Pinkhof Roza

Roza Ruchama Pinkhof

*19.11.1922 in Amsterdam; ✡1.12.2012 Kfar Sava

Staatsangehörigkeit Niederlande

Religion jüdisch

Vater Sallie Pinkhof *15.6.1893 in Amsterdam; ✡31.1.1945 im KL Sachsenhausen

Heirat der Eltern 15.5.1919

Mutter Sophia Fieke de Beer *24.7.1894 in Amsterdam; ✡15.5.1925 in Amsterdam

Stiefmutter Rosalie de Paauw *17.10.1897 in Amsterdam; ✡30.3.1968 in Amsterdam

Großeltern Hermanus Menachem Pinkhof (*10.5.1863) und Adelina de Beer (*3.6.1867)

Großeltern Leonard de Beer und Jeannette Dünner

Geschwister

Menachem Pinkhof *13.3.1920 in Amsterdam; ✡15.7.1969 in Haifa; oo Mirjam Watermann (1916-2011)

Juda Pinkhof *11.7.1921 in Amsterdam; ✡ 1943 in Auschwitz

Halbgeschwister

Abraham Pinkhof *11.11.1927 in Amsterdam; ✡31.5.1945 in Bergen Belsen

Helene Adele Pinkhof *14.10.1938 in Amsterdam; ✡überlebt

Cousine Esther Pinkhof * 6.7.1922 in Amsterdam; ✡ 19.12.1988 in Haifa; oo Henri Asscher (*9.6.1921 in Amsterdam; ✡ 16.4.1945)

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Amsterdam, Merwedeplein 60

Heirat 26.7.1949 Jehuda Askenazy *10.10.1924 in Kudowa Zdroj; ✡7.6.2011 in Hilversum

Kinder

Weiterer Lebensweg

15.5.1925 Tod der Mutter in Amsterdam

3.11.1926 Zweite Ehe des Vaters mit Rosalie de Paauw

Vater Sallie ist Sekretär des Vorsitzenden des Joodse Raad in Amsterdam und Redakteur des Joodse Weekblad

Die Hachschara-Farm Catarinahoeve in Gouda

Das ab Oktober 1937 bestehende Hachscharalager Catarinahoeve in Gouda wurde möglich durch eine Schenkung/Legat über 80000 von Catharina van Zon. Die Jeugdfarm diente der Mittleren Hachschara für 14-17-Jährige. Als Betriebsleiter wurde J. Middelburg eingestellt.  

Die Leitung der Gruppe übernahm das Ehepaar Dr. Manfred Litten und Shoshana Jansje Litten-Serlui zuvor Danzig.

Ab 1940 lag die Verantwortung bei der Joodse Centrale voor Beroepsopleiding JCB.

April 1943 erhalten die Chaluzim Schreiben, sich in den Arbeitslagern zu melden. Daraufhin tauchen viele unter.

1.6.1943 wird der Betrieb eingestellt und der Betriebsleiter entlassen.

16.1.1939 auf der Hachscharafarm in Gouda; untere Reihe v.l. Erich Fleischacker, Herbert Baer, Bram Goudsmidt, Ellen Soeme, Rosa Pinkhof, Ruth Stein – Feuerstein, Ernst Hirsch
Mitte v.l. Fritz Haynemann, Ies Goudsmidt, Chana de Leeuw, Siegmund Elsen, Bernd Abbi Mayer, Sieg Weijs Oben v.l. Jettie Aalsveld, Shoshana Litten mit Sohn Gideon, Heddy Worens, De Raw, Walter Schaefer, Manfred Rolf Litten, Dolf Engam, Gery Goudsmidt. Manfred Samson, Knoll

20.8.1938 Roza zusammen mit Edith Feuerstein zur Hachschara nach Gouda, Catarinahoeve, Ridder v. Catsweg 61; sie arbeitet hier im Haushalt und in der Küche

29. 5.1940 ist sie bei Familie Roos in Amsterdam gemeldet als Haushilfe und Kindermädchen

Bruder Juda Pinkhof zur Hachschara in das von der Misrachi Dath Waäretz betriebene Lager in Beverwijk

20.12.1940 Bruder Menachem als Madrich nach Loosdrecht

Januar 1940 Bruder Juda in das von seinem Bruder geleitete Zentrum der Jugendalija in Loosdrecht

Onderduiker

7.7.1942 Aufforderung an die Amsterdamer Juden, sich freiwillig zum „Arbeitseinsatz“ zu melden.

14./15.7.1942 Razzia in Amsterdam; Registrierung in Westerbork und Deportation nach Auschwitz

Erica Bloot erfährt beim Joodse Raad, dass auch die Chaluzim aus Loosdrecht ins Kamp Westerbork gebracht werden sollen. Die Madrichim Menachem Pinkhof und Schuschu Simon sowie Miriam Waterman beschließen, die 30 Jugendlichen mit Hilfe des Netzwerks von Joop Westerweel in Verstecken untertauchen zu lassen.

