Mathilde Butter
*17.3.1909 in Köln; ✡13.8.1987 in Minden
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater unbekannt
Mutter unbekannt
Geschwister
Jakob Butter *13.5.1904 in Köln;
13.2.1945 mit Tr XI/5 Münster-> Theresienstadt ( Mischehen-Aktion) überlebt
Paula Butter *12.8.1907 in Köln; oo Ludwig Fernich
Anna Butter* 10.9.1910 in Köln; oo Herbert Schultz
Beruf Köchin; Näherin
Adressen Köln; Minden, Königstraße 37
Heirat ledig
Weiterer Lebensweg
1929 Lehre als Hotelköchin in der Gastwirtschaft „Simeonshalle“, Pächter Fritz Twelsing
Dez.1931 gekündigt wegen Pächterwechsel; neuer Pächter SA-Mann,
Findet keine Anschlusstelle¸ kein Ausbildungsabschluss
Bis 1941 als Haushaltshilfe, häufige Wechsel wegen Emigration oder Verarmung der jüdischen Familien
1941 Haushaltshilfe bei der Familie des früheren Bankier Aronstein mit der sie auch deportiert wird
13.12.41 Deportation Münster-Osnabrück-Bielefeld-Riga 13.12.41
16.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
Mitte 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
November 1943 Mathilde ins Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
10.4.1944 zurück ins Stammlager Kaiserwald
1.6.1944 Außenlager der AEG in Riga Strasdenhof in der Widzemer Chaussee, in der dortigen Anodenwerkstatt „Anodenfabrik“
Wegen schwerer Bleivergiftung ins Lazarett (Lenta?)
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
30.8.1944 Auflösung des Außenlager der AEG in Riga Strasdenhof
September wieder ABA 701 in Mühlgraben
29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau
SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen
22.10.1944 Fliegerangriff auf Liebau mit zwei Toten unter den Häftlingen
22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen
2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“
13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne
8.6.1945 IRC-Recreation-Camp, Holsbybrunn Lidingo Schweden
Dez. 1945 nach Ryds Brunn Camp
1946 Suchanfrage von Schwester Anna Schultz nach Paula und Ludwig Fernich beim WJC Stockholm
1953 Deutsche Staatsbürgerschaft
1954 Rückkehr nach Minden
1955 Arbeitssuche; Stelle als Näherin nicht bekommen, weil sie Jüdin ist
1956 Wiedergutmachungsverfahren
Lebt bei ihrer Schwester Anna und deren Mann Herbert Schultz in Minden
13.8.1987 Tod in Minden; Sterbeurkunde Minden 860/1987
Bruder Jakob Mitbegründer der ersten jüdische Gemeinde in NRW
1945 Bruder Jakob als Mitbegründer der ersten jüdische Gemeinde in NRW nach dem 2. Weltkrieg in Herford. Es bestand noch der Friedhof und das Gemeindehaus.
Im ehemaligen Gemeindehaus wurde ein Synagogenraum für die Juden aus Herford und Minden eingerichtet. Wegen der zu geringen Mitgliedschaftfusionierte die jüdische Gemeinde Herfords später mit der Detmolder Gemeinde.
1945–1959 war Hans Grabowski Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Herford. 1962 gehörten Herbert Heinemann und Jakob Butter dem Vorstand an.
Gedenken
Bruder Jakob Butter und seine Frau Erna liegen in Herford auf dem jüdischen Friedhof.
Quellen
Hans-Werner Dirks und Kristan Kossack, Rigaer Ghetto überlebt und zurückgekehrt, Mindener Tageblatt, 23.2.2008
https://www.statistik-des-holocaust.de/XI5-1.jpg
https://juedisches-leben.kommunalarchiv-minden.de/getperson.php?personID=I3512&tree=jews
https://www.lwl.org/hiko-download/OA_DT/Herford_(Brade)_406-418.pdf
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411213_Bielefeld14.jpg
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939 https://www.mappingthelives.org/
Standesamt Minden, Sterbeurkunde Nr. 860/1987
https://collections.arolsen-archives.org/archive/5027473/?p=1&s=Butter%201904&doc_id=5027473
Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020 Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020