Glogowski Günther

Günther Glogowski

*5.3.1922 in Berlin; ✡ 17./30.9.1942 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Max Glogowski *2.9.1886 in Raschkow; ✡ 4.5.1942 im Kl Kulmhof

Mutter Alice Zöllner *9.6.1891 in Berlin; ✡ 4.5.1942 im Kl Kulmhof

Geschwister

Beruf Landwirtschaftlicher Volontär

Adressen Berlin Tiergarten, Lützowstraße 7, Pankow, Kavalierstraße 10 ; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam,

Heirat

Kinder

Weiterer Lebensweg

Ostern 1928 Einschulung in der Volkschule in Berlin

Ostern 1936 Schulentlassung

1936 beginnt er eine kaufmännische Lehre

17.5.1939 beide Eltern in Berlin Tiergarten, Lützowstraße 7 bei der Minderheitenzählung

Jessen Mühle

Sommer 1937 Günther Glogowski zur Hachschara im Jüdischen Lehrgut Jessen-Mühle, Ellguth Klein Schnellendorf

Das Hachschara-Lehrgut Jessen Mühle bei Sorau in der Niederlausitz bestand in der Zeit von 1932 – 1943; Träger war die Jüdische Jugendhilfe. Hier wurden für jeweils etwa 30 Chawerim, jugendliche Pioniere des Hechaluz über einige Monate in verschiedenen handwerklichen Tätigkeiten, in Hauswirtschaft und in Landwirtschaft zur Vorbereitung auf die Alija ausgebildet (Erstausbildung und Mittlere Hachschara für 14-18 -Jährige)

1938 war Wolfgang Berger Leiter von Jessen Mühle

Polenaktion

28.10.1938 Bei der „Polenaktion“ wurden aus anderen Lagern polnischstämmige Chaluzim abgeschoben, nicht aber aus Jessen. So bleibt auch Berta Englard verschont.  Brunhilde Hoffmann, später Dina Cohen kam im September 1938 nach Jessen, sie schreibt:

„In der Nacht vom 28. auf den 29. Oktober 1938 wurden im Rahmen der „Polenausweisung“ auch in Jessen Jugendliche und Erwachsene mit polnischer Staatsangehörigkeit verhaftet. … Wir haben Glück gehabt, denn der Bürgermeister von Jessen war sehr anständig und wir sind unbehelligt geblieben.“

Novemberpogrom

10.11.1938 Überfall der Gestapo auf Gut Ellguth; alle erwachsenen Männer nach Buchenwald, so auch Hans Baum aus Herne; Günther gehört als 16-Jähriger nicht zu den Verhafteten.

Werkdorp Nieuwe Sluis

Träger des „Jüdisches Werkdorf Nieuwe Sluis“ ist die „Stichting Joodse Arbeid“ (Stiftung Jüdische Arbeit); hier werden jüdische Jugendliche zu Landarbeitern umgeschult (Hachschara) als Vorbereitung auf die Ansiedlung in Palästina (Alija). Die Ausrichtung war neutral, nur etwa ein Drittel der Chawerim waren auch zionistische Chaluzim (zionistische Pioniere)

Im März 1934 kommt eine kleine Gruppe von Volontären als Aufbaugruppe in die verlassenen Baracken auf der Farm. Dreieinhalb Jahre lang dienten diese als Unterkunft für die Gruppe der Bauarbeiter. Ende 1934 stehen vier Baracken und eine Kantine dicht beieinander rund um das Haukes-Haus.

Oktober 1934 Aufnahme des regulären Ausbildungsbetriebs

Im Zentrum des Werkdorfs wird ein Gemeinschaftshaus errichtet, die Baracken werden in einem Halbkreis herumgebaut.

23.8.1939 Günther Glogowski von Jessen Mühle zur Hachschara ins Werkdorp Wieringen zusammen mit der Madricha Berta Englard und Kurt Caminer

Auflösung des Werkdorp

20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:

„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.

Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam

Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“

Günther Glogowski gehörte zu der 60er Aufräumgruppe;

Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“

27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten;

11.6.1941 Offizielle Abmeldung der 210 Werkdorper aus der Gemeinde Wieringermeer

1.8.1941 endgültige Schließung des Werkdorpes

Zweite große Razzia in Amsterdam

14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard-Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle

Juni 1941 Zweite große Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der  Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von dem sie wissen, dass dort Juden leben.

11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“

11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.

Von Dezember 1940 bis August 1941 war SS-Untersturmführer Hans Stöver Kommandant des Camp Schoorl

Der Werkdorper Bernard Natt,, ein Cousin von Lotte Brück, beschreibt die Razzia des 11. Juni 1941:

„Am Mittwochabend, dem 11. Juni 1941, besuchte ich mit Lotti in der Stadsschouwburg eine Aufführung von Griegs Oper „Per Gynt“. Es war eine schöne, angenehme Aufführung. Es war auch das letzte Mal, dass ich mit Lotti ausgegangen bin. Auf dem Heimweg trafen wir einige Freunde vom Werkdorp. Sie waren sehr aufgebracht und teilten uns mit, dass unsere Mitbewohner des Werkdorps noch am selben Abend von der Gestapo festgenommen worden seien.

22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl Inhaftierten in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941

28.7.1941 Anmeldung vom Werkdorp kommend in Barradeel/Wijnaldum; als Landarbeiter bei der Familie Bruining

Kamp Westerbork

1.7.1942 Übernahme des  von der niederländischen Regierung errichteten Vluchtelingen Kamp Westerbork durch die SS; danach geführt als Polizeiliches Judendurchgangslager Westerbork

15.7.1942 Erster Massentransport aus den Niederlanden in das KL Auschwitz

20.8.1942 Transport von Wlter Glogowski nach Hooghalen. Zu Fuß ins Kamp Westerbork. Hier erfolgte nur die Registrierung, keine Aufnahme. Fußmarsch zurück zur Station Hooghalen. Die Bahntrasse Hooghalen-Westerbork wurde erst im November 1942 fertiggestellt.

24.8.1942 Massentransport aus dem Kamp Westerbork in das KL Auschwitz

30.9.1942 Tod von Günther Glogowski in Auschwitz

Ghetto Lodz

24.10.1941 beide Eltern deportiert von Berlin ins Ghetto Lodz

4.5.1942 beide Eltern deportiert vom Ghetto Lodz in das Vernichtungslager Kulmhof

Gedenken

Quellen

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130293290

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.joodsmonument.nl/en/page/297746/Günther-glogowski

https://yvng.yadvashem.org/ad

Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938

www.werkdorpwieringermeer.nl/

https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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