Isbert Scharlinski
*27.4.1922 in Christburg; ✡ 28.7.1960 USA
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Erich Scharlinski *30.8.1878 in Christburg; ✡ 4.5.1942 in Kulmhof
Heirat der Eltern 1912
Mutter Dorothea Cohn *1.6.1887 in Schönlanke; ✡ 4.5.1942 in Kulmhof
Onkel Hugo Scharlinski *6.8.1890 in Christburg; ✡19.2.1943 in Auschwitz
Tante Trude Guth geb. Scharlinski *25.12.1883 in Christburg; ✡3.2.1943 in Auschwitz
Geschwister
Charlotte Scharlinski *20.10.1913 in Christburg; ✡ 4.5.1942 in Kulmhof
Kurt Scharlinski *26.7.1915 in Christburg; ✡ 2.4.1942 im Ghetto Lodz
Margot Scharlinski *26.7.1917 ; ✡2013; Max Gutfeld (1911-1977)
Cousine Irmgard Scharlinski *4.2.1918 in Christburg; Vater Hugo Scharlinski; Ehemann Paul Lerner
Beruf –
Adressen Christburg; Berlin Prenzlauer Berg, Lippehner Straße 26
Heirat Ilse Manasse *20.5.1922 in Berlin; zweite Ehe 1963 mit Arthur Salomon
Kinder Eliahu Scharlinski
Weiterer Lebensweg
Ostern 1928 Einschulung Volksschule in Christburg
1933 Umzug der Familie von Christburg nach Berlin
1936 Unterbringung im jüdischen Kinderheim AHAWA in der Auguststraße 11/13
15.4.1936 Schulwechsel in Berlin, Oberschule, Jüdische Mittelschule der Jüdischen Gemeinde in der benachbarten Großen Hamburger Straße, Rektor Dr. Heinemann Stern
19.3.1937 Austritt aus der Mittelschule wird er „aus der Schulpflicht entlassen“
9.8.1937 Alija der Cousine Irmgard Scharlinski mit Ehemann Paul Lerner mit Hechaluz-Arbeiter-Zertifikat C/L, Ankunft in Haifa
Isbert Scharlinski zur Hachschara nach Rüdnitz bei Bernau; auf Hof Wecker in der Bahnhofstraße in Rüdnitz bestand zwischen 1933 und 1941 ein Ausbildungslager der jüdischen sozialistisch-zionistischen Jugend
Isbert Scharlinski zur Hachschara in das Landwerk Neuendorf
10.11.1938 Onkel Hugo verhaftet im Novemberpogrom,
„Schutzhaft“ in Sachsenhausen; Häftlingsnummer
20.12.1938 Onkel Hugo entlassen aus Sachsenhausen
20.3.1939 Alija der späteren Ehefrau Ilse Manasse mit Studentenzertifikat B (III), Einreise in Tel Aviv
17.5.1939 beide Eltern sowie die Geschwister Charlotte und Kurt in Berlin, Prenzlauer Berg, Lippehner Straße 26 bei der Minderheiten-Volkszählung
Alija Beth – Sonderhachschara VII – der Paraguay-Transport
März 1940 die führenden jüdischen Funktionäre aus Berlin, Prag und Wien werden von SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin vorgeladen, um die illegalen „Sondertransporte“ nach Palästina zu forcieren; Ephraim Frank als Vertreter des erkrankten Lyon vom Palästinaamt und als designierter Transportführer dabei.
August 1940 abgemeldet aus Neuendorf, offiziell abgemeldet nach „Paraguay“, zunächst Zugfahrt nach Berlin
16.8.1940 mit dem Zug aus Berlin, Bahnhof Friedrichstraße fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, deren Kinder bereits Palästina-Pioniere in Palästina waren, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank
Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim
3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;
10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN
10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;
Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.
Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen
31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet
1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.
3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden
4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)
8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith;
zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen
23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa
25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.
Walter Steinitz, aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:
“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)
25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.
26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;
Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.
1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können
September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith
12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.
Deportation der Familie ins Ghetto Lodz
29.10.1941 Vater Erich und die Geschwister Charlotte und Kurt auf Transport von Berlin nach Lodz
4.5.1942 Vater Erich und Schwester Charlotte Scharlinski Transport ins Vernichtungslager Kulmhof
4.5.1942 Tod des Vaters Erich und Schwester Charlotte Scharlinski in Kulmhof
Auswanderung in die USA
9.7.1952 Isbert Scharlinski mit Frau Ilse und Sohn Eliahu von Flughafen Orly, Paris nach New York
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1150540
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de882878
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1150547
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1150643
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1150480
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 8177); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11255865
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12671920
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Manfred de Vries, Mauritius – Insel des Lebens, BtJ-Magazin, April 2019
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584
https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561