Falkenstein Rolf
*14.3.1917 in Recklinghausen; ✡22.3.1992 in Cincinatti
Gymnasium Petrinum Nr. 5088, von Ostern 1926 VI bis abgegangen 31.5.1933 „um den kaufmännischen Beruf zu ergreifen“
Vater Hermann Falkenstein *24.10.1883 in Grevenbroich; ✡2.7.1943 Sobibor
Mutter Henny Henrietta Fuldauer *12.4.1883; ✡2.7.1943 Sobibor
Onkel Carl Fuldauer oo Hedwig Stern
Onkel Eugen Stern *14.11.1893 in Recklinghausen (Petriner Nr. 3346); ✡ 12.7.1948 in Cleveland
Geschwister
Hilde Falkenstein *10.4.1911; 11.05.1933 NL; oo Herbert Held; ✡ 1944 in Johannesburg, Südafrika
Lieselotte Falkenstein *6.1.1914 in Recklinghausen; 10.5.1933 NL; oo Julius Simon; ✡16.5.1995 in Wassenaar, NL
Adressen Wohnt 1926/27 Luisenstr.8; 1927/28 Randebrockstr.8, 1932/33 „beim Vater“, Randebrockstraße 8, Recklinghausen; Dortmund
Heirat Myrtle Lorena Casteel *30.11.1920 in Casteel; ✡1.9.1993
Kinder
Hilde Falkenstein; oo Pride
Weitere Lebensdaten
Vater Hermann war Kaufmann, Geschäftsführer, Mitinhaber des Kaufhauses Althoff/Karstadt am Markt in Recklinghausen
1929 Verkauf des Kaufhaus Cosmann am Markt an Althoff, Tochter der Karstadt AG; Mitinhaber des Kaufhauses Althoff
1930 Althoff eröffnet den Neubau am Markt
1.4.1933 beim Aprilboykott müssen Otto Cosmann und Hermann Falkenstein ihre Anteile an die Karstadt AG verkaufen. Alle jüdischen Gesellschafter steigen auf Druck aus. Die Jüdischen Beschäftigten werden entlassen.
10.5.1933 Emigration der Schwestern Hilde und Lieselotte in die Niederlande
31.5.1933 Abmeldung vom Gymnasium Petrinum „um den kaufmännischen Beruf zu ergreifen“
31.8.1933 Rolf Falkenstein zur Ausbildung nach Wickrath, Spiersfeld, Erkelenz
Gruppenauswanderer-Lehrgut Groß Breesen
Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)
1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten (später Vorstandsvorsitz der Axel-Springer-Stiftung)
Ca. 1936 -1938 zur Hachschara nach Groß Breesen, Schlesien; freies Lehrgut für Übersee Gruppenwanderer
1938 Meckenheim, Neustr.15 bei Onkel Jakob Arensberg
22.6.1938 Ausstellung eines Visum ider US Botschaft in Stuttgart
27.8.1938 Le Havre – New York zu Onkel Carl Fuldauer (Bruder der Mutter) nach Cleveland
Heimatadresse
Die Thalhimer-Farm „Hyde Farmlands“ in Hayatol
William B. Thalhimer Warenhausbesitzer in Richmond, kaufte die Farm „Hyde Farmlands“ in Nottoway County zur landwirtschaftlichen Ausbildung jüdischer Jugendlicher für die „Virginiagruppe“ der Breesener (Chawerim aus dem Hachscharalager Groß-Breesen); von Thalhimer für die Farm eingestellter Farmmanager war W. Franken
30.4.1940 bei US Census erfasst auf der Thalhimer- Farm als „farmhand“ in Haytakol, Nottoway, Virginia mit 24 Groß Breesenern und vielen weiteren jüdischen Flüchtlingen, so auch Rolf Falkenstein aus Recklinghausen;
Als „Head“ wird Henry Cornes Heinz Kahn (HaKa) aus Eschwege geführt
1941 wird die Farm geschlossen; bei Kriegseintritt der USA gehen viele Chawerim in die US Army;
2.6.1941 Einberufung zur US Army; zu diesem Zeitpunkt: Single, Beruf: hatchery man, Adresse: Chesterfield, Virginia, USA; 21th US Infantry Division
6.5.1945 Rolf Falkenstein als Soldat der 21th US Infantry Division bei der Befreiung des KL Gunskirchen, Außenlager von Mauthausen in der Nähe von Linz; die Tochter von Rolf Falkenstein übergibt im Januar 1994 Originaldokumente vom 6.5.1945 aus dem Nachlass ihres Vaters an die American Jewish Archives in Cincinnati.
