Berthold Schiff
*16.2.1886 in Gladenbach; +5.6.1956 in Kassel
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Willi Schiff *24.11.1856 in Gladenbach; Handelsmann; oo 4.7.1883; +11.9.1928 in Gladenbach
Mutter Franziska Fanny Michel *15.11.1857 in Gladenbach; +1.3.1930 in Gladenbach
Geschwister
Moses Schiff *10.6.1884 in Gladenbach; oo Emmy Prager; +12.3.1927 in Gladenbach
Siegfried Schiff *20.3.1891 in Gladenbach; + 22.6.1915 kriegsgefallen im 1. WK
Großcousin Adolf Schiff, Gruppenältester Kassel *1.11.1888 in Oberthulba; +30.7.1943 in Riga
Beruf Pferdehändler
Adressen Gladenbach, Lutherstraße 9; Kassel Admiral-Scheer-Straße
Heirat ledig
Weiterer Lebensweg
Bis 1940 Gladenbach, Lutherstraße 9
4.12.1940 -9.12.1941 in Kassel gemeldet, wohnt bei Familie Bertha Rosenbach (auch Nordmark)
„Auswanderungshelfer“
7.12. 1941 Kassel, Sammellager Turnhalle Wörthschule Schillerstraße
9.12.1941 Kassel Transport nach Skirotawa, Riga
12.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
Wochenlange Internierung im Zentralgefängnis Riga
November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau
SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit in der Schuhfabrik, im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen
22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen
22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg;
10 junge Männer bleiben bei der SS in Libau zurück und werden am 9.5.1945 in Libau befreit
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen
2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“
13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne
8.6.1945 Holsbybrunn, Ausländerheim der Schwedischen Ausländerkommission
Dez. 1945 nach Ryds Brunn Ausländerlager, Flüchtlingsheim
Nach 1947 Rückkehr nach Kassel
Antrag auf „Wiedergutmachung“ in Kassel wird zunächst abgelehnt
5.6.1956 Tod in Kassel
Gedenken
Quellen
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411209-18.jpg
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939 https://www.mappingthelives.org/
Deutsche Verlustlisten vom 20.7.1915 Seite 7711
Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020