Grete Schramm (Pister)
*18.8.1921 in Wien; ✡ ?
Staatsangehörigkeit Österreich;staatenlos
Religion jüdisch
Vater Jozef Schramm-Pister *12.3.1878 in Tarnow; ✡ nach dem 5.6.1942 im Ghetto Izbica
Mutter Ernestine Neumann *13.10.1893 in Wien; ✡18.7.1941 in Wien
Großeltern Benjamin Schramm und Mindel Pister
Geschwister –
Beruf Landwirtschaftliche Praktikantin
Adressen –
Heirat Weinberg
Kinder
Weiterer Lebensweg
Mitglied im Hashomer Hatzair

13.2.1939 Flucht von Grete Schramm aus Wien zur Hachschara ins Werkdorp Nieuwesluis,Wieringermeer
Auflösung des Werkdorp und die zweite große Razzia in Amsterdam
20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:
„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.
Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam
Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“
Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“
27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten;
1.8.1941 endgültige Schließung des Werkdorpes.
7.7.1942 Als gute Näherin hat Grete Schramm die Leitung der Linnenkamer (Wäschelager) des Joodse Raad in Amsterdam inne.
Jeugdhuis Plantage Franschelaan 13 in Amsterdam
10.11.1941 Ernst Rosenbaum zusammen mit Gerhard Hirsch, Hans Joseph, Günter Levy, Harald Rosenbach, Norbert Schweitzer, Hans Stern und Gert Herz zur Eröffnung ins Jugendheim des Joodse Raad, Plantage Franschelaan 13
Viele Werkdorper wurden nach der Auflösung des Werkdorps hier untergebracht, vor allem die älteren, später durften auch jüngere Geschwister hier wohnen. Das Gebäude gehörte dem Joodse Raad, ebenso wie das Haus auf der Nicolaas Witsenkade 14, wo auch Werkdorper wohnten. Hier wohnten zwischen November 1941 und April 1943 67 Personen, davon 44 Werkdorper
1. Razzia in der Franschelaan
15.7.1942 in der Dritten Großen Amsterdamer Razzia werden auch die Bewohner des Jeugdhuis verhaftet und nach Hooghalen deportiert
7.10.1942 Grete Schramm im Jeugdhuis Plantage Franschelaan 13 gemeldet
2. Razzia in der Franschelaan
26.5.1943 die Bewohner des Jeugdhuis Franschelaan werden bei einer Razzia verhaftet und nach Westerbork deportiert; Grete Schramm eingewiesen in das polizeiliche Judendurchgangslager zusammen mit Kurt Elias, Ruth Karlsberg, Ernst Rosenbaum, Norbert Schweitzer, Martin Uffenheimer, alle Baracke 60
Westerbork
26.5.1943 Grete Schramm zusammen mit Ruth Karlsberg und weiteren Bewohnern des Jeugdhuis in das Polizeiliche Juden-Durchgangslager Westerbork; sie kommt mit den Chaluzim der Deventer Vereniging und aus dem Jeugdhuis Plantage Franschelaan in die Baracke 60
17.9.1943 Flucht von Ruth Karlsberg aus Westerbork
23.9.1943 Rahel Karlsberg, die Schwester von Ruth Karlsberg wird als Strafgefangene eingewiesen in das polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork in die Strafbaracke Nr. 67, vermutlich weil sie als „onderduiker“ gefasst wurde.

8.2.1944 Grete Schramm wird auf den Transport von 1015 Juden nach Auschwitz gestellt; Grete S. flüchtet auf dem Weg zum Zug am Bahnsteig in Westerbork, zusammen mit Rahel Karlsberg; die zwei Frauen kennen sich aus dem Werkdorp. Grete kann zunächst untertauchen, wird aber am 17. Mai erneut gefasst.
Deportation nach Auschwitz
17.5.1944 Grete Schramm wird gefasst und als Strafgefangene wieder nach Westerbork gebracht; zur Strafe wird sie auf den nächsten jeweils dienstags abgehenden Transport am 19.5. nach Auschwitz gesetzt
19.5.1944 Deportation nach Auschwitz
21.5.1944 Ankunft der 453, davon 245 Sinti und Roma an der Rampe in Auschwitz-Birkenau; Grete Schramm wird wie weitere 100 Frauen und 250 Männer als Häftling registriert, zur Zwangsarbeit selektiert und bekommt die Durchgangshäftlingsnummer A 12341 (Auch Transportnummer genannt)
Im Mai 1944 wurden die Nummer A 8508-16456 vergeben für Frauen, die zur Verlegung in andere Konzentrationslager vorgesehen waren. Dies war am ehesten Ravensbrück, um in den neueröffneten Werkstätten von Siemens zu arbeiten.

