Walter Meyersohn
*23.2.1920 in Rügenwalde, Schlawe; ✡26.3.1944 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Leo Meyersohn *21.10.1883 in Schubin; ✡in Auschwitz
Mutter Elsa Baruch *26.4.1896 in Rügenwalde; ✡ 4.3.1943 Suicid in Berlin
Geschwister
Ruth Meyersohn *8.6.1922 in Rügenwalde, Kreis Schlawe; ✡ 1.5.2013 in Sde Eliyahu; oo Willy Müller
Beruf –
Adressen Rügenwalde, Erbstraße 38; Berlin Charlottenburg, Stuttgarter Platz 11
Heirat
Kinder
Weiterer Lebensweg
10.11.1938 Vater verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Sachsenhausen
17.12.1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Sachsenhausen mit der Auflage, Deutschland zu verlassen
17.5.1939 mit den Eltern und Schwester Ruth in Rügenwalde bei Minderheiten-Volkszählung

30.10.1939 Bruder Walter Rügenwalde ins Landwerk Neuendorf zur Hachschara

11.6.1940 Schwester Ruth ins Landwerk Neuendorf zur Hachschara
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung der noch bestehenden in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
3.3.1943 Vater Leo mit dem 33. Osttransport von Berlin nach Auschwitz
4.3.1943 Mutter Elsa begeht Suicid in Berlin

10. 4.1943 Aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager Große Hamburger Straße
19.4.1943 auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.
Esther Bejarano erinnert sich:
„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“
Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diesen mehrere Tage dauernden Horrortrip in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere. 20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:
„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“
Häftlingsnummer ?
26.3.1944 Tod in Auschwitz
Die Befreiung von Schwester Ruth
15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner 30 km aus dem Osten
18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca 60 000 Häftlinge;
18.1.1945 Beginn des Todesmarsches mit 400 Frauen von Auschwitz- Birkenau nach Loslau
Auschwitz-Überlebende berichten von der Brutalität der SS-Leute während des Todesmarsches:
Zofia Posmysz:
„Der letzte Tag in Auschwitz war der 18. Januar. Nach drei Tagen und drei Nächten zu Fuß wurden wir in offenen Güterwagen nach Ravensbrück gebracht.“
Asher Aud:
„Wenn wir sind gegangen Totenmarsch, da sind keine Menschen gegangen, da sind nur Skelette gegangen.“
21./22.1. 1945 Ankunft in Loslau
22.1.-27.1.1945 Ruth auf Transport in offenen Kohlewaggons über KL Groß-Rosen und KL Sachsenhausen (jeweils wegen Überfüllung abgewiesen) bis ins KL Ravensbrück; dort zunächst ins „Jugendlager“,
Nach Schätzungen starben bei diesen Räumungstransporten von Auschwitz insgesamt zwischen 9.000 und 15.000 Häftlinge.
Anfang April 1945 mit einem Personenzug ins Lager Malchow, Außenlager des KL Ravensbrück
April 1945 Erneute Todesmärsche“ mit jeweils 2000 bis 3000 Frauen in zahlreichen Kolonnen aus
April 1945 Ankunft von Schwester Ruth im Außenlager Malchow
April 1945 Befreiung in der Nähe von Schwerin
Mitte August 1945 Alijah Beth nach Haifa
15.8.1945 Ankunft der Schwester Ruth auf der SS MATAROA von Marseille in Haifa
Gedenken
4.10.1955 Pages of Testimony für die Eltern und Bruder Walter von Ruth Meyersohn Müller
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212887
Video-Interview mit Issy Philipp 1994
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
Esther Bejarano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989
Esther Bejarano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013
Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1120796
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1120890
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1120809
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1120942
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/d9/MAL_KZ_Aussenlager.pdf
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212887
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013