Adler Lotte

Lotte Charlotte Adler

*12.8.1923 in Düsseldorf; ✡ September 1944 in Riga

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater Viktor Adler *13.2.1890 in Gudensberg; ✡21.3.1991 in New York

Mutter Selma Cohen; ✡ August 1923 in Düsseldorf

Geschwister –

Stiefmutter Bessy Stern *14.9.1904 in Leusel; 4.1.1992 in Palm Beach

Halbgeschwister

Karl-Heinz Adler *27.5.1927 in Düsseldorf; ✡2019 oo Edwina Hornyak-Evans

Ilse Adler *1931

Verwandte der Mutter Selma Cohen

Großeltern Josef Cohen (1857, ✡29.8.1942 Theresienstadt) und Julia Bernhard (1863-1884), zweite Ehe mit deren Schwester Selma Bernhard (*1865)

Tanten

Else Stern geb. Cohen *16.11.1886; ✡29.12.1944 in Stutthof; oo Eugen Stern (*11.2.1880 in Langendreer; ✡ in Riga)

Tante Anna Bernhard geb. Cohen *4.1.1892 in Düsseldorf; ✡ 9.10.1944 in Auschwitz; oo Siegfried Bernhard (letzter Vorsitzender der Synagogengemeinde Dinslaken)

Cousin Henry Bernhard *ca 1925 in Dinslaken; Überlebender

Onkel Alfred Stern *11.2.1880 in Langendreer, Zwillingsbruder des Eugen Stern; bd. ✡ in Riga)

Cousin Klaus Stern *7.5.1921 in Breslau; Hachschara in Neuendorf; Auschwitz-Überlebender

Verwandte des Vaters Viktor Adler

Großvater Kaufmann Sally Adler *26.1.1856 in Gudensberg; Metzger

Großmutter Lina Blach *17.5.1859 in Schwarzenborn; ✡29.6.1898 in Gudensberg

Stiefgroßmutter Bertha Kahn

Tanten

Bernhardine Adler *30.4.1884 in Gudensberg; März 1978 in Long Beach; oo Salomon Isenberg

Hedwig Adler *18.3.1885 in Gudensberg; oo Hitzel; Überlebende

Mathilde Adler *15.7.1886 in Gudensberg; ✡1942 Auschwitz; oo Sally Cussel *25.10.1887 in Meinersen; ✡1942 Auschwitz; deren Kinder Lina und Hans Cussel

Cousine Lina Cussel *30.9.1913 in Langendreer; ✡1942 Auschwitz; oo Lindt

Cousin Hans Cussel *1.10.1920 in Langendreer, Bochum; ✡1942 Auschwitz

Onkel

Siegfried Adler *14.5.1888 in Gudensberg; ✡24.12.1971 in New York; oo Selma Grünbaum

Albert Adler *27.5.1893 in Gudensberg; ✡August 1978 in New York; 1924 ooErna Stern

Ernst Adler *27.5.1896 in Gudensberg; ✡10.2.1965; oo1924 Erna Stern (*1903 in Leusel)

Kinder aus der zweiten Ehe des Kaufmann Adler mit Bertha Kahn

Cäcilia Adler *19.9.1900 in Gudensberg; ✡26.2.1991 Staten Island; oo Max Lilienfeld

Arthur Adler *23.1.1905; Emigration nach Argentinien

Beruf Näherin

Adressen Düsseldorf, München Gladbach, Lüpertzender Straße 40, Staufenstraße 14, Franz-Gielenstraße 10

Heirat ledig

Kinder –

Weiterer Lebensweg

Vater Viktor betreibt in Düsseldorf drei Süßwarengeschäfte  ( Schadowstraße 57, Graf-Adolf-Straße 46, Friedrichstraße 17)

1911 Tante Mathilde Adler führt in Langendreer ein Putzgeschäft, später kommt das Schokoladenhaus Adler auf der Kaiserstraße 174 hinzu, Verkauf von Schokoladen, Kaffee, Tee und Konfitüren.

August 1923 in Düsseldorf Mutter Selma stirbt im Wochenbett nach Lottes Geburt; Vater Viktor gibt die Tochter an die Schwester der Mutter Else Stern in München-Gladbach, die Lotte in den nächsten Jahren großzieht

30.9.1924 Onkel Ernst Adler heiratet in Leusel Erna Stern, die Schwester der späteren Stiefmutter

10.5.1925 zweite Ehe des Vaters mit Bessy (Elisabeth) Stern aus Leusel

18.-30.6.1935 Emigration von Tante Cäcilia, Ehemann Max und Sohn Claus Lilienfeld auf der SS KÖNIGSTEIN von Antwerpen nach New York

Heimatadresse Muter Berta Adler in Kassel

10.11.1938 Novemberpogrom in Düsseldorf; Geschäftsaufgabe des Vaters

8.-15.12.1938 Emigration des Vaters mit Stiefmutter Bessie und Halbgeschwistern Karl-Heinz und Ilse auf der SS NIEUW AMSTERDAM von Rotterdam nach New York

Heimatadresse ist der Vater der Stiefmutter S. Stern in Düsseldorf

Lotte entscheidet sich, bei ihren Pflegeeltern Else und Eugen Stern zu bleiben.

