Robert Altgenug
Robert Altgenug *11.5.1912 in Norden; ✡ nach 1942 im Ghetto Warschau
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Jacob Altgenug *3.8.1867 in Norden; ✡4.5.1924 in Norden (Suicid)
Mutter Emilie Klein *14.6.1882 in Urspringen; ✡ 8.9.1942 in Riga
Geschwister
Bertha Altgenug *19.4.1902 in Norden; ✡31.12.1958 in Minden-Lübbecke; oo Karl Pohl
Adolf Altgenug *4.1.1904 in Norden; ✡26.9.1942 erhängt im KL Sachsenhausen
Leonhard Arie Altgenug *31.3.1905 in Norden; ✡23.3.1971 in Mannheim
Lotte Charlotte Altgenug *26.11.1907 in Norden; keine weiteren Daten
Waldemar Altgenug *14.10.1909 in Norden; ✡27.9.1940 Landespflegeanstalt Brandenburg
Weitere Verwandte, Cousins aus Norden
Gustav Altgenug *12.12.1914 in Norden; zur Hachschara in Paderborn oo Edith Rosenbaum (*1920)
Rolf Altgenug *3.2.1930 in Norden; 1939 mit Kindertransport nach Schweden
Hermann Altgenug*15.11.1924 in Norden; ✡ Außenlager Altenhammer Flossenbürg
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Norden; Berlin; Neuendorf
Heirat ledig
Kinder keine
Weiterer Lebensweg
Die Pogromnacht in Ostfriesland
Oldenburger Landrabbiner Leo Trepp erinnert sich:
„Noch am 11. November wurden etwa 1.000 jüdische Ostfriesen, Oldenburger und Bremer mit dem Zug über Berlin nach Oranienburg gebracht. Hier wurden sie in der Nacht zum 12. November 1938 von SA‐Männern aus den Zügen und anschließend im Laufschritt in das etwa zwei Kilometer entfernte Konzentrationslager Sachsenhausen getrieben. Auf den zwei Kilometern bis zum Lager waren schon vier Tote zu beklagen. Anschließend mussten die Juden 24 Stunden auf dem Sammelplatz stehen und wurden dann in eine Baracke geführt, wo sie sich vollkommen ausziehen mussten. Geld und Wertsachen wurden ihnen gegen Quittung abgenommen und ein Personalbogen musste ausgefüllt werden, der zwei Vermerke hatte: Entlassen am …, gestorben am … Die Juden blieben bis Dezember 1938 oder Anfang 1939 in den Lagern inhaftiert. Nach und nach wurden sie wieder freigelassen, nachdem sie sich zur Auswanderung verpflichtet hatten.“
Robert und Waldemar Altgenug auf dem Kalmenhof in Idstein
Der Kalmenhof war eine Heil- und Erziehungsanstalt, ursprünglich in Trägerschaft des am 30. April 1888 gegründeten Vereins für die Idiotenanstalt Idstein; diente aber auch als Kinderheim.
30.1.1925 Heimunterbringung des Bruders Waldemar auf Anordnung der Bezirksfürsorgestelle des Kreises Norden
30.7.1926 bis 15.10.1937 Robert Altgenug Aufenthalt im Kalmenhof
Oktober 1937 die Mutter fordert in Idstein ein ärztliches Gutachten an zum körperlichen und geistigen Zustand ihres Sohnes Robert
15.10.1937 Robert aus dem Kalmenhof entlassen; vermutlich zurück zur Mutter nach Norden
Waldemar Altgenug im Kalmenhof vom 30.1.1925 bis 6.12.1937, verlegt nach Weilburg
Judenvertreibung aus Ostfriesland/Oldenburg
Januar 1940 Anordnung der Gestapo-Leitstelle Wilhelmshaven: Ausweisung der in Ostfriesland lebenden Juden „aus militärischen Gründen“ bis zum 1. April 1940 nach Hannover, Frankfurt, Berlin und andere Städte mit großen jüdischen Gemeinden. Die Mutter Emilie und Robert ziehen nach Berlin.
Euthanasie des Bruders Waldemar
September 1940 Bruder Waldemar aus der Heilanstalt Wehnden bei Oldenburg eingewiesen in die Heil- und Pflegeanstalt Wunstorf bei Hannover
27.9.1940 aus Wunstorf verlegt und ermordet in der Tötungsanstalt Landespflegeanstalt Brandenburg/Havel, mit CO-Gas in der „T4-Euthanasie-Aktion“
Robert Altgenug zur Hachschara in Neuendorf
April 1942 erster größerer Transport aus dem Hachschara-Landwerk Neuendorf und den grenznahen jüdischen Einsatzlagern um Frankfurt/Oder
2.4.1942 Verhaftung der älteren und der bereits bei der Gestapo zuvor auffällig gewordenen Chaluzim (Bruder Adolf im Gefängnis wegen „Sexualdelikten“) aus Neuendorf und Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder
3.4.1942 abgeschoben mit der Neuendorf-Gruppe von Frankfurt/Oder ins Ghetto Warschau
Bruder Adolf verurteilt
Bruder Adolf in Minden inhaftiert, zu Zuchthausstrafe wegen „Sexualdelikten“ verurteilt
17.9.1939 im Zuchthaus Celle bei Minderheitenzählung
26.9.1942 Bruder Adolf auf Befehl des Lagerkommandanten „Auf „Befehl erhängt“ im KL Sachsenhausen
Tod von Mutter Emilie bei Massenerschießung in Riga
5.9.1942 Mutter ab Berlin deportiert nach Riga; Transport war ursprünglich für den 31.5.1942 geplant
8.9.1942 nach Ankunft in Riga Skirotawa Massenerschießung des gesamten Transportes bis auf 80 Männer, die zur Zwangsarbeit selektiert werden
Gedenken
11.2.1957 Pages of Testimony für die Mutter, Robert, Waldemar, Adolf Altgenug von Bruder Arie Altgenug
Stolpersteine in Norden, Sielstraße 14 für die Mutter, Robert, Waldemar, Adolf und Irene Altgenug
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1050872
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de830247
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de830269
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1050871
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4129350
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
Silvia Berger-Hönge, Das tödliche Gift kam direkt aus Berlin; Wiesbadener Kurier,
Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019
Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996
Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010, Hartung Gorre Verlag
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2
Esther Bejarano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989
Esther Bejarano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Video-Interview mit Issy Philipp 1994
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013