Siegbert Bubi Schmuel Pinkus
*10.4.1921 in Mrotschen; ✡ 25.3.1995 in Israel
Staatsangehörigkeit polnisch; staatenlos
Religion jüdisch
Vater Josef Pinkus
Mutter Miriam
Onkel /Tante ?
Siegfried Schmuel Pinkus *7.9.1894 in Xions, Schrimm; ✡ vor 1945 in Auschwitz
Hedwig Kiewe *19.12.1892 in Mrotschen; ✡ vor 1945 in Auschwitz
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Mrotschen; Flensburg; Assen;

Heirat Betty Cohen *1923; ✡7.11.1997 (Eltern Moses Cohen und Jochewed Philips)
Kinder Joachim
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 Siegfried und Hedwig Pinkus in Berlin, Tauentzienstraße 8 bei der Minderheitenzählung
Hachschara

Siegbert Bubi Pinkus zur Hachschara in das Gut Jägerslust bei Flensburg
Novemberpogrom auf Gut Jägerslust
10.11. 1938 „Jägerslust“ von einem Mob unter Führung des Flensburger Polizeipräsidenten SS-Standartenführer Hinrich Möller überfallen, Siegbert Pinkus mit Albert Berger verhaftet; er wird mit 10 weiteren Chaluzim im Polizeigefängnis von Kiel eingesperrt. Die Frauen kommen ins Gerichtsgefängnis in Flensburg im Südergraben und werden nach einem Tag entlassen, die Männer in „Schutzhaft“ in das KL Sachsenhausen

28.12.1938 Entlassung der Jägerslust-Chaluzim aus dem KL Sachsenhausen
Flucht in die Niederlande zusammen mit Albert Berger; von Bielefeld kommend zum Sammelplatz der „Deventer-Vereniging tot vakopleiding“ am Flugplatz Teuge bei Apeldoorn, dann nach Deventer, wo er sich der „Deventer-Vereniging“, Leiter Ru Cohen anschließt
Zur Einzelhachschara bei Bauern in verschiedenen Ablegern der Deventer Vereniging u.a. in Voorst und Hummelo

1.Reihe Albert Berger, Ernst Cosmann, Harald Simon, Heinz Feldmann, Lilli Dreyfus aus Bochum
2.Reihe Leni Rosen, Herbert Levy, ? , Bubi Pinkus, hinter ihm Hedwig Gotthelf-Strauss
3.Reihe ?, Schraga Engel, Schmuel Rotschild, ?? Werner Bendorf, Norbert Klein
4.Reihe Heinz Meierstein, Werner Hirschfeld, Isak Leuvenberg; Max Windmüller rechts , halbverdeckt
Einzelhachschara auf dem Zeijerveld bei Assen
April 1941 Wechsel von Hummelo nach Assen; die Deventer Chaluzim wohnten in Assen und arbeiteten bei Bauern auf dem nördlich von Assen gelegenen Zeijerveld; Siegbert Pinkus wohnt in der Javastraat 3, bei der Familie J. van Tijn.
Erneuter Wechsel in Assen zur Familie Magnus in der Rolderstraat 56

hinten v.l. Harald Simon, Siegbert Pinkus, Hans Eisner, Max Windmüller, Herbert Levy, Werner Hirschfeld, Schraga Engel.
Vorn Hetty Stern, Edith Keizer (zu Besuch), Betty Cohen, Adina van Coevorden (zu Besuch), Carry Denneboom, Gonnie van Oosten
Vermutlich im Herbst 1942 untergetaucht als die ersten Aufrufe zur Zwangsarbeit in den „Werkkampen“ eintrafen
Januar 1944 Bubi Siegbert Pinkus muss das Versteck verlassen; mit gefälschten Papieren nach Amsterdam, ein Schleuser-Transport wird verraten, die Gruppe -Leiter Hans Frenkel; Werner Hirschfeld, Franz Polak, Hans Stein, Bubi Pinkus, Menachem Pinkhof – wird im Zug in Utrecht verhaftet und zum Verhör in das SS-Gefängnis „Oranje Hotel“ in Scheveningen (nicht „Haagse Veer“, das ist in Rotterdam) gebracht.

Flucht aus Westerbork
5.2.1944 sechs Chaluzim als Strafgefangene in das polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork überstellt, sie kommen deshalb in die Strafbaracke 67; sie können aber durch eine Ausrede erreichen, dass der Lagerkommandant Gemmecker das „S“ aus ihren Einweisungspapieren streicht und sie die Strafbaracke wieder verlassen dürfen. Da sie als „onderduiker“ gefasst wurden, werden sie folglich kurzfristig auf einen der nächsten Transporte gestellt.

3.3.1944 Auf der Transportliste von Westerbork nach Ausschwitz
Die von Paul Siegel entwickelte Fluchtvariante aus dem Zug kurz vor der Abfahrt im Lager Westerbork wurde von etwa 12 Chawerim des Hechaluz genutzt u.a. von Hermann Italiaander, Lotti Wahrhaftig-Siesel (*1926, Berlin), Fritz Siesel, Meta Lande, Kurt Walter (*1922, Bamberg), Heinz und Fritz Pollak sowie Bubi Pinkus. Die Flucht fiel der Lagerverwaltung nicht auf, da die Häftlinge auf dem Weg zur Bahnstation bereits aus dem Lagerbestand gestrichen waren.
Am 3.3.1944 konnten zwei Dreiergruppen fliehen; die erste Gruppe mit Werner Hirschfeld, Lotte Wahrhaftig und Franz Pollak verlässt noch am Abend mit gefälschten „Roten Passierscheinen“ das Lager, die zweite mit Siegfried Pinkus, David Dotsch und Frieda Rosenblatt-Weil folgt am Morgen des 4.3.1944.

Sie werden von Lore Durlacher, Frans Gerritsen und Jan Smit, Aktivisten des Westerweel-Netzwerks, in einem kleinen Wäldchen mit acht Fahrrädern abgeholt.
Siegbert Pinkus überlebt im Versteck.
Fabrikaktion März 1943
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert.
4.3.1943 Siegfried und Hedwig Pinkus auf dem 34. Osttransport von Berlin nach Auschwitz
Befreiung
Juli 1945 Siegbert und Betty Pinkus in Assen Anreeperstraat 64
1946 Umzug in Assen, Steendijk 116
Alija beth auf der SS BIRIA
22.6.1946 Abreise von Siegbert und Betty Pinkus aus Port de Sete, einem kleinen Hafen 200 km westlich von Marseille mit 1086 Ma’apilim auf dem von der Haganah gechartertem Schiff SS BIRIA, zuvor SS AKBEL

2.7.1946 Ankunft der SS BIRIA in Haifa, mit Ehefrau Betty Pinkus-Cohen und Joachim Pinkus
Die Ma’apilim werden im britischen Detentioncamp Atlith interniert
Gedenken
10.6.1956 Pages of Testimony für Siegfried Pinkus von Tochter Margot Katz-Pinkus

Grabstein für Bubi und Betty Pinkus auf dem Kfar Monash Cemetery
Quellen
https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4092136
https://www.mappingthelives.org
http://danielabraham.net/tree/related/hachshara/
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130353714
https://www.infocenters.co.il/gfh/notebook_ext.asp?book=54768&lang=eng&site=gfh
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1133568
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316