8.6.1939 Zuzug aus Düsseldorf zu Tante Else Stern nach München-Gladbach

Juli 1939 Umzug mit ihren Pflegeeltern Else und Eugen Stern in die Staufenstraße 14

Umzug mit den Pflegeeltern Else und Eugen Stern in die Franz-Gielenstraße 10

17.4.1940 Vater Viktor mit Bessie, Karl-Heinz und Ilse in New York bei US Volkszählung

November 1941 Zustellung des Deportationsbescheid für Lotte Adler und Else und Eugen Stern

10.12.1941 Sammeltransport nach Düsseldorf; Verbringung in die Viehhallen des früheren städtischen Schlachthofs in Düsseldorf-Derendorf

11.12.1941 Transport von Lotte Adler ab Düsseldorf-Derendorf im Zug Da38 mit Else und Eugen Stern, dessen Zwillingsbruder Alfred und dessen Tochter Renate Stern nach Riga- Skirotawa

Transportleiter Paul Salitter (*15.12.1898 in Labellen), Hauptmann der Schutzpolizei Düsseldorf in seinem Bericht:

„Der für den 11.12.1941 vorgesehene Judentransport umfasste 1007 Juden aus den Städten Duisburg, Krefeld, mehreren kleineren Städten und Landgemeinden des rhein.westf. Industriegebietes. Düsseldorf war nur mit 19 Juden vertreten… Die Ablassung des Transportes war für 9,30 Uhr vorgesehen, weshalb die Juden bereits ab 4 Uhr an der Verladerampe zur Verladung bereitgestellt waren… Die Verladung war gegen 10,15 Uhr beendet. Nach mehrmaligem Rangieren verließ der Zug dann gegen 10,30 Uhr den Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf in Richtung Wuppertal…“

13.12.1941 Ankunft in Riga Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto

Unterbringung im Düsseldorfer Haus

September 1944 Fluchtversuch von Lotte Adler aus einem Außen-Arbeitskommando KL Kaiserwald im Hafen von Riga mit Ruth und Dr. Rolf Bischofswerder sowie Regina Schwarz fliegt auf. Ruth Lilienfeld ist eine Verwandte aus der Familie Adler. Ruth und Lotte werden in Kaiserwald erschossen. Rolf Bischofswerder wird im Stützkommando Hochwald von Bikernieki zum Ausgraben und Verbrennen von Leichen eingesetzt und zuletzt erschossen. Regina Schwarz überlebt im Versteck.

Gertrude Schneider schreibt:

„Dr. Bischofswerder, seine Frau Ruth, deren Bekannte Lotte Adler und eine Frau aus Wien, Regina Schwarz, flüchteten vom KZ Kaiserwald im September 1944, als sie zu einem Arbeitskommando in die Stadt geschickt wurden. Frau Schwarz hatte diese Flucht mit dem Letten Janis Lipke einige Tage vorher arrangiert. Wie beschlossen kam Lipke zum Hafen, wo die vier arbeiteten und auf ihn warteten. Da er nur einen nach dem anderen mitnehmen konnte,nahm er Regina Schwarz als Erste und brachte sie in eine nahegelegene Wohnung. Als er nach zirka einer halben Stunde zum Hafen zurückkam, sah er zu seinem Entsetzen, dass eine Streife die drei anderen festgenommen hatte. Sie kamen in das KZ Kaiserwald zurück. Nachdem man die beiden Frauen erschossen hatte, warf man ihre Körper auf einen LKW, auf dem bereits der Arzt stand, angekettet an neun lettische Juden.Alle wurden in den Wald zum „Kommando Stützpunkt“ gebracht. Nach einer Woche grausiger Arbeit, nämlich dem Ausgraben und Verbrennen von Leichen ermordeter Juden, wurden auch sie getötet und verbrannt.“

Gedenken

Grabstein der Großmutter Lina Blach/Adler auf dem Jüdischen Friedhof in Obervorschütz in Hessen

27.4.1978 Pages of Testimony für Alfred, Hedwig und Renate Stern durch Sohn/Bruder Klaus Stern

10.4.1999 Page of Testimony von Cousin Henry Bernhard

13.11.2007 Stolpersteine für Lotte Adler und ihre Pflegeeltern Eugen und Else Stern in Mönchengladbach, Lüpertzender Straße 40

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de828681

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1561112

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1571353

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411211-1.jpg

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11199071

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6174); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6260); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

Volkszählung 1940 der Vereinigten Staaten

Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008

Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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