Gert Vollmann
* 30.7.1922 in Hamm; +13.10.2004 in Purmerend, NL
Staatsangehörigkeit deutsch
Vater Siegbert Vollmann *23.8.1882 in Steinbach-Hallenberg; +25.7.1954 Herzinfarkt; jüdischer Friedhof Bochum
Mutter Emmy Heitmann *9.9.1886 Hoberge, Bielefeld, evangelisch; +13.4.1978 in Bochum , postop.
Onkel Simon Vollmann *3.6.1873 in Schwarza; +14.3.1944 in Theresienstadt
Tante Fanny Vollmann geb Buschhoff *18.1.1876; Freiheitstransport nach St.Gallen
Cousine *14.7.1922 in Lübeck; ✡ 15.7.1943 At Tall Al Kabir, Ismailia krank beim Militärdienst ATS der Royal Army
Geschwister-
Beruf Drogist
Adressen Bochum, Alsenstraße 47
Heirat 7.6.1945 in Zaandam Regine Maria Barbara Petersen * ; +3.1.2020
Kinder
Frank Vollmann *1946
Annelies Vollmann *1949
Margreet Vollmann *1951
Weiterer Lebensweg
1.10.1928 Vater als Angestellter im Kaufhaus Alsberg, ab 1933 Kortum, Abteilungsleiter, Einkäufer
31.7.1935 Vater bei Kortum auf Druck der NSDAP entlassen
Besuch der Goethe-Oberrealschule in Berlin
Juli 1937 Abgang aus der Goethe-Oberrealschule
1938 in einem Hachschara-Lehrgut bei Berlin
Dezember 1938 Abwicklung des Textilunternehmens des Vaters
4.1.1939 Transport von Bochum nach Bielefeld dort Zustieg in den Zug
4.1.1939 Kindertransport Leipzig-Berlin- Bielefeld-Rheine nach Amsterdam
4.1.1939 in Amsterdam wurden drei Gruppen gebildet
– Dommelhuis Eindhoven nur Jungen
– Losser K.L. Smitoord nur Mädchen
– Zeehuis Bergen aan Zee gemischt Jungen und Mädchen
5.1.1939 Dommelhuis, Jonckbloetlaan 13, Eindhoven mit den Bochumern Kurt Hirschberger, Karl-Heinz Menzel und Kurt Pollack: Die Mutter Emmy besucht ihn dort noch 1939.
17.5.1939 Eltern in Bochum bei Minderheiten-Volkszählung
28.11.1939 Werkdorp Wieringen, Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen)
20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD Amsterdam; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd berichtet darüber:
„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform (Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam) und Barbie in Zivil (Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam). Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“
Gert kommt bei Alice und Walter Labowski unter, wo er seine spätere Frau Barbara Petersen kennenlernt.
14.5.1941 Eine Explosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam ist Anlass für Verhaftungswelle.
11.6.1941 SS-Obersturmführer Barbie erschleicht sich durch Täuschung des Judenrats die Adresslisten der „Werkdorper“
11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 Jugendliche, davon die „Juni-Groep“ der 61 „Werkdorper“, in Schoorl inhaftiert, 4 werden freigelassen, 57 in das KL Mauthausen deportiert, keiner überlebt das Jahr 1941
Gert Vollmann ist Zeuge dieser Aktion, er entkommt, da er bei der Razzia für einen Koch Essensportionen austrägt und anschließend für vier Wochen bei Studenten im Widerstand untertaucht.
Gerd schließt sich einer Widerstandsgruppe an, unterhält eine Telefonzentrale für die Gruppe in seinem Geschäft.
Kann verhindern, dass in seinen Pass das „J“ eingestempelt wird, weil er nachweisen kann, dass seine Mutter keine Jüdin ist
25.8.1944 Kurzfristig verhaftet, die letzten Monate mit Unterstützung eines deutschen Besatzers aus Bochum untergetaucht
12.5.1943-1.6.1944 Vater Siegbert im Arbeitslager Kamen
2.6.-28.9.1944 Vater im Arbeitslager Oestrich
28.9. 1944 „Mischlingsaktion“, Vater Siegbert über Dortmund nach Weißenfels, dann Halle
2.11.1944 Ein Teil der Halle-Gruppe nach Theresienstadt, der kleinere Teil nach Berlin
2.11.1944 bis 2.5.1945 Vater im Gestapointernierungslager Berlin, ehemaliges Jüdisches Krankenhaus, Iranische Straße
7.6.1945 Heirat in Zaandam
8.8.1945 Vater Siegbert kehrt nach Bochum zurück, bis zu seinem Tod 1954 engagierter Obmann der jüdischen Überlebenden Bochums
Parfumerie Drogisterij Maria Barbara, Zuiddijk 34 Zaandam mit Artikeln seines Schwiegervaters Hein Petersen
Gedenken
Beide Eltern auf dem jüdischen Friedhof in Bochum beigesetzt
Quellen
Mein besonderer Dank gilt Annelies Vollmann für die Fotos und die Informationen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
www.dokin.nl/surviving_children/gert-vollmann-born-30-jul-1922/
Hubert Schneider, Die Entjudung des Wohnraums: Judenhäuser in Bochum; Münster, 2010
Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000
Manfred Keller, Spuren im Stein, ein Bochumer Friedhof als Spiegel jüdischer Geschichte, 1997
Barbara Petersen-Vollmann, Erinnerungen, in Erinnern für die Zukunft Nr. 9, Bochum, 2005
Vielen dank für ihre beitragen, Franz-Josef! Hubert Schneider hat soviel untersucht und geschrieben, soviel bedeutet für die Erinnerung an meinen Grossvater, Vater und Familie. Wie schön ist es das Sie jetzt weiter arbeiten! Die Familie die meinen Vater aufnahm, nachdem Er in Amsterdam freigelassen war, hatte die name Labowski (Walter und Alice).