Szydlowski Naftali

Naftali Szydlowski

*28.2.1910 bei Dzialoszyce; ✡ 7.10.1998

Staatsangehörigkeit polnisch

Religion jüdisch

Vater Josef Baruch Szydlowski *1876; ✡ 1937

Mutter Tamar Friedmann *1876 Dzialoszyce; ✡ 9.3.1942

Geschwister

Jona Szydlowski *1898 Dzialoszyce; ✡ 1942 in Sibirien

Koppel Szydlowski *22.10.1901 Dzialoszyce; ✡ 11.8.1999 in Bnei Brak

Itzchak Szydlowski *1902 Dzialoszyce; ✡ 1943; oo Chana Friedmann

Fradel Szydlowski *1905 Dzialoszyce; ✡ 1942; oo Menachem Silman

Gittel Tova Szydlowski ; ✡ ?; oo Natan Steinmann

Beruf Tischler

Adressen Dzialoszyce

Heirat 1951 Hella Zelnik geb. Sztimler *28.7.1920 in Krakau; ✡ 27.2.2008

Kinder

Tamar Aiza Fredel Szydlowski *1952; oo Rozen

Ayala Szydlowski; oo Beibe

Weiterer Lebensweg

1918 brechen Plünderer in das Haus ein; die Familie zieht daraufhin in die Stadt Dzialoszyce

Mit 16 wird er Mitglied in einer zionistischen Vereinigung

1929 Bis zum Verkauf der väterlichen Mühle dort tätig, dann im Getreidehandel

1931-1933 Dienst in der polnischen Armee

Auswanderung des Bruders Koppel nach Palästina

1933-1935 Hachschara- Chaluzim Ausbildung in Ostrowicz Kielecki

1935 Alija der Eltern mit Schwester Gittel; sie kehren aber wegen einer schweren Erkrankung des Vaters nach Polen zurück, an der der Vater nach der Rückkehr 1937 verstirbt.

1.9.1939 Überfall der Wehrmacht auf Polen; Naftali S. kehrt von Sosnowiec nach Dzialoszyce zurück; Einberufung in die polnische Armee in Przemysl; nach Kämpfen bei Przemysl gerät er in Kriegsgefangenschaft, wird aber schon an Jom Kippur (23.9.1939) wieder freigelassen.

Er wird in einem Nachbarort erneut in Uniform gefangengenommen; die jüdischen Kriegsgefangenen werden separiert und in einem Personenzug in ein STALAG bei Mossburg transportiert. Nach 2-3 Wochen verlegt für einen Monat in ein weiteres Lager; nach einem Monat weiter in ein Lager bei Krems; nach ein paar Wochen entlassen, mit dem Zug nach Krakau.

März 1940 Rückkehr nach Dzialoszyce

Bruder Jona geht in die Reste der polnischen Armee im russisch besetzen Lemberg; von dort wird er -wie so viele Flüchtlinge, die gegenüber den Kommunisten nicht loyal genug erscheinen und die russische Staatsbürgerschaft ablehnen – nach Sibirien deportiert und kehrt nicht zurück.

Dzialoszyce zu 90% von Juden bewohnt, wird ein vollständiges Ghetto; Männer werden zur Zwangsarbeit verpflichtet.

Naftali S. entgeht einer Deportationswelle als Arbeiter in einem Lager am Flughafen; die Mutter wird in ein Vernichtungslager deportiert.

Arbeit in einem weiteren Arbeitslager

KL Plaszow bei Krakau

Sommer 1943 nach einigen Monaten Verlegung von Naftali S. in das Lager „Jerozolimska“ bei Krakau.

Das Zwangsarbeiterlager Płaszów entstand Oktober 1942 auf dem Gelände der jüdischen Friedhöfe in der Abrahama- und der Jerozolimska-Straße in den Stadtteilen Podgorze und Wola Duchacka

Ze’ev Klein erwähnt hier den Netzer Kibbuzim Elijahu Schnitzky:

„Eliyahu Schnitsky war in einem anderen Lager, er kam für drei Tage und sagte, er wisse nicht, wie ich es dort überstanden hätte. Ein Jahr lang war es schrecklich. Wir gingen zur Arbeit außerhalb des Lagers, um innerhalb der Stadt zu arbeiten.“

Die HASAG -Lager in Tschenstochau/ Częstochowa

Sommer 1943 Einrichtung permanenter Lager bei den HASAG-Werken in Częstochowa, Skarżysko-Kamienna und Kielce

