Inge Berta Rachel Wolff
*28.11.1923 in Driesen, Posen ; ✡ 1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Leo Wolff *15.4.1887 in Pinne; ✡ 1943 in Auschwitz
Mutter Frieda Margoniner *30.10.1898 in Bublitz; ✡ 1943 in Auschwitz
Geschwister –
Beruf Landwirtschaftliche Praktikantin
Adressen Driesen; Breslau; Jessen
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 mit den Eltern in Breslau bei Minderheiten-Volkszählung
27.5. -31.8.1941 Auflösung des Hachscharalagers Jessen- Mühle;
27.5.1941 Hans Cohn mit den acht Chawerim: Benjamin Feingersch, Peter Fliess, Walter Keschner, Assi Lerner, Gerhard Maschkowski, Roman Neger, Jakob Rosenbaum und Peter Sieburth sowie drei Chawerah Rita Fränkel, Jutta Kleczewski und Inge Wolff (insgesamt 12) aus Jessen in das Lehrgut Neuendorf im Sande;
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung der noch bestehenden in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“
In Neuendorf ist sie mit Inge Petzal eng befreundet.
2.4.1942 Verhaftung der älteren und der bereits bei der Gestapo zuvor auffällig gewordenen Chaluzim aus Neuendorf und Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder
3.4.1942 Deportation dieser Neuendorf-Gruppe mit 1009 Personen nach Warschau
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
31.3.1943 Die Belegschaftsliste des Landwerk Neuendorf enthält 96 Männer (drei abwesend) und 66 Frauennamen
7.4.1943 Zustellung der Transportlisten in Neuendorf
10. 4.1943 169 Chawerim aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager ehemaliges jüdisches Altenheim Große Hamburger Straße; in Berlin vom Transport zurückgestellt 16 Personen (Geltungsjuden, Juden aus privilegierten Mischehen etc.)
19.4.1943 auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.
Ihre Freundin Ingeborg Petzal/Rachel Moses schreibt:
“ … und dann kamen die großen Lastautos, die uns zu den entfernten Eisenbahnschienen brachten, wo schon Viehwaggons für uns bereit standen. In diesen Waggons sassen wir fest zusammengerückt, es war sehr eng auf dem Fußboden. Ich sass neben Rachel (Wolff *28.11.1923), und schon wurde die Türen von draussen zugeschlagen. Ich bin sicher, dass keiner, der in diesem Viehwaggon saß, je dieses endgültige Zuschlagen der Türen vergessen wird.“
und
„Am 19. April 1943, am Vorabend der Seder-Nacht, fuhr unser Transport ab. Die Waggontüren waren geschlossen, aber wir machten uns keine Hoffnungen. Wir waren junge Menschen voller Hoffnung. Und in dem überfüllten Viehwaggon hielten wir den Pessach-Seder so gut wir konnten. Wir kamen in Auschwitz an, … trennten die Jungen von den Mädchen, das Wichtigste für mich war, bei Rachel (Wolff) zu bleiben, wir beide waren nicht getrennt.“
Esther Bejarano erinnert sich:
„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“
Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diesen mehrere Tage dauernden Horrortrip in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere. Schimschon und Esther hatten sich getrennt, sie hatte inzwischen ein Auge auf Eli Heymann geworfen, an dessen Seite sie den Transport in die Hölle überstand.
20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:
„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“
Inge Rachel Wolff wird die Häftlingsnummer 41980 in den linken Unterarm tätowiert, der hinter ihr stehenden Freundin Inge Petzal die konsekutive Nummer 41981.
Inge Petzal hat Glück und kommt als Schneiderin in die SS-Kommandantur in Auschwitz I; das gilt als privilegiertes Kommando, die Frauen haben jede ein eigenes Bett und sind besser versorgt.
Die Chawerah, die keinen festen Beruf bei der Regstrierung angeben, kommen in die im Aufbau befindliche SS-Munitionsfabrik D.A.W.; keine von ihnen überlebt.
Tod in Auschwitz
Schicksal der Eltern
4.3.943 Deportation der Eltern von Breslau nach Auschwitz
Gedenken
25.3.1990 Page of Testimony für Inge Wolff von Chawer Eli Heimann
Grabstein für
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1182375
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de994874
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212881
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de994392
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
Walter Keschner/Ze’ev Keschet,in: Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010
Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2
Esther Bejerano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989
Esther Bejerano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013
Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Video-Interview mit Issy Philipp 1994
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013