Gerettet nach Schweden
21.4.1945 Himmler macht Graf Bernadotte das Zugeständnis, dass nach der Rettung der schwedischen Frauen auch Frauen anderer europäischer Länder nach Schweden geholt werden dürfen. Diese Absprache machte den Rettungstransport von 7500 weiblichen Häftlingen aus dem KL Ravensbrück möglich, davon etwa eintausend Jüdinnen.
21.4.1945 aus bis heute nicht nachvollziehbaren Gründen wird eine Gruppe von etwa 60 Frauen aus Tschechien, Österreich und Deutschland aus Ravensbrück entlassen. Sie wurden ohne Begründung kurzfristig vor das Tor des KL Ravensbrück gesetzt.“
Annemarie Nathan berichtet in einem Interview mit Peter Offenborn im Jahre 2010:
„Nachdem ich in Ravensbrück erst schwere körperliche Arbeiten leisten musste und auch in der Weberei gearbeitet hatte, konnte ich ab Anfang April 1944 bei Siemens arbeiten. Siemens hat eine Filiale bei Ravensbrück eröffnet, etwa 10 Minuten Fußmarsch von Lager entfernt. Wir hatten abwechselnd Tag- und Nachtschicht. Die Arbeit war leicht, jedenfalls in Halle 8, in der ich arbeitete. Zur Arbeit marschierten wir natürlich unter scharfer Bewachung. Nun war es aber so, dass wir morgens und abends Appell stehen mussten, damit die tausende Gefangenen gezählt werden konnten, und das konnte oft stundenlang dauern. Dadurch kamen wir oft zu spät zur Arbeit und das passte der Leitung von Siemens nicht. So eröffnete man neben der Fabrik ein Nebenlager, wie nannten es das Siemenslager. Und hier brauchten wir nur einmal am Tage Appell stehen und das Zählen der Gefangenen ging schneller in Siemenslager. Im Siemenslager war ich von November 1944 bis Mitte April 1945 untergebracht. Mitte April 1945 wurde Siemens in Ravensbrück demontiert. Wir kamen zurück ins große Lager. Bis wir also am 27. April 1945 auf Transport (…) kamen mit hunderten [etwa 400, Staatsarchiv Hamburg] anderen Frauen auf Transport, Fußmarsch, unbekannt wohin. Am 28.4.1945 abends ‚Flucht‘ mit einigen anderen Frauen.“
Am 29.4.1945 werden sie ungeplant von den weißen Bussen des Schwedischen Rotes Kreuz auf der Landstraße aufgelesen, nach Lübeck gebracht.

30.4. 1945 Die Schiffe des ICRC (International Committee of the Red Cross) fahren von Lübeck nach Trelleborg, Schweden, wo sie am frühen Morgen des 2.5.1945 ankamen.
Gerettet nach Schweden
Weg der Grete Schramm
Grete Schramm kam mit dem Rotkreuz-Zug von Ravensbrück nach Padborg

4.5.1945 Ankunft in Malmö auf einer Fähre von Kopenhagen; Weiterleitung in eine Quarantäneeinrichtung in Hälsingborg

Nach der Quarantäne Aufnahme im Flüchtlingslager Ramlösa Brunn
29.3.1946 angemeldet in Amsterdam
Alija beth auf der SS HA‘CHAYAL HA‘IVRI

14.7.-31.7.1946 Alija beth von Grete Schramm ab Antwerpen, Belgien

auf der SS HA‘CHAYAL HA‘IVRI („Hebräischer Soldat“) zuvor SS ARLENA mit 510 Ma’apilim. Das Schiff wurde nicht von der britischen Marine geentert und konnte aus eigener Kraft Haifa anlaufen.
2.8.1946 Kinder, Alte und Kranke dürfen ins Land, alle anderen werden ins britische Internmentcamp Athlit verbracht. Bei allen später eintreffenden Schiffen werden die Ma’apilim in den britischen Detentioncamps auf Zypern interniert.
Kontaktadresse in Palästina Onkel Dr. Max Neumann, Jerusalem
Gedenken
Quellen
https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130371630
https://www.palyam.org/English/Hahapala/hf/hf_Hakhayal_Haivri.pdf
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Schramm%201921%22%7D
https://www.mappingthelives.org
https://www.stolpersteine-hamburg.de/?MAIN_ID=7&BIO_ID=3158
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316