Der Rüstungskonzern HASAG mit Stammwerk in Leipzig (Metallwarenfabrik Hugo Schneider Aktiengesellschaft) übernimmt in Tschenstochau vier polnische Werke

  • Pelcery (Übernahme 22.9.1942, 4738 Zwangsarbeiter aus den umliegenden Ghettos)
  • Rakow (ab Juni 1943, Frauenlager)
  • Tschenstochowianka (ab 1943)
  • Warthe (ab Herbst 1943 übernommen)

Naftali Szydlowski verlegt ins Warthe-Lager

Die jüdischen Zwangsarbeiter marschieren täglich aus dem Ghetto zur Arbeit ins Werk

Das Konzentrationslager Buchenwald, Außenlager Laura

18.1.1945 Ankunft von Tschenstochau im KL Buchenwald; Unterbringung im Zelt im Kleinen Lager

27.1.1945 nach einer kurzen Quarantäne mit 200 polnischen Juden ins Außenlager Laura-Saalfelden

Das Außenlager „Laura“ bei Lehesten im Thüringer Schiefergebirge wurde im September 1943 eingerichtet. Im Schiefersteinbruch Untertage-Raketentriebwerkproduktion für den Rüstungsbetrieb „Vorwerk Mitte“.

Naftali Szydlowski berichtet über „Laura“:

„Zehn Tage später brachten sie uns zu einem Ort in Thüringen.In Waggons.. Sie brachten uns an einen Ort, an den ich mich nicht mehr erinnere, aber ich weiß, dass es in Thüringen war.Wir arbeiteten dort. Wir schliefen in Baracken. Wir waren die ganze Zeit hungrig. Wenn sie uns zur Arbeit brachten, stellten sie uns auf und wir gingen zur Arbeit. Zur Arbeit zu gehen bedeutete, etwa 100 Stufen hinunterzugehen. Sie setzten uns unter die Erde. Die ganze Fabrik war unterirdisch.

Ich trug Steine die Treppe hinauf.

Dann war ich in einem Reinigungskommando im Lager. Derjenige über uns war ein Untermann. Er ließ mich einmal Wasser von einem Ort holen. Es gab dort eine halbe Stunde Arbeit, und ich musste den ganzen Tag arbeiten, um zu zeigen, dass ich arbeitete.

Dann nahmen sie uns, mich und ein paar andere Leute, mit, um an einem geheimen Ort zu arbeiten: Schrauben zu öffnen, zu schließen, wieder zu öffnen – alle Arten von mechanischen Arbeiten wie diese. Dort arbeiteten wir nachts, nur nachts, und tagsüber schliefen wir.

In diesem Raum, in dem ich war, waren auch deutsche Gefangene. Zwei waren es. Sie waren unsere Kapos, aber sie waren Gefangene. Der Leiter des Lagers war ebenfalls ein Häftling. Sie waren politische Gefangene, ein „rotes Volk“. Sie behandelten uns untergeordnet.“

13.4.1945 Auflösung des Lagers Laura, Fußmarsch zum Bahnhof Wurzbach, Deportation der Häftlinge in Richtung Dachau

19.4.1945 Ankunft und Registrierung im Dachau-Außenlager Allach, Zugang von Laura-Saalfeld

25.4.1945 die Häftlinge des Außenlagers Karlsfeld werden noch mit der Bahn Richtung Garmisch nach Staltach (Iffeldorf) verschleppt; Naftali Szydlowski berichtet:

„Das Ende nahte. Sie luden die Leute auf Waggons. Es war, glaube ich, im Mai 1945, in den letzten Kriegstagen. Wir wurden auf Waggons verladen und blieben stehen. Es gab Gerüchte – ich kann es nicht überprüfen und sagen, ob es wahr ist –, dass der Deutsche, der für den Transport zuständig war, sagte, er habe keine Lokomotive, er müsse stehen bleiben und warten. Er wollte uns retten, damit sie uns nicht zu Tode bringen. Das waren Gerüchte.“

30.4.1945 Befreiung des Außenlager Allach durch die US Army

1.5.1945 Befreiung in Staltach durch die US Army

Zunächst in ein DP-Camp bei München, dann nach Aschaffenburg

25.8.1945 Registriert im DP Center Zeilsheim, im „Kibbuz“ der allzionistischen NOHAM-Gruppe, als Kibbuzsekretär aktiv

Alija beth nach Palästina

A.C. „House of Israel“ in Zeilsheim

Dort hören sie von den Bricha-Aktivitäten der Jewish Brigade, Schleuseraktionen über die grüne Grenze nach Holland und Belgien, die vom Stützpunkt in Bergen-Belsen aus organisiert wurden.

