Fajertag Arie

Arie Adek Fajertag

*2.2.1924 in Czestochowa; ✡8.2.1994 in Herzliya

Staatsangehörigkeit polnisch

Religion jüdisch

Vater Judka Fajertag * 23.11.1891 in Czestochowa; ✡  15.10.1926

Mutter Szprynca Szajkowicz *1886 in Czestochowa; ✡  1942

Der Vater hatte vier Ehefrauen: Hana Bida; Zysla Reyber; Teper; Szprynca Szajkowicz

Im DP-Center Fulda nennt Arie als seine Mutter Estera Welgryn

Geschwister

Mirjam Fajertag *1911 in Czestochowa ; ✡  1942; oo Szercynska

Toska Fajertag *1913 in Czestochowa ; ✡  1942; oo Rajchkind

Malka Perla Fajertag *1.4.1914 in Czestochowa ; ✡  1942; oo Wroclawska

Mordka Fajertag *24.9.1917 in Czestochowa ; ✡  1945 in Buchenwald

Hanka Fajertag *29.1.1922 in Czestochowa ; ✡ 23.3.1982; oo Jakob Bestermann (1910)

Sala Fajertag *4.7.1923 in Czestochowa ; oo Grynblatt ; oo Dimant

Dwojra Fajertag *19.2.1926 in Czestochowa ; ✡  1942

Beruf

Adressen Czestochowa

Heirat 1945 in Fulda Aviva Lenchen Lena Offner *17.12.1923 in Breslau; ✡5.3.1991 in Herzlya

Kinder drei

Weiterer Lebensweg

Zwangsarbeit bei der HASAG in Tschenstochau

1939 wohnten in Tschenstochau fast 24.500 Juden.

1.9.1939 Einmarsch der Wehrmacht in Polen

4.9.1939 Besetzung Tschenstochaus, 200 Einwohner werden ermordet

9. 4.1941 Absperrung des jüdischen Ghetto; insgesamt wurden ungefähr 48.000 Juden aus den umliegenden Ortschaften, sowie aus Lodz, Plock und Krakau ins Ghetto eingewiesen.

September 1942 sukzessive  Auflösung des Ghettos, ca. 40.000 Juden ins Vernichtungslager Treblinka In Tschenstochau verblieben im sogenannten Kleinen Ghetto ungefähr 5.000 Juden.

Das Kleine Ghetto wurde im März 1943 aufgelöst, erneute Deportation in Konzentrationslager

Der Rüstungskonzern HASAG mit Stammwerk in Leipzig (Metallwarenfabrik Hugo Schneider Aktiengesellschaft) übernimmt in Tschenstochau vier polnische Werke

  • Pelcery (Übernahme durch die HASAG am 22.9.1942, 4738 Zwangsarbeiter aus den umliegenden Ghettos)
  • Rakow (ab Juni 1943, Frauenlager)
  • Tschenstochowianka (ab 1943)
  • Warta (ab Herbst 1943 übernommen)

Arie Fajertag gehört zu den Zwangsarbeitern im Werk Pelcery. Die jüdischen Zwangsarbeiter marschieren täglich aus dem Ghetto zur Arbeit ins Werk

Sommer 1943 Einrichtung permanenter Lager bei den HASAG-Werken in Częstochowa, Skarżysko-Kamienna und Kielce

Juli 1943 Selektion im Werk „Pelcery“, Massenerschießungen auf dem jüdischen Friedhof von Tschenstochau

1943 4.000 jüdische HASAG Arbeiter blieben zurück

Alle Hasag-Lager zusammen beschäftigten insgesamt 15.000 Häftlinge.

August 1944 Deportation der Häftlinge des Lagers Kielce nach Auschwitz und Buchenwald; Die Fabrik in Skarżysko-Kamienna verlegte man nach Częstochowa.

Januar 1945 die Werke in Tschenstochau nach Demontage nach Deutschland.

11.000 dort arbeitende Juden überlebten den Krieg.

16.1.1945 Befreiung von Tschenstochau durch die Rote Armee

Tod des Bruders Mordka in Flossbürg/Todesmarsch

20.1.1945 Ankunft von Bruder Mordka im KL Buchenwald, Häftlingsnummer 116501, Unterbringung im Kleinen Lager Baracke 63

27.2.1945 Bruder Mordka nach Quarantäne im KL Buchenwald in das Außenlager HASAG Flössberg bei Leipzig, Code H-Fl.

Mitte April Transport der 1.144 verbliebenen Häftlinge mit der Bahn nach Mauthausen deportiert, mindestens 208 starben unterwegs.

