Strauß Julius

Julius Jehuda Strauß

*20.12.1920 in Mittelsinn; ✡ 9.12.1985 in Israel

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Leopold Strauss *28.8.1884 in Mittelsinn; ✡1942

Heirat der Eltern 22.2.1920 in Mittelsinn

Mutter Mina Baumann *20.1.1896 in Gemünden; ✡ 1942

Geschwister

Ruth Strauß *10.11.1926; oo Max Rubinstein

Beruf Schuhmacherlehrling;landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Mittelsinn; Frankfurt, Rechneigrabenstraße 18-20,  Mainstraße 14

Heirat Irma Shifra ZuZa Rosa Friedmann

Kinder

Eine Tochter; oo Halpern

Weiterer Lebensweg

10.11.1938 Vater Leopold verhaftet im Novemberpogrom

13.11.1938 „Schutzhaft“ im KL Buchenwald; Häftlingsnummer 29783

14.12.1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Buchenwald mit der Auflage, Deutschland zu verlassen

Dezember 1938 Familie laut Gestapo München aus Bayern nach Frankfurt umgezogen; vorübergehende Unterbringung im Gebäude des Krankenhauses der israelitischen Krankenkassen, Rechneigrabenstraße 18-20

Frühjahr 1939 Schwester Ruth vermutlich mit der Jugendalija nach Palästina

1939 Umzug in die Mainstraße 14

17.5.1939 mit den Eltern in Frankfurt, Mainstraße 14 bei Minderheiten-Volkszählung

Die Chewra NOAR AGUDATI ISRAEL in Neuendorf

Juni 1938 Gründung einer Chewra (Gruppe) des „Noar Agudati Israel“ im Landwerk Neuendorf, Jugendorganisation des orthodox-religiösen Verbandes „Agudas Jisroel“ (Gründung 28.5.1912 in Kattowitz). Erklärtes Ziel der Gruppe war, dass jeder Chaluzim über zwei Jahre „an der praktischen und theoretischen Ausbildung in allen Zweigen der Landwirtschaft voll teilnimmt und von einem orthodoxen Jugendführer geistig betreut wird“.

Im Landwerk Neuendorf gab es drei Fraktionen, die orthodox-religiöse, die zionistisch-sozialistische und eine neutrale.

Julius Strauß zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf im Sande

Im April 1940 zählte die Chewra Noar Agudati Israel 33 Mitglieder.

Madrich der Chewra war Josef „Jossel“ Schwarz aus Nürnberg.

11.4.1940 Tod der Mutter von Noar Agudati -Madrich Josef Schwarz

Text in Iwrith: Der Ewige werde Dich im Kreise der anderen Trauernden Jerusalems trösten

https://collections.yadvashem.org/en/documents/3539753

Unterschrift Julius Strauß als 7. von oben
https://collections.yadvashem.org/en/documents/3539753

Alija Beth – Sonderhachschara VII – der Paraguay-Transport

März 1940 die führenden jüdischen Funktionäre aus Berlin, Prag und Wien werden von SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin vorgeladen, um die illegalen „Sondertransporte“ nach Palästina zu forcieren; Ephraim Frank als Vertreter des erkrankten Lyon vom Palästinaamt und als designierter Transportführer dabei.

August 1940 abgemeldet aus Neuendorf, offiziell abgemeldet nach „Paraguay“, zunächst Zugfahrt nach Berlin

16.8.1940 mit dem Zug aus Berlin, Bahnhof Friedrichstraße fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, deren Kinder bereits Palästina-Pioniere in Palästina waren, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus Camp Atlith

15.10.1941 Entlassung von Julius Strauß aus dem britischen Internierungscamp Athlit, Adresse Kfar Saba

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

Die Deportation der Eltern

1942 werden die Eltern aus Frankfurt vermutlich nach Lublin deportiert; für die Transporte vom 8. und 24. Mai 1942 existieren keine Transportlisten

Gedenken

22.6.1999 Pages of Testimony für die Eltern von Schwager Arie Max Rubinstein

Grabstein für

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de979567

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/70369380

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/7205711

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11195409

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://yvng.yadvashem.org/ad

Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019

Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2

Esther Bejarano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989

Esther Bejarano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013

Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970

Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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