15.7.-15.8.1942 von den Madrichim Schuschu Simon und Bruder Menachem Pinkhof werden Verstecke für alle Jugendlichen gesucht.

13.8.1942 Ankündigung von Pinkhof und Simon, dass alle Chaluzim im Verstecke gebracht werden. Die ersten werden noch am selben Abend weggebracht.

Die Brüder Juda und Menachem gehen ins Versteck.

Verhaftung an der belgischen Grenze

September 1942 eine Gruppe von acht „onderduiker“ aus Loosdrecht soll über Belgien und Frankreich in die Schweiz geschleust werden: Bernhard Aschheim, Siegbert Leo Adler, Robert Jozef Dürheim, Juda Pinkhof, Lilly Kellner, Fabian Schön, Jossel Waldmann and Esra Jurovics

8.9.1942 Sie werden beim Grenzübertritt verhaftet und zum SD (Gestapo) nach Brüssel gebracht

25.10.1942 Internierung der Gruppe im Sammellager Kazerne Dossin in Mechelen

28.10.1942 Siegbert Adler und Robert Dürheim auf dem XVI. Transport von Mechelen nach Auschwitz

30.10.1942 Deportation von Juda Pinkhof mit den fünf anderen Flüchtlingen auf dem XVII. Transport von Mechelen nach Auschwitz

Kamp Westerbork

20.6.1943 Familie Pinkhof eingewiesen in das polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork:

Vater Sallie Pinkhof mit seinen Eltern Hermanus und Adelina, seiner Frau Rosalie, den Kindern Rosa, Abraham und Helene sowie seinem Pflegesohn Abraham Laub; Adelina Pinkhof kommt in die Strafbaracke Nr. 66.

Abraham Laub ist der Bruder von Leib Leo Laub, den Roza aus Gouda kennt. Er überlebt.

16.7.1943 Tod von Großvater Hermanus Menachem Pinkhof in Westerbork

8.5.1944 Bruder Menachem mit seiner Gefährtin Miriam Watermann als onderduiker gefasst und in die zusätzlich bewachte Strafbaracke 67 des Kamp Westerbork eingesperrt

Sternlager Bergen-Belsen

Ab dem 14.9.1943 bis 19.5.1944 kamen etwa 3572 Häftlinge aus Westerbork in sieben Transporten direkt nach Bergen-Belsen, unter anderem Juden mit doppelten Staatsbürgerschaften, Diamantschleifer mit ihren Familien und diejenigen, die auf einer Einreiseliste für Palästina standen.

Die „Austauschjuden“ kommen in das Sternlager Bergen-Belsen, einem vom eigentlichen Konzentrationslager abgetrennten Bereich; sie dürfen weiterhin ihre Zivilkleidung mit dem „Stern“ tragen.

11.1.1944 Rosa mit dem Vater Sallie Pinkhof und dessen Frau Rosalie,  Abraham sowie der Großmutter Adelina mit 1037 „Austauschhäftlingen“ auf dem zweiten Transport von Westerbork ins Sternlager Bergen-Belsen

19.5.1944 Menachem Pinkhof und Miriam Watermann auf dem siebten, dem letzten Transport von „Austauschjuden“ von Westerbork nach Bergen-Belsen

„Transport 222“

3. deutsch-palästinensischer Zivilgefangenenaustausch

26.4.1944 von den etwa 1.300 Austauschjuden mit Palästina-Zertifikat werden 272 ausgewählt, vor allem Mitarbeiter des Joodse Raad Amsterdam und deren Familienangehörigen. Sie sollen ausgetauscht werden gegen „Deutsche Templer“, eine Sekte in Jerusalem.

Die Hoffnung auf den Templer-Austausch zerschlägt sich für die meisten im Sternlager

Ende Mai 1944 Reduktion auf die endgültigen 222; Unterbringung in abgesonderter Baracke

Vier Wochen Wartens nach Absage des ursprünglichen Termins

29