Werner Axt
*25.9.1922 in Breslau; ✡ 15.10.1999 in Atlantic City
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Berthold Axt *7.3.1868 in Lissa; ✡unbekannt
Mutter Paula Henriette Schröder *11.9.1900 in Lüneburg; ✡ in o
Geschwister
Alfred Axt *24.10.1920 in Breslau; Shoa Opfer; s.u.
Steffie Axt *13.10.1925 in Breslau; Überlebende
Beruf Praktikant
Adressen Breslau; Bielefeld
Heirat ledig
Kinder keine
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 in Lobitten, landwirtschaftliches Umschulungslager des Hechaluz, Samland in bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 mit den Eltern und Schwester Steffi in Breslau, Werner als „vorübergehend abwesend“ bei Minderheiten-Volkszählung
1939 zur Hachschara nach Bielefeld Koblenzer Straße 4
Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand zunächst ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.
März/April 1940 wegen der räumliche Enge Wechsel in das Lager in der Schloßhofstraße 73a, einem ehemaligen Gutshof.
Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.
1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Bielefeld“
Herbst 1942 Errichtung von Baracken für junge Familien auf dem Gelände.
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
Ende Februar/März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert, um den Arbeitskräftebedarf im Nebenlager Buna zu decken.
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Bielefeld“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld, mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz; Werner Axt nicht auf der Transportliste, vermutlich weil seine Mutter „Arierin“ war
Umzug ins Judenhaus Wickenkamp 29


12.5.1943 Transport XI/2 ab Münster, aus Bielefeld nach Theresienstadt; zusammen mit Karl Levy aus Bochum und Edith Heimann und viele Pflegebedürftigen aus dem Schloßhof
1946 Schwester Stefania auf dem Transporter USS MARINE MARLIN von Bremerhaven nach New York
6.10.1947 mit Mutter Paula in Frankfurt, Gagernstraße 36 (jüd. Krankenhaus)
21.2.1948 mit Mutter Paula auf dem Transporter USS MARINE FLASHER von Bremerhaven nach New York
Bruder Alfred Axt

10.11.1939 verhaftet auf dem Gehringshof, Hattenhof bei Fulda Hachscharalager
Die Hachscharaausbildungsstätte bestand bis zum Novemberpogrom, als SS-Angehörige das Lager überfielen, die dort befindlichen Personen verhafteten und in das KZ Buchenwald verschleppten. Von dort konnten sie jedoch wieder zurückkehren, nachdem dort festgestellt worden war, dass sie nachweislich auswandern wollten. Insgesamt waren zwischen 1934 und 1938 mindestens 125 jüdische Personen zur Ausbildung in Grüsen.
6.12.1938 Alfred Axt entlassen aus dem KL Buchenwald
Anfang 1939 Bruder Alfred zur Hachschara in Dänemark, Fredensborg; Folehavegaard
Alfred vermutlich zuletzt in Auschwitz Häftlingsnummer 123200
10.2.1945 Ankunft von Alfred im KL Buchenwald aus Groß Rosen

27.2.1945 Arbeitskommando H Fl, Code für das Buchenwald Außenlage HASAG-Flössberg bei Leipzig
Alfred vermutlich auf dem Todesmarsch umgekommen
Gedenken
Page of Testimony für Bruder Alfred von dessen Freund Jehuda Kofer
Quellen
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
https://www.statistik-des-holocaust.de/XI2-1.jpg
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/85988212
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5284521
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013