Ludwig Gutmann
* 25.6.1902 in Schwanfeld; +1.2.1984 in Schwanfeld
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Louis Gutmann *21.10.1873 in Schwanfeld; 23.9.1942 nach Theresienstadt; +10.5.1943 in Theresienstadt
Mutter Julie Stein *10.5.1877 in Thüngen, Bayern; +9.12.1930
Geschwister –
Cousine Erna Gutmann *4.5.1908 in Schwanfeld; 17.6.1943 deportiert nach Izbica
Beruf Landwirt
Adressen
Heirat
1.Ehe Therese Thekla Schwab *27.2.1908 in Rimpar, Würzburg
Sohn aus erster Ehe Gert Samuel Gutmann *16.2.1932 in Schwanfeld; +26.3.1942 in Riga Bikernieki
2.Ehe 1959 in Schwanfeld Lisbeth Baumann geb. Wolf *14.3.1914
Zwei Stiefkinder Baumann
Weiterer Lebensweg
Seit 1929 Mitinhaber des Familiengeschäfts, drei Wohnhäuser und 40 Ackergrundstücke
9.11.1938 „Schutzhaft“ im Novemberpogrom.

21.11.1938 Entlassung aus dem KL Dachau
1939 Umzug nach Würzburg, Stephansplatz 6
17.5.1939 mit Ehefrau und Sohn Gert und Vater Louis in Würzburg bei Minderheiten-Volkszählung
Zwangsarbeit für die Stadt Würzburg
26.11.1941 Verhaftung und Verbringung im Sammellager Judenhaus Friedenstraße 26 in Würzburg (Privathaus der Familie der Ärztin Klara Oppenheimer)
27.11.1941 von Würzburg, Güterbahnhof Aumühle nach Nürnberg

29.11.1941 Von Bahnhof Märzfeld, Nürnberg nach Riga mit Ehefrau und Sohn Gert
2.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Lager Jungfernhof
4.12. 1941 200 Männer von SS Obersturmführer Gerhard Maywald für Salaspils ausgesucht

In Salaspils mit Freund Theodor Döllefeld von G. Maywald im Beisein von Dr. Lange beim Einschmuggeln von Nahrungsmitteln erwischt; Maywald entzieht sich der Aufforderung Langes, die beiden zu erschiessen.
26.3.1942 Ehefrau und Sohn Gert in Bikernieki erschossen („Dünamünde“ im Jungfernhof)
April 1942 Maywald erhält von Lange den Auftrag zum Aufbau des KL Maly Trostinec bei Minsk
April 1942 Maywald mit Gutmann als fachkundigem Landwirt Einkauftour auf Viehmärkten in Lettland und Landmaschinen in Königsberg für den Aufbau des KL Maly Trostinec bei Minsk
8. 5 1942 Mit einem Einsatzkommando des SD zum Aufbau des KL Maly Trostinec nach Minsk zusammen mit Freund Theo Döllefeld, Futtermittelhändler
Ludwig Gutmann begleitet gemeinsam mit dem Häftling Theodor Döllemann einen Viehtransport von Riga nach Minsk
1942-1944 Arbeit auf einem vom SD betriebenen Gut, das für den Bedarf der SS-Lagermannschaften und der Minsker Ordnungspolizei produzierte
24.9.1942 Transport II/26, nr. 171 Vater Louis von Nürnberg nach Theresienstadt

10.5.1943 Tod des Vaters in Theresienstadt
29.6.1944 Flucht aus dem SD-Arbeitskommando in Minsk mit Freund Theodor Döllefeld; sie schleichen aus dem Lager und verstecken sie sich fünf Tage in einem Kornfeld
3.Juli 1944 Besetzung von Minsk durch die Rote Armee
Von den einrückenden russischen Truppen als deutscher Spion verhaftet; Strafgefängnis; verurteilt als Spion und „allgemein gefährliches Individuum“; vermutlich weil er zum Tross des SD in Minsk gehörte
11 Jahre Zwangsarbeit im Gulag
1953 bereits für tot erklärt, im Rahmen von Wiedergutmachungsprozessen seiner Verwandten
4.8.1956 Rückkehr nach Würzburg, Aufbau eines Viehhandels;
Anträge auf Rückerstattung („Wiedergutmachung“) werden bürokratisch wegen versäumter Fristen abgewiesen
30.4.1957 „Es mag eine Härte sein“ Artikel im SPIEGEL
1959 Zweite Ehe mit Lisbeth Baumann geb. Wolf (*1914) in Schwandorf
1959 nach Israel
1960 Rückkehr, Viehhändler in Schwanfeld
Beim Prozess gegen Maywald (1965-1977) legen Gutmann und auch Herbert Schultz als Zeugen ein gutes Wort für ihn ein. „Maywald habe ihm und seinem Freund das Leben gerettet.“
1.2.1984 Tod in Schwanfeld
Gedenken
Ludwig-Gutmann-Weg in Schwanfeld, Weg zum Jüdischen Friedhof
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
http://arch.gwminsk.com/de/archiv/wien/gutmann-ludwig
https://www.historisches-unterfranken.uni-wuerzburg.de/juf/Datenbank/
Prozessakte gegen Maywald Urteil des Landgericht Hamburg vom 2.8.1977
SPIEGEL 18/1957, „Es mag eine Härte sein“ vom 30.4.1957
Nuhn, Heinrich, Abschied im Ghetto Riga; Hessische Zeitung 9.12.2016
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411129-Wuerzburg2.jpg
https://www.statistik-des-holocaust.de/II26-9.jpg
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de882666
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de882519
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de882836
https://collections.arolsen-archives.org/archive/5038329/?p=1&s=Gutmann%20Louis&doc_id=5038329
https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/13633-louis-guttmann/
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984