Vogelsang Herbert

Herbert Gad Vogelsang

*24.2.1922 in Dortmund

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Arthur Vogelsang *17.1.1891 in Düsseldorf; Anstreicher; ✡11.5.1941 in Dortmund

Mutter Adele Grüneberg *26.1.1901 in Schüren, Dortmund; Schneiderin; ✡ in Zamosc

Geschwister

Gertrud Vogelsang *24.2.1922 (Zwilling) in Dortmund; ✡25. 2.1922 in Dortmund

Elisabeth Vogelsang

Ingeborg Vogelsang *13.3.1932 in Dortmund; nach April 1942 ✡ in Zamosc

Beruf Anstreicher

Adressen Dortmund, Östermärschstraße 79, Westenhellweg 136

Heirat

Kinder

Weiterer Lebensweg

30.10.1914 Musketier Arthur Vogelsang Düsseldorf, 10. Kompagnie Inf-Reg. 57 in Preußische Verlustlisten Seite 2012 vermisst gemeldet

30.3.1915 Vater als schwer verwundet gemeldet

Nov.1932 Vogelsang, Bruder von Vater Arthur, Mitglied des Vorstandes des RjF Düsseldorf; 1.Reihe 1. V.l.; Foto: Mahn- und Gedenkstätte Landeshauptstadt Düsseldorf, Sammlung B. Suchy

Aktiver Fußballer im Schild Dortmund des RjF

10.11.1938 Novemberpogrom

17.5.1939 mit den Eltern und Schwester in Dortmund bei Minderheiten-Volkszählung

Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a

1939 Nach­dem zahl­rei­che, in Bie­le­feld le­ben­de Jü­din­nen und Ju­den in „Ju­den­häu­sern“ zwangs­ein­ge­wie­sen wur­den, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a und Paderborn, Grüner Weg 86;

Anfang September ent­stan­d zu­nächst ein Wohn- und Ar­beits­la­ger in der Ko­blen­zer Stra­ße 4 (heu­te: Ar­tur-La­de­beck Stra­ße 6)

9.9. 1939 zur Hachschara nach Bielefeld

23.3.1940 wegen der räumliche Enge der Wechsel in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a. Dort bestand auch eine Un­ter­kunft für alte und kran­ke Jü­din­nen und Ju­den („Sie­chen­heim“) als Ein­rich­tung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt, die Frauen im Haushalt des Lagers.

1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.

Die illegale Alija beth auf der SS PACIFIC , Sondertransport SH 7

9.9.1939 von Dortmund ins Umschulungs- und Einsatzlager Bielefeld

30.8.1940 mit dem Zug von Bielefeld nach Wien, Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa

Zwei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp auf Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa. Die Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

5.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS

8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt als Referenz an Filys Feilmann, Tel Aviv, 14 Gottlieb Str

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

25.11.1940 Ankunft zweier weiterer Schiffe in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

Weiteres Schicksal der Familie

28.4./30.4.1942 Mutter und Schwester Ingeborg nach Zamosc

Gedenken

17.6.1957 Pages of Testimony für die Eltern und Schwester Ingeborg von Elisabeth Vogelsang

Quellen

Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Die Kraft Nr. 41, Sportbeilage des „Schild“ des RjF, 14.10.1938

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9969431

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584

https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561

Preußische Verlustlisten vom 30.10.1914 und 30.3.1915,  Seiten 2012 und 5580

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9970101

https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/12677317?s=Vogelsang%201891&t=2574826&p=0

https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/86634541?s=Vogelsang%201922&t=0&p=0

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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