Arie und Sara Offner auf dem Gehringshof

16.9.-20.9.1945 Arie im Gast- und Logierhaus „Zum Schwan“ in Eschwege

21.9.-18.11.1945 Arie in Wanfried bei Eschwege

November 1945 geht er in den Kibbuz Buchenwald auf dem Gehringshof

28.11.1945 Arie Fajertag in Hessen, Registrierung im DP-Center Fulda Nr. 138

15.12.1945 Lene Fajertag ebenfalls registriert im DP-Center Fulda Nr. 138

Alijah Beth auf der SS TEL HAI

Aharon Bacia verbleibt als Organisator der Alija für NOHAM in Bergen Belsen.

22.11.1945 Beratung auf dem Gehringshof mit Aharon Bacia von der NOHAM-Zentrale in Bergen Belsen und vier Soldaten der Jewish Brigade (u. a. Naftali Unger, Chaim Ben Asher) mit dem Ergebnis: die illegale Ausschleusung von 60 Ma’apilim über Bergen-Belsen , Eindhoven nach Antwerpen; in Absprache mit NOHAM-Zentrum in Bergen Belsen wird beschlossen, Delegationen in eine Reihe von DP-Camps zu entsenden, um weitere NOHAM-Mitglieder in den Kibbuz Buchenwald zu holen.

Aharon Bacia bereitet in Bergen Belsen die Unterbringung der 60 Gehringshöfer Chaluzim im DP-Camp Bergen Lager 5/60;

Mitte Dezember 1945 über 60 Chaluzim des Kibbuz Buchenwald aus Geringshof und Gersfeld werden zur Vorbereitung auf die Bricha auf Lastwagen der Jewish Brigade nach Bergen Belsen transportiert

Eine Woche später werden die Gehringshöfer in Uniformen der Jewish Brigade werden von Bergen-Belsen in Militärfahrzeugen nach Antwerpen geschleust;

Nach zwei Monaten Wartens in den zwei Quartieren der Jewish Brigade fahren sie in einem großen Militär-LKW-Konvoi nach Marseille. Mitten in der Nacht erreichte der Konvoi ein Feld in der Nähe von Marseille, wo Mitglieder der „Bricha“ und Abgesandte des „Mossad für Aliyah Bet“ warten. Nach Erhalt des Befehls fahren die Lastwagen in die Stadt ein und setzten die illegalen Einwanderer in einem französischen Flüchtlingslager ab, von wo aus sie mit französischen Armeebooten zum Hafen von „La Sieta“ transportiert wurden.  Dort gingen sie an Bord der von der Haganah gecharterten SS TEL HAI.

17.3.1946 am Abend Abreise auf der SS TEL HAI mit 743 Menschen an Bord, davon 736 illegale Einwanderer darunter etwa 300 NOHAM Mitgliedern, etwa 60 vom Gehringshof und aus Bergen-Belsen Die Überfahrt ist stürmisch, das Schiff muss in Bonifacio/Korsika und auf Kreta ein schützendes Hafen suchen

28.3.1946 Ankunft in Haifa auf der SS TEL HAI

Nach wenigen Tagen in Atlith geht die „Kibbuz Buchenwald“-Gruppe in den Kibbuz Afikim, nachdem sich die Britische Protektoratsbehörde ein letztes Mal überreden lässt, die Zahl der Ma’apilim auf die ausstehenden Zertifikatskontingente anzurechnen.

Im Kibbuz Netzer arbeitet er als Leiter der Kinderküche

Schwester Sala Fajertag 1948 im DP-Camp Bergen Hohne; oo Josef Grinblatt; 12.5.1950 via Bremen Grohn  mit Ehemann Josef und Tochter Chawa nach New York

Gedenken

Gedenktafeln an den HASAG-Werken Pelcery und Warta in Tschenstochau

20.5.1955 Pages of Testimony für die Familie von Arie Fajertag

24.10.1955 Pages of Testimony für die Familie von Schwester Sara Dimant/ Fajertag

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/67023673

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/70315892

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/67265281

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/5832259

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/67023700

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/5284327

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=3098421

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=8901712

Prisoners at Hasag Pelcery Labor Camp in Czestochowa, USHMM (4738 persons) {H}

Nurit Cohen Bacia, Die Geschichte eines Ortes, 1948-2009; O-Sonic-Press, 2009

Judith Tydor Baumel, Kibbuz Buchenwald, Hrsg. Kibbuz HaMeuhedet, Tel Aviv 1994

Zeugnisse aus dem Tal des Todes, Veteranen des Kibbuz Netzer-Sereni erzählen; Oranit Verlag, 1998

https://newrepublic.com/article/151061/road-buchenwald

https://www.jewiki.net/wiki/Netzer_Sereni

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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