212 „Austauschjuden“ in das Sternlager von Bergen Belsen
Der Verlorene Zug
10. 4.1945 Evakuierung der Austauschjuden von Bergen-Belsen in drei Transportzügen mit dem Ziel Theresienstadt; Heinz Frankl und Nathan Nico Schnitseler (*1.11.1924, Enschede) auf dem dritten Transport, dem „Verlorenen Zug“.
18.4.1945 Nach tagelanger Irrfahrt Zwischenhalt in Senftenberg;
Robert Heidenheimer (*23.6.1927, Amsterdam) schrieb am 6.8.1993 folgenden Bericht über die Befreiung von Heinz Frankl und Nico Schnitseler in Senftenberg:
„Der Zug hielt tagsüber häufig für mehrere Stunden an. Diejenigen Reisenden, die noch stark genug waren, machten sich auf die Suche nach Essbarem, da sie weder im Zug etwas zu essen bekamen noch von den Wachen daran gehindert wurden. Das taten auch Nico Schnitzler und Heinz Frankl, kurz bevor der Zug schließlich befreit wurde. Als sie zurückkamen, war der Zug abgefahren. Sie wurden von einem deutschen Zivilwächter entdeckt, der sie festnahm, ins nächste Dorf brachte und im örtlichen Gefängnis einsperrte. Am nächsten Morgen wurden sie freigelassen. … Niemand schien sich mehr um sie zu kümmern, und die Leute begannen nervös zu fliehen. Sie liefen also einfach durch das Dorf, um nach Nahrung zu suchen, und legten sich abends in einen Heuhaufen zum Schlafen. Sie wachten auf, als russische Truppen durch das Dorf fuhren.“
Nach Verhör durch eine russische Offizierin marschieren sie zu Fuß nach Tröbitz, finden den Ort aber abgesperrt wegen der „Typhus“ Epidemie. Frankl schreibt:

23.4.1945 Irrfahrt des verlorenen Zuges endet an der gesprengten Elsterbrücke; Ankunft Tröbitz.
Befreiung durch die 1. Ukrainische Front der Roten Armee, General Tschukow
9.6.1945 Nico Schnitseler im DP Camp Eindhoven N 21 registriert

25.8.1945 Heinz Frankl in einem DP-Assembly Center in Belgien B 10 registriert
24.6.1946 wieder in Amsterdam
16.2.1951 Heirat mit Dina Cult in Amsterdam

19.10.1952 Einreise in die USA mit Ehefrau Dina auf der SS VEENDAM von Rotterdam nach New York
Er lebt später in Los Angeles. Bei einer Reise nach Israel besucht er Nico Schnitseler und dessen Familie.
Gedenken –
Quellen
The testimony of Heinz Frankel
https://www.testifyingtothetruth.co.uk/viewer/metadata/105326/1/eng
https://www.arlt-archiv.info/html/ueberlebende.php
IDEA – ALM : The testimony of Werner – Ze’ew Hirschfeld
https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 8227); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316