Lachmann Wolfgang

Walter Wolfgang Louis Lachmann

*26.5.1928 in Berlin

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater Max Lachmann *16.11.1900 in Berlin; Kaufmann; +25.12.1939 in Berlin, Tuberkulose

Mutter Frieda Schwarz 8/1901 in Berlin; oo Juli 1924; + 8/1938 in Berlin an Leukämie

Großmutter Recha Schwarz geb. Löwenthal; *11.7.1878 in Posen; +5.2.1942 in Riga bei der ersten Dünamünde-Aktion im Ghetto Riga

Beruf Schüler; Manager im Bekleidungsunternehmen Blake ’s Men ’s and Boys ‚ Shops Inc

Adressen Berlin, Raupachstraße 12, Kaiserstraße 12

Heirat 10.2.1957 Jean Ginger Bohai *15.4.1930 in New York; +19.2.1911 in Kalifornien

Weiterer Lebensweg

April 1934 in der 155. Volksschule

1935 Jüdische Gemeindeschule (orthodox) Kaiserstraße 12

8/1938 Mutter Frieda stirbt in Berlin an Leukämie

17.5.1939 mit dem Vater in Berlin bei Minderheiten-Volkszählung

19.12.1939 in die Kaiserstraße 12, Wohnadresse; Jüdisches Gemeindezentrum

25.12.1939 Vater Max stirbt in Berlin

25. 1.1942 10. Osttransport nach Riga (Welle 10), zusammen mit seiner Großmutter Recha Schwarz

30.1.1942 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga

5.2.1942 in Riga bei der ersten Dünamünde-Aktion im Ghetto Riga

1942 Ordonnanz für Lotte Scheucher, Arbeitseinsatzbüro Berlin

Kurze Zeit Ordonnnanz für den Gruppenältesten Fleischel; dabei von Kommandant Krause beim Nichtstun auf der Straße erwischt und zur Strafe zum Arbeiten ins ABA 701 geschickt

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland

13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau

SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen

22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen

22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 13 Lagerinhaftierte kommen um

19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg;

10 junge Männer bleiben bei der SS in Libau zurück und werden am 9.5.1945 in Libau befreit

27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel

Deportation aus dem KoLaFu Hamburg nach Bergen Belsen

März 1945 Herbert Schultz (zuvor Leiter des „Arbeitsamtes“ in Riga muss) Transporte der im KoLaFu gefangenen Männer zusammenstellen). Die ersten 27 Männer bestimmt Schultz nach dem Alphabet von A-H, aber auch einzelne andere) zum Transport nach Bergen-Belsen

Es fanden zwei Transporte statt, wohl am 17.3. und 27.3.1945 mit 27 bzw. 28 Männern per LKW

Bertold Kohn (selbst nicht in Bergen-Belsen) schreibt:

„„Eines Tages begann die Leitung des Gefängnisses, die Leute unserer Gruppe zu einem Marsch nach Bergen Belsen zu schicken. Sie begannen nach dem Alphabet. Adler Georg war einer der ersten, der nach Bergen Belsen geschickt wurde. Der zweite, an den ich mich erinnere, war Ardow, Eleazar. Ardow sind auf dem Marsch seine Füße erfroren“.

Zeugenaussage von Alfred Cohnen im Prozess gegen SS-Obersturmführer Maywald:

„Dort (Fuhlsbüttel) blieb ich bis zum 16. März und kam dann mit noch 27 Männer Bergen-Belsen, 10 Tage später folgten weitere 28 Männer von uns.  Zum Glück hatten wir unterwegs eine Autopanne, sonst wären unsre Frauen und die Übrigen alle auch nach Bergen-Belsen gekommen. So kam der Rest von unseren Leuten nach ein 4-tägigen Fußmarsch am 15. April in das KZ-Lager Kiel-Hassee. Von den 56 in Bergen-Belsen sind innerhalb weniger Tage 22 gestorben. Wir bekam täglich ½ Ltr. Wassersuppe (Steckrüben) und kein Brot. Am 15 April würde Bergen-Belsen durch die englische Armee befreit.“

Für den 2. Transport von KoLaFu nach Bergen Belsen sucht Herbert Schultz auch ihm missliebige Männer aus, die in Opposition zu ihm standen; der LKW bleibt auf der Fahrt nach Bergen Belsen liegen. Deshalb konnten keine weiteren Transporte der Libau-Gruppe erfolgen.

In Bergen-Belsen grassieren wegen der katastrophalen Bedingungen Fleckfieber und andere Endemien.

April 1945 Fleckfieberepidemie im KL Bergen-Belsen verhindert „Evakuierung“ des Lagers

12. /13. 4.1945 lokales Waffenstillstandsabkommen zwischen Wehrmacht und der Royal Army

15.4.1945 die 11. Panzerdivision übernimmt das zur neutralen Zone erklärte KL Buchenwald

6.-16.5.1946 im DP-Camp München Laim, UNRRA-Gebäude, ehemalige SS-Kaserne

28.8.1946 nach Bremerhaven

6.-16.9.1946 auf dem US-Truppentransporter „Marine Marlin“ von Bremerhaven nach New York,

Ziel ist Springfield, Massachusetts

30.9.1946 Registriert für Militärdienst in Springfield

Besuch der Northeastern University

Manager in der Bekleidungsindustrie

10.2.1957 Heirat Jean Ginger Bohai

1995 in Laguna Niguel, CA (Kalifornien)

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939  https://www.mappingthelives.org/

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT10-62.jpg

https://collections.arolsen-archives.org/archive/127187535/?p=1&s=Lachmann%201928&doc_id=127187535

https://collections.arolsen-archives.org/archive/12662917/?p=1&s=Lachmann%201928&doc_id=12662917

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7178); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

Jewish Displaced Persons and Refugee Cards, 1943-1959, Archives of the American Jewish Joint Distribution Committee

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945

Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020

Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020

Mein besonderer Dank gebührt Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen.

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert