
Bruno Galantai
*14.4.1914 in Wien; ✡18.9.1941
Staatsangehörigkeit Österreich
Religion jüdisch
Vater David Galantai/Deszö Schächter * 18.9.1875 in Papa; ✡ 21.4.1921 in Wien
Heirat der Eltern 22.2.1903 in Ottakring
Mutter Gisela Liebel *3.7.1878 in Wien; ✡ 31.8.1942
Großvater Gabor Gabriel Schächter/Galantai *1833; ✡ 23.1.1927 in Wien; oo Cilla Müller
Onkel Eugen Jenö Galantai *7.7.1881 in Papa; ✡12.2.1960 Buenos Aires; oo Elise Deutsch
Geschwister
Stephanie Galantai *1.7.1906 Wien; ✡ 1989; oo Alois Schiller
Fritz Galantai * 2.5.1909 Wien; ✡ 25.7.1910 in Wien

Paul Galantai *12.2.1911 in Wien; ✡12.10.1941
Bruno Galantai *14.4.1914 in Wien; ✡18.9.1941
Ernst Galantai *2.8.1916 in Wien; ✡ 10.3.1917 in Wien
Cousine Gertrud Galantai *3.2.1920 in Wien; 4.11.1939 von Amsterdam nach Chile
Beruf Landwirtschaftlicher Volontär
Adressen Wien, Krottenbachstraße 66; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam,
Heirat mit Pilpel
Kinder –
Weiterer Lebensweg
1902 in Papa Namensänderung der Familie von Schächter zu Galantai
21.4.1921 Vater David stirbt an den Folgen der Weltkriegsverwundung
Mutter Gisela war Kriegsinvaliden Witwe
„Anschluss“ Österreichs
Nach dem völkerrechtswidrigen Einmarsch der Wehrmacht erfolgte am 13. März 1938 der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich
Bis März 1938 war Bruno Galantai bei der Kunststopferei Vocards beschäftigt, dann arbeitslos
Aktion „Arbeitsscheu Reich“ ASR in Wien
Die erste Welle vom 21. bis 30. April 1938 ist wenig bekannt; hierbei wurden 1500 bis 2000 Personen verschleppt.

12.5.1938 Bruder Karl stellt den ersten Antrag bei der Isr. Kultusgemeinde Wien, Fürsorge-Zentrale auf Unterstützung zur Emigration für die Mutter Gisela und seine Brüder Paul und Bruno

1.6.1938 Bruder Karl als Mitglied von SPD und „Vaterländische Front“ in Wien verhaftet
3.6.1938 Bruder Karl Galantai interniert im KL Dachau
13.-18.6.1938 zweite Welle der ASR „Juni-Aktion“ mit etwa 7500 Juden
23.9.1938 Karl Galantai verlegt als „Politischer Häftling, Jude“ ins KL Buchenwald

9.10.1938 Bruder Karl stellt einen zweiten Antrag bei der Isr. Kultusgemeinde Wien, Fürsorge-Zentrale auf Unterstützung zur Ausreise nach Shanghai für die Mutter Gisela und seine Brüder Paul und Bruno.
Novemberpogrom
10.11.1938 Verhaftung von Bruno und Paul Galantai in Wien
14.11.1938 Bruno Galantai interniert im KL Dachau, Häftlingsnummer 25951
15.11.1938 Paul Galantai interniert im KL Dachau, Häftlingsnummer 24613
11.2.1939 Entlassung von Paul Galantai aus dem KL Dachau

22.3.1939 Entlassung von Bruno Galantai aus dem KL Dachau

28.3.1939 Übernahme der Kosten für die Fahrkarten von Paul und Bruno Galantai nach Den Helder
1939 Paul Galantai zur Hachschara ins Werkdorp Wieringen
26.4.1939 Entlassung von Karl Galantai aus dem KL Buchenwald
2.6.1939 Bruder Bruno Galantai folgt zur Hachschara ins Werkdorp Wieringen
Werkdorp Nieuwe Sluis
Träger des „Jüdisches Werkdorf Nieuwe Sluis“ ist die „Stichting Joodse Arbeid“ (Stiftung Jüdische Arbeit); hier werden jüdische Jugendliche zu Landarbeitern umgeschult (Hachschara) als Vorbereitung auf die Ansiedlung in Palästina (Alija). Die Ausrichtung war neutral, nur etwa ein Drittel der Chawerim waren auch zionistische Chaluzim (zionistische Pioniere)
Im März 1934 kommt eine kleine Gruppe von Volontären als Aufbaugruppe in die verlassenen Baracken auf der Farm. Dreieinhalb Jahre lang dienten diese als Unterkunft für die Gruppe der Bauarbeiter. Ende 1934 stehen vier Baracken und eine Kantine dicht beieinander rund um das Haukes-Haus.
Oktober 1934 Aufnahme des regulären Ausbildungsbetriebs
Im Zentrum des Werkdorfs wird ein Gemeinschaftshaus errichtet, die Baracken werden in einem Halbkreis herumgebaut.
Auflösung des Werkdorp
20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:
„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.
Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam
Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“
Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“
27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten;
11.6.1941 Offizielle Abmeldung der 210 Werkdorper aus der Gemeinde Wieringermeer
1.8.1941 endgültige Schließung des Werkdorpes
Brüder Bruno und Paul Galantai abgemeldet nach Amsterdam

Bruno wird von der Familie Drukker auf der Zuider Amstellaan 39 aufgenommen
Paul Galantai wird von der Familie Loeb auf der De Lairessestraat aufgenommen
Zweite große Razzia in Amsterdam
14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard-Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle
Juni 1941 Zweite große Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von dem sie wissen, dass dort Juden leben.
11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“
11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.
Von Dezember 1940 bis August 1941 war SS-Untersturmführer Hans Stöver Kommandant des Camp Schoorl
Der Werkdorper Bernard Natt,, ein Cousin von Lotte Brück, beschreibt die Razzia des 11. Juni 1941:
„Am Mittwochabend, dem 11. Juni 1941, besuchte ich mit Lotti in der Stadsschouwburg eine Aufführung von Griegs Oper „Per Gynt“. Es war eine schöne, angenehme Aufführung. Es war auch das letzte Mal, dass ich mit Lotti ausgegangen bin. Auf dem Heimweg trafen wir einige Freunde vom Werkdorp. Sie waren sehr aufgebracht und teilten uns mit, dass unsere Mitbewohner des Werkdorps noch am selben Abend von der Gestapo festgenommen worden seien.
22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl Inhaftierten in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt die nächsten sechs Monate.

18.9.1941 Tod von Bruno Galantai in Mauthausen
12.10.1941 Tod von Paul Galantai in Mauthausen
Deportation der Mutter nach Minsk
Gisela Galantai wurde aus ihrer Wohnung in der Krottenbachstrasse in das ‘Judenhaus’ Hollandstrasse 2/37 eingewiesen.
31.8.1942 Deportation von Wien nach Minsk
4.9.1942 Tod von Gisela Galantai in Minsk
Gedenken

Grabstein für den Vater und Großvater auf dem Alten Friedhof in Wien
Quellen
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Galantai%22%7D
www.werkdorpwieringermeer.nl/en/bruno-galantai-2/
www.werkdorpwieringermeer.nl/en/paul-galantai-2/
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130290225
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/10646166
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130429607
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938
https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer