Levi Siegbert

Siegbert Levi

*5.9.1920 in Fischach, Augsburg ; ✡ 1942 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Bernhard Levi *13.4.1876 in Fischach; ✡Piaski vor 1945

Mutter Frieda Weimersheimer *20.10.1882 in Ichenhausen; ✡Piaski vor 1945

Geschwister

Leo Jehuda Levi *18.2.1923 in Fischach; Überlebender

Beruf Schreiner und Polierer; landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Fischach, Hauptstraße 84; Steckelsdorf

Heirat ledig

Kinder

Weiterer Lebensweg

10.11.1938 Reichsweiter Novemberpogrom

11.11.1938 in „Schutzhaft“ in das KL Dachau

10.2.1939 entlassen aus dem KL Dachau

17.5.1939 bei Minderheiten-Volkszählung

Das Landwerk Steckelsdorf

10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger wie Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal, Betriebsleiter Hofbauer (?) und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.

21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald

1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD

Siegbert Levi zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘;  Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD

1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen

Bruder Leo zu Hachschara in das Lehrgut Schocken, Gut Winkel

29.2.1940 Passausstellung für Bruder Leo in Beeskow

4.4.1940 Ankunft von Bruder Leo mit Studentenzertifikat des Hechalu Kategorie B III in Haifa

11.5.1942 Es entsteht bei der Rodung eines Obstgartens ein vom Chaluz Oskar Silberbach unabsichtlich verursachter Wiesen/Waldbrand im Park des Landwerk Steckelsdorf.

11.5.1942 Leo Kutzwor als Betriebsführer und Kurt Silberpfennig als Stellvertreter sowie die ebenfalls mit der Rodung beauftragten Chaluzim Siegbert Levi und Edgar Fürst werden zur Vernehmung wegen des Brandes von der Gendarmerie vorgeladen.

Siegbert Levi gibt zu Protokoll:

Oskar Silberbach für zwei Monate in Haft und wird anschließend von der Gestapo auf den Transport ins Ghetto Warschau gestellt

21.5.1941 Schließung der Büros des Hechaluz, Palästinaamt und Bachad in der Meinekestraße 10, Wechsel in die Kantstraße 158

Die Schließung des Landwerks

21.5.1942 schriftliche Ankündigung der Schließung für den 24.5.1942

24.5.1942 offizielle Schließung, nur die Stammbelegschaft des Landwerks verbleibt und 15 Zwangsarbeiter der optischen Industrie in Rathenow

11.7.1942 Siegbert Levi deportiert aus Steckelsdorf unter Leitung des Steckelsdorf-Madrich Kurt Silberpfennig auf Transport Magdeburg – Dessau-Berlin nach Auschwitz; 52 Chawerim kamen aus dem ehemaligen jüdischen Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow II

3.4.1942 beide Eltern ab München ins Ghetto Piaski deportiert

13.7.1942 Ankunft und Selektion der Chaluzim aus Steckelsdorf in Auschwitz

Anneliese Borinski schreibt:

„Noch aus der Bahn bekommen wir eine Karte, abgestempelt hinter Breslau. Sie schreiben, dass sie in Richtung Auschwitz fahren. Dann haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört. Auch in den Karteien von Auschwitz (Borinski arbeitete in Auschwitz in der SS-Kommandantur, FJW) konnte ich keinen von den mir namentlich bekannten finden, noch haben unsere Chawerim während der Lagerzeit oder auch nach der Befreiung etwas von irgendjemanden von ihnen gehört. Nur ein erschütterndes Zeichen fand ich. Als wir in der SS-Wäscherei in Auschwitz (Kommandantur) arbeiteten, brachte mir eines Tages eine Chawerah aus der SS-Wäsche eine Unterhose, die mit vollem Namen´: Kurt Silberpfennig, gezeichnet war.“

Keine weiteren Daten bekannt

Gedenken

13.4.1999 Pages of Testimony für Siegbert und die Eltern von Bruder Leo Jehuda Levi

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de914438

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de911893

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de912131

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12113121

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf

Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.

<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024] Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989

Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328

Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988

Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12113121

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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