Kaufmann Alfred

Alfred Kaufmann

*6.1.1911 in Korbach; ✡14.11.1973

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater Rudolf Kaufmann *23.11.1878 in Zierenberg, Wolfhagen; Kaufmann; ✡3.6.1942 Izbica, Sobibor

Heirat der Eltern 15.8.1904

Mutter Henriette Schartenberg *23.5.1880 in Zierenberg; ✡3.6.1942 Izbica, Sobibor

Geschwister

Siegfried Kaufmann *30.8.1905 in Zierenberg; ✡21.6.1979 in Kassel; oo Gertrud Katzenstein;

Beruf ?

Adressen Korbach, Orpetalerstraße 50; Kassel, Parkstraße 30, gemeinsame Wohnung mit Berta Speier

Ghettoheirat 1942 Berta Kaufmann geb. Speier *25.2.1906 in Hannover

Kinder

Peter Rudi Josef Kaufmann *9.12.1946 in Korbach

Brigitte Helga Kaufmann *15.2.1950 in Korbach

Weiterer Lebensweg

10.8.1937 abgemeldet von Korbach nach Kassel

9./10.11.1938 „Schutzhaft“ im Novemberpogrom, 300 jüdische Männer ins KL Buchenwald

21.1.1939 Entlassen aus Buchenwald

17.5.1939 in Korbach mit den Eltern Rudolf und Henni Kaufmann bei Minderheiten-Volkszählung

18.11.1941 „Besprechung über die Judenevakuierung“ im Sitzungssaal des Oberpräsidiums Kassel

20. 11.1941 Vermögenserklärung zugeschickt, bis zum 25. 11 ausgefüllt bei der Gestapo vorzulegen

„von der Gestapo in Kassel schriftlich zur Wilhelmshöher Allee vorgeladen“

6.12.1941 Verhaftung, Verbringung in die Turnhalle Schillerstraße mit der Verlobten Berta Speier

9.12.1941 1012 Juden in einer großen Kolonne zum Kasseler Hauptbahnhof

Marschweg der 1012 Juden durch Kassel 9.12.1941, Transport von Gleis 13 nach Riga- Skirotawa

Nachmittags Abfahrt des Zugs DA36 über Berlin, Breslau, Posen, Königsberg, Tilsit nach Riga

12.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga

Unterwegs alle 17-45-jährigen Männer selektiert, Fußmarsch nach Salaspils

Alfred Barackenältester und Lagerordnungsdienst in Salaspils

Ghettoheirat mit Berta Speier

Juli 1942 Alfred und Bruder Siegfried verlegt von Salaspils ins Ghetto Riga

Eingesetzt als Ghettopolizist im großen Ghetto

Alfred Kaufmann berichtet als Zeuge im Prozess gegen SS-Untersturmführer Kurt Migge, Verwalter des Lebensmitteldepots im Ghetto Riga, dass er Migges Mantel von Blutflecken reinigen musste, nach dessen Beteiligung an der Erschiessung der lettischen Ordnungspolizisten auf dem „Blechplatz“ im Ghetto 28.10.1942.

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos, Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

6.8.-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig

17.8.1944 Transport von Stutthof mit Bruder Siegfried in das KL Sachsenhausen

Im KL Sachsenhausen werden die Brüder Alfred und Siegfried vom politischen Gefangenen Fritz Altenhein auch mit Nahrung unterstützt.

Der Todesmarsch von Sachsenhausen

21.4.1945 Bei unmittelbar bevorstehender Befreiung durch herannahende Rote Armee beginnt die Lager-SS 33.000 der noch verbliebenen 36.000 Häftlinge in 500er Gruppen nach Nordwesten auf den Evakuierungsmarsch zu schicken.

Die skandinavischen Häftlinge sind bereits mit den Weißen Bussen auf dem Weg nach Dänemark und Schweden, etwa 3000 Kranke, Ärzte und Pfleger bleiben zurück. Auf den Todesmärschen kommen über 6000 um.

Nur die ersten Kolonnen erhielten noch Lebensmittel. Die Häftlinge mussten täglich 20 bis 40 Kilometer zurücklegen. Das Internationale Rote Kreuz konnte durch Verteilung von Lebensmittel-Paketen viele Häftlinge retten. Wer nicht mehr weiterkonnte, wurde von der SS erschossen. Über 6000 kamen auf dem Marsch um.

22. /23. 4.1945 die Rote Armee und polnische Einheiten befreien das Hauptlager.

Etwa 18.000 Häftlinge lagerten auf dem Todesmarsch vom 23. bis 29. April 1945 im Belower Wald, dem Stadtforst von Wittstock. Auf dem Weitermarsch verschwanden die begleitenden Wachmannschaften; in der Gegend von zwischen Parchim und Schwerin trafen die Marschkolonnen auf ihre Befreier der US Army und der Roten Armee.

Mitgefangener Fritz Altenhein hatte sich bereits am 30.4.1945 im Wald von Below abgesetzt.

23.7.1945 in Korbach angemeldet, aus dem KL Bergen-Belsen kommend

9.12.1946 Sohn Peter wird in Korbach geboren

1950 Alfred und Siegfried Kaufmann wohnen mit Familien in Korbach, Prof.-Kümmell-Straße 5

14.11.1973 Tod

Quellen

Hessisches Personenstandsregister, 1849-1931, Sta Zierenberg Heiraten Nr. 8 aus 1904

Hessisches Personenstandsregister, 1849-1931, Sta Zierenberg Geburten Nr. 28 aus 1880

Marion Lilienthal, Deportation und Ausplünderung der Korbacher Juden, Korbach 2013

http://www.gedenkportal-korbach.de/bruederkaufmann.html

http://www.gedenkportal-korbach.de/pdf/deportation.pdf

Zeugenaussage Wolf Hirsch im Prozess gegen Bovensiepen und andere Stapomänner aus Berlin, S. 44

Zeugenaussage Joel Julius Rosengarten im Prozess gegen Bovensiepen u.a., S. 136-139

https://www.dropbox.com/sh/6abe929dzx9fwi6/AAAyj2j4lHu4BTHcZ9U1qSzLa?dl=0&preview=TR+19-065+Ghetto+Riga+Aussagen+-+Geschichte.pdf

https://collections.arolsen-archives.org/en/archive/6252912/?p=1&doc_id=6252913

https://collections.arolsen-archives.org/en/archive/70443332/?p=1&s=Kaufmann%201911&doc_id=70443332

https://collections.arolsen-archives.org/en/archive/70475397/?p=1&s=Kaufmann%201911&doc_id=70475397

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411209-10.jpg

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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