Tod 22.3.1992 in Cincinatti
Das Schicksal der Eltern
30.1.1934 Umzug der Eltern aus Recklinghausen nach Dortmund, Poststraße 11;
2.5.1937 Emigration des Ehepaar Falkenstein nach Vlissingen
Eröffnung eines Damenbekleidungsgeschäft am Zeilmarkt in Vlissingen.
1942 Zwangsschließung des Geschäftes durch die Besatzer.
1942 Umzug zur Tochter Lieselotte Simon nach Deventer
1942 Das Ehepaar Falkenstein geht mit falschen Papieren in ein Versteck
1943 Verhaftung nach Verrat des Verstecks durch einen Spitzel
18.6.1943 im Judendurchgangslager Westerbork Strafbaracke 67;
bereits am 29.6.1943 auf den nächsten Transport nach Sobibor gesetzt, die jeweils dienstags aus Westerbork abgingen; dies widerfuhr vor allem gefassten „Onderduikern“ und auch anderen bei kleineren Verstößen gegen die Auflagen der Besatzer.
2.7.1943 Tod der Eltern im Vernichtungslager Sobibor
Überleben der Familie der Schwester Lieselotte
1.7.1942 Ehemann Julius „gesperrt“ für Deportation vom Judenrat als Direktor der „Twentol“ Öle und Fette und Leiter der Sozialen Dienste in Deventer, u.a. Vorsitzender des Joodse Raad in Deventer. Die Familie Simon bleibt lange von Deportationen verschont, da Berends, ein früherer Mitarbeiter der „Twentol“, als Angehöriger des SD, der selber aber kein Antisemit ist, die schützende Hand über sie hält. Sie werden zweimal verhaftet, kommen aber nach Intervention Berends wieder frei.
Dann müssen sie untertauchen, unter verschiedenen Adressen in Deventer
24.1.1944 Flucht über Hulst nach Belgien und weiter mit den Söhnen in die Schweiz
12.2.1944 Grenzübertritt, Registrierung der Familie Simon in der Schweiz
Juli 1945 Rückkehr von Lieselotte mit Familie nach Deventer
Gedenken
25.3.1992 Beisetzung auf dem Spring Grove Cemetery, Cincinnati, Hamilton, Ohio
Quellen
Jan Henning Peters, Jüdische Schüler am Gymnasium Petrinum in Recklinghausen, Vestische Zeitschrift Bd 88/89, 1989/1990
Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985
https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia
https://www.joodsmonument.nl/nl/page/495057/hermann-falkenstein-and-his-family
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6204); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
Werner Schneider, Jüdische Einwohner Recklinghausens 1816-1945, in: 750 Jahre Stadt Recklinghausen. 1236-1986, hrsg. von Werner Burghardt, Recklinghausen 1986
Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945
Gedenkbuch Opfer und Stätten der Herrschaft, der Verfolgung und des Widerstandes in Recklinghausen 1933-1945
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Ausbürgerung Rolf Falkenstein (Reichsanzeiger 1933-1945, Liste 144)
Ellis Island und andere New York Passagierlisten, 1820-1957
Volkszählung 1940 USA
U. S. Zweiter Weltkrieg Einberufung Register
U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)