Oscar Silberbach
*14.10.1923 in Oldenburg; ✡ in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Vater Otto Silberbach *3.12.1898 in Schötmar Lippe; ✡4.3.1939 in Hannover (Krankenhaus?)
Mutter Emma Frank *3.11.1897 in Westerstede; ✡1942 in Raasiku
Schwestern
Hermine Silberbach *1.1.1925 in Oldenburg; ✡1995 in Israel oo Schragenheim
Rosi Hanna Silberbach *17.12.1926 in Westerstede; ✡1942 in Raasiku
Beruf landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Oldenburg, Westerstede; Duisburg; Hattenhof (Landwerk Gehringshof), Berlin (Tiergarten)
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Vater Schmuel war Bauer in Westerstede
10.11.1938 Novemberpogrom in Westerstede
22.11.1938 Oskar und beide Schwestern werden gemäß Erlass aus Oldenburg von der Höheren Bürgerschule Westerstede verwiesen. Die Schwestern erhalten zunächst eine Freistellung, besuchen dann aber ab Ostern1939 als Fahrschülerinnen aus Westerstede die jüdische Volksschule in Oldenburg. Oskar ist als 15 -Jähriger nicht mehr schulpflichtig.
1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD
17.5.1939 in Westerstede mit der Mutter Emma und den Schwestern Hermine und Rosi bei Minderheiten-Volkszählung
Sommer 1939 gelingt Schwester Hermine die Emigration nach Palästina; möglicherweise mit dem jungen Lehrer Moses Katzenberg, der im Juli 1939 emigriert.
Judenvertreibung aus Ostfriesland/Oldenburg
Januar 1940 Anordnung der Gestapo-Leitstelle Wilhelmshaven: Ausweisung der in Ostfriesland lebenden Juden „aus militärischen Gründen“ bis zum 1. April 1940.
5.2.1940 Oskar zur Hachschara auf den Gehringshof in Trägerschft des Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD
Frühjahr 1940 Mutter mit Schwester Rosa zieht nach Duisburg um, später von Duisburg nach Berlin Tiergarten, Wullenweber Straße
29.5.- 10.6.1940 Mutter mit Schwester Rosa für 2 Wochen zu Besuch auf dem Gehringshof
4.6.1941 Oskar wechselt vom Gehringshof zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger war ebenfalls der Bachad, ab 1939 aber die RVJD. Lagerleiter zu dieser Zeit Leo Kutzwor und Kurt Silberpfennig
21.5.1941 Schließung der Büros des Hechaluz, Palästinaamt und Bachad in der Meinekestraße 10, Wechsel in die Kantstraße 158
11.5.1942 Es entsteht bei der Rodung eines Obstgartens ein vom Chaluz Oskar Silberbach unabsichtlich verursachter Wiesen/Waldbrand im Park des Landwerk Steckelsdorf.
11.5.1942 Leo Kutzwor als Betriebsführer und Kurt Silberpfennig als Stellvertreter sowie die ebenfalls mit der Rodung beauftragten Chaluzim Siegbert Levi und Edgar Fürst werden zur Vernehmung wegen des Brandes von der Gendarmerie vorgeladen.
Kurt Silberpfennig gibt zu Protokoll:
Oskar Silberbach für zwei Monate in Haft und wird anschließend von der Gestapo auf den Transport ins KL Auschwitz gestellt
Die Schließung des Landwerks
21.5.1942 schriftliche Ankündigung der Schließung für den 24.5.1942
24.5.1942 offizielle Schließung, nur die Stammbelegschaft des Landwerks verbleibt und 15 Zwangsarbeiter der optischen Industrie in Rathenow
11.7.1942 Oskar Silberbach deportiert aus Steckelsdorf unter Leitung des Steckelsdorf-Madrich Kurt Silberpfennig auf Transport Magdeburg – Dessau-Berlin nach Auschwitz; 52 Chawerim kamen aus dem ehemaligen jüdischen Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow II
13.7.1942 Ankunft und Selektion der 52 Chaluzim aus Steckelsdorf in Auschwitz
Anneliese Borinski schreibt:
„Noch aus der Bahn bekommen wir eine Karte, abgestempelt hinter Breslau. Sie schreiben, dass sie in Richtung Auschwitz fahren. Dann haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört. Auch in den Karteien von Auschwitz (Borinski arbeitete in Auschwitz in der SS-Kommandantur, FJW) konnte ich keinen von den mir namentlich bekannten finden, noch haben unsere Chawerim während der Lagerzeit oder auch nach der Befreiung etwas von irgendjemanden von ihnen gehört. Nur ein erschütterndes Zeichen fand ich. Als wir in der SS-Wäscherei in Auschwitz (Kommandantur) arbeiteten, brachte mir eines Tages eine Chawerah aus der SS-Wäsche eine Unterhose, die mit vollem Namen: Kurt Silberpfennig, gezeichnet war.“
Keine weiteren Daten bekannt
24.-26.9.1942 Mutter Emma mit Schwester Rosi auf dem Transport von Frankfurt ab Berlin nach Raasiku bei Reval
Gedenken
15.2.1956 Pages of Testimony für Oskar, die Eltern und Rosi von Cousin Shmuel Levi
Der jüdische Friedhof in Westerstede befindet sich vermutlich immer noch in Privatbesitz (1983 waren die Eigentümer: Siegfried Samuel Levy (Bnej Berak, Israel) und Hermine Schragenheim geb. Silberbach (Tel Aviv, Israel).
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12113121
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
http://erinnerungsbuch-oldenburg.de/jeo.php?PID=768
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de961125
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1160669
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1167357
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1160698
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024] Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020