Herbert Gad Vogelsang
*24.2.1922 in Dortmund
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Arthur Vogelsang *17.1.1891 in Düsseldorf; Anstreicher; ✡11.5.1941 in Dortmund
Mutter Frieda stirbt 1925
Stiefmutter Adele Grüneberg *26.1.1901 in Schüren, Dortmund; Schneiderin; ✡ in Zamosc
Onkel Alfred Vogelsang *7.9.1878 in Asseln
Tante Bernhardine Dina Vogelsang * ?; ✡1956; oo Andreas Bucher *1888; Tochter Lilly Bucher (1927-2014); oo Steger
Geschwister
Gertrud Vogelsang *24.2.1922 (Zwilling) in Dortmund; ✡25. 2.1922 in Dortmund
Elisabeth Vogelsang
Ingeborg Vogelsang *13.3.1932 in Dortmund; nach April 1942 ✡ in Zamosc
Beruf Anstreicher
Adressen Dortmund, Österholzstraße 25; Östermärschstraße 79, Westenhellweg 136
Heirat Betty Vogelsang
Kinder zwei
zwei Kinder Esther und Avri
Weiterer Lebensweg

30.10.1914 Musketier Arthur Vogelsang Düsseldorf, 10. Kompagnie Inf-Reg. 57 in Preußische Verlustlisten Seite 2012 vermisst gemeldet

30.3.1915 Vater als schwer verwundet gemeldet
Die Mutter Frieda stirbt, als er drei Jahre alt war. Herbert kommt zu den Großeltern, die ihn aufziehen

Nov.1932 Alfred Vogelsang, Bruder von Vater Arthur, Mitglied des Vorstandes des RjF Düsseldorf (Reichsbund jüdischer Frontsoldaten); 1.Reihe 1. V.l.; im Zentrum Alwin Lippmann, Cousin des Vaters; Foto: Mahn- und Gedenkstätte Landeshauptstadt Düsseldorf, Sammlung B. Suchy
Herbert Vogelsang Jugendführer bei den Habonim „Bauleute“ in Dortmund
Leiter der Ortsgruppe Ephraim Frank
3.3.1936 Großvater Hermann Auf der SS ROOSEVELT von Hamburg zu Onkel Willy nach New York

1938 mit seinem Vetter Julius Mendel vom Arbeitsamt zum Tiefbau
10.11.1938 Novemberpogrom
17.5.1939 mit den Eltern und Schwester in Dortmund bei Minderheiten-Volkszählung

Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand zunächst ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6)
9.9. 1939 zur Hachschara nach Bielefeld
23.3.1940 wegen der räumliche Enge der Wechsel in das Lager in der Schloßhofstraße 73a. Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt, die Frauen im Haushalt des Lagers.
1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.
9.9.1939 Herbert Vogelsang von Dortmund ins Umschulungs- und Einsatzlager Bielefeld. mit den anderen arbeitet er im Tiefbau. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.
Die illegale Alija beth auf der SS PACIFIC , Sonderhachschara SH 7
März 1940 die führenden jüdischen Funktionäre aus Berlin, Prag und Wien werden von SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin vorgeladen, um die illegalen „Sondertransporte“ nach Palästina zu forcieren; Ephraim Frank als Vertreter des erkrankten Lyon vom Palästinaamt und als designierter Transportführer dabei.
Für die SH 7 sollen etwa 30.000 Anmeldungen vorgelegen haben, zum großen Teil aber nur fiktiv, um gegenüber der Gestapo die geplante Auswanderung belegen zu können

30.8.1940 mit dem Zug von Bielefeld nach Wien, Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa
Zwei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim
3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;
10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN
10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;
Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.
Zwischenstopp auf Kreta, um Kohle aufzunehmen
31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet
1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa. Die Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)
5.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS
8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt als Referenz an Filys Feilmann, Tel Aviv, 14 Gottlieb Str
zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen
25.11.1940 Ankunft zweier weiterer Schiffe in Haifa
25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA
Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:
“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“
Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.
25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.
26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;
Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.
1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können
September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith
November 1941 Eintritt in die Palestinian Company der Royal Army; Beginn der lebenslangen Freundschaft mit Erich Wronker aus Frankfurt
Weiteres Schicksal der Familie

11.5.1941 Tod des Vaters in Dortmund
28.4./30.4.1942 Mutter und Schwester Ingeborg nach Zamosc
Gedenken
17.6.1957 Pages of Testimony für die Eltern und Schwester Ingeborg von Elisabeth Vogelsang
Quellen
Herbert Vogelsang, Götterdämmerung aber ohne Musik, Autobiografie, 2005
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Die Kraft Nr. 41, Sportbeilage des „Schild“ des RjF, 14.10.1938
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9969431
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584
https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561
Preußische Verlustlisten vom 30.10.1914 und 30.3.1915, Seiten 2012 und 5580
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9970101
https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/12677317?s=Vogelsang%201891&t=2574826&p=0
https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/86634541?s=Vogelsang%201922&t=0&p=0
Meine Oma Bernhardine Vogelsang heiratete den Schweizer Andreas Bucher aus Luzern, er ist übergetreten zum judentum.Herbert war der Neffe von Bernhardine Vogelsang ,Dortmund. Herbert wanderte meines Wissen kurz nach der Gründung nach Israel aus, heiratete Betty und bekamen zwei Kinder Esther und Avri.
Lieber Beat Steger
danke für die zusätzlichen Info’s.
Da ich keine weiteren Daten zu Ihrer Großmutter Bernhardine finden konnte,
möchte ich Sie bitten,
mir doch weitere Daten zur Verfügung zustellen;
vielleicht auch zu Ihren Eltern und Geschwistern.