Aufgrund einer akuten Erkrankung und anderer widriger Umstände gelingt seine Bricha nicht; an der Grenze wird seine Gruppe gefasst und von Briten im Gefängnis verhört. Erst nach einigen Wochen können sie nach Intervention eines Militärrabbiners nach Bergen-Belsen zurückkehren.

Nach ein paar Wochen erfolgreiche Bricha über Österreich nach Mailand.

Sommer 1946 Alija beth von einem Adria-Hafen nach Palästina

13.8.1946 Ankunft auf der SS KATRIEL JAFFE in Haifa; das Rendezvous-Mänover mit der SS KAF GIMEL YORDEI HA‘SIRA im Mittelmeer war zuvor gescheitert; das Schiff wird von der britischen Marine aufgebracht und nach Zypern geleitet; für fünf Monate in britischem Internierungscamp auf Zypern

15.1.1947 Einreise mit der HMS OCEAN VIGOUR aus dem Camp auf Zypern

Kurze Zeit im Camp Athlit, dann nach Kiryat Shmuel.

Zunächst als Angestellter in einem Wachdienst.

14.5.1948 Unabhängigkeits-Proklamation durch David Ben Gurion, Staatsgründung Israel und Beginn des Unabhängigkeitskriegs

Durch Vermittlung lernt er Hella Zelnik in Ramla kennen.

Das Ehepaar Szydlowski wechselt in den Kibbuz „Netzer-Buchenwald“; Hella Szydlowski schreibt:

„Naftali hatte Freunde in Netzer, aus Polen und aus der Ausbildung. Er kannte Ze’ev Klein und Eliyahu Schnitzky von zu Hause, aus der Stadt Dzialoscyce bei Krakau.

„Er lernte Shelly Legin in der Ausbildung kennen und Aharon Batzia durch seinen Cousin, der ein Freund von Aharon aus der gleichen Stadt war.

„Die Freunde von Netzer wollten, dass wir kommen und waren bereit, Naftali noch drei Monate am Flughafen arbeiten zu lassen, damit wir sehen, ob es uns und vor allem mir, der ich eigentlich nicht in den Kibbuz gehen wollte, passt.

„Ich kam aus einem Handelshaus, ging auf die Handelsschule und wusste nicht, was ein Gemeinschaftsleben und ein Kibbuzleben ist. Aber Naftali wollte so sehr, dass ich zustimmte, es zu versuchen.

Später arbeitet er am Flughafen Lod International Airport. Er drängt Hella zur Geschäftsaufgabe, um mit ihr in den nahegelegenen Moshav Sitria zu gehen.

Nach einer für Ehefrau Hella positiv verlaufenen Probezeit im Kibbuz Buchenwald- Netzer gibt er seine Stellung am Flughafen auf und beide ziehen dorthin.

1951 Nach Spaltung des Kibbuzverbandes, Zuzug einer Siedlergruppe aus Giv’at Brenner, u.a. Ada Sereni, der Witwe des Givat-Gründers Enzo Sereni

Juni 1955 amtliche Anerkennung des Namens „Netzer Sereni“

Gedenken

Quellen

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/10745984

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/7248400

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/69054050

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/81981737

https://www.aussenlager-buchenwald.de/details.html?camp=46

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheitenzählung 1939

Nurit Cohen Bacia, Die Geschichte eines Ortes, 1948-2009; O-Sonic-Press, 2009

Judith Tydor Baumel, Kibbuz Buchenwald, Hrsg. Kibbuz HaMeuhedet, Tel Aviv 1994

Zeugnisse aus dem Tal der Todesfinsternis, Veteranen des Kibbuz Netzer-Sereni erzählen; Oranit Verlag, 1998

https://newrepublic.com/article/151061/road-buchenwald

https://www.jewiki.net/wiki/Netzer_Sereni

https://de.wikipedia.org/wiki/Netzer_Sereni

Home – Deutsch

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

http://www.dpcamps.org/listDPCampsbyTeamNo.pdf

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch

Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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