Ruth Sofie Bischofswerder geb. Lilienfeld
*28.11.1917 in Recklinghausen; ✡ Sept 1944 Riga Kaiserwald
Vater Otto Lilienfeld *19.9.1878 in Essen; ✡27.6.1942 Ghetto Lodz
Mutter Meta Meyer 26.7.1887 in Koblenz; ✡20.8.1942 Ghetto Lodz
Schwester
Hilde Lilienfeld *13.7.1912 in Recklinghausen ; ✡Sept 1942 in Kulmhof
Heirat 5.12.1941 Rolf Bischofswerder *14.12.1913 in Dortmund, Arzt am israelitischen Asyl, Krankenhaus Köln; ✡ erschossen Riga Bikernieki Sept 1944
Adressen Recklinghausen, Hohenzollernstr.6; Köln, Ottostraße 85
Weitere Lebensdaten
1929 – 1937 Lyceum in Recklinghausen
1.4.1937 nach Köln Ehrenfeld israelitisches Krankenhaus zur Ausbildung als Krankenschwester zusammen mit ihrer Freundin Anneliese Markus
5.12.1941 Heirat wegen der anstehenden Deportation
7. 12.1941 Transport Köln – Riga Ghetto
10.12.1941 Ankunft Bahnhof Skirotawa
1.11.1943 Auflösung des Ghetto Riga; KZ Kaiserwald
Gescheiterte Flucht – Das Netzwerk des Janis Lipke
Frau Dr. Katrin Reichelt in einem Vortrag am 15.11.2011:
„Der bekannteste Fall der Rettung von Juden war das hochorganisierte Netzwerk des Rigaer Hafenarbeiters Zanis Lipke, der in einer jahrelangen waghalsigen Aktion 56 verfolgten Juden das Leben rettete. Aus den wenigen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln baute er ein weitverzweigtes Netz von vertrauenswürdigen Personen auf, mit deren Hilfe er längerfristige Unterkunft und Verpflegung für die Verfolgten organisieren konnte. Er und seine Männer schreckten auch nicht davor zurück, sich Judensterne an die Kleidung zu heften, ins Ghetto einzudringen und auf diese Weise Juden die Flucht aus dem Ghetto zu ermöglichen. … Im Jahr 1977 wurde Lipke in Jerusalem mit der „Medaille der Gerechten“ für seine selbstlosen Taten gewürdigt.„
September 1944 bei Auflösung Riga Kaiserwald Fluchtversuch zusammen mit ihren Mann und Lotte Adler sowie Regina Schwarz aus Wien; sie sollten am Hafen mit Hilfe des Letten Janis Lipke in eine nahegelegene Wohnung geführt werden, werden aber von einer Streife festgenommen und ins KL Kaiserwald gebracht.
Gertrude Schneider schreibt:
„Dr. Bischofswerder, seine Frau Ruth, deren Bekannte Lotte Adler und eine Frau aus Wien, Regina Schwarz, flüchteten vom KZ Kaiserwald im September 1944, als sie zu einem Arbeitskommando in die Stadt geschickt wurden. Frau Schwarz hatte diese Flucht mit dem Letten Janis Lipke einige Tage vorher arrangiert. Wie beschlossen kam Lipke zum Hafen, wo die vier arbeiteten und auf ihn warteten. Da er nur einen nach dem anderen mitnehmen konnte,nahm er Regina Schwarz als Erste und brachte sie in eine nahegelegene Wohnung. Als er nach zirka einer halben Stunde zum Hafen zurückkam, sah er zu seinem Entsetzen, dass eine Streife die drei anderen festgenommen hatte. Sie kamen in das KZ Kaiserwald zurück. Nachdem man die beiden Frauen erschossen hatte, warf man ihre Körper auf einen LKW, auf dem bereits der Arzt stand, angekettet an neun lettische Juden.Alle wurden in den Wald zum „Kommando Stützpunkt“ gebracht. Nach einer Woche grausiger Arbeit, nämlich dem Ausgraben und Verbrennen von Leichen ermordeter Juden, wurden auch sie getötet und verbrannt.“
Quellen
Willi Hagemann, Höhere Mädchenbildung und jüdische Schülerinnen in Recklinghausen von 1866 bis 1938/39, in: Vestische Zeitschrift 90/91 (1991/92), hg. v. Werner Burghardt, S. 231-244, S. 233
https://www.riga-komitee.eu/historie/lettland-unter-deutscher-besatzung-1941-1944
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Jan Henning Peters, Jüdische Schüler am Gymnasium Petrinum in Recklinghausen, Vestische Zeitschrift Bd 88/89, 1989/1990
Georg Möllers / Jürgen Pohl: Abgemeldet nach „unbekannt“ 1942, Die Deportation der Juden aus dem Vest Recklinghausen nach Riga, hrsg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Recklinghausen, Klartext Verlag, Essen 2013, S. 18
Jüdische Einwohner Recklinghausens, Sta Re III 6519, 6520
Georg Möllers Biografie Lilienfeld/Bischofswerder
https://eservice2.gkd-re.de/selfdbinter320/DokumentServlet?dokumentenname=545-376fieldDokument1.pdf
Werner Schneider, Jüdische Einwohner Recklinghausens 1816-1945, in: 750 Jahre Stadt Recklinghausen. 1236-1986, hrsg. von Werner Burghardt, Recklinghausen 1986
Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945
Gedenkbuch Opfer und Stätten der Herrschaft, der Verfolgung und des Widerstandes in Recklinghausen 1933-1945
Deutsche Minderheiten Volkszählung 1939
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html.de?id=843343
Otto Gertzen, Gedenkblatt Rolf Bischofswerder
Schmalhausen, Bernd, Dr. Rolf Bischofswerder, Leben und Sterben eines jüdischen Arztes aus Dortmund, Bottrop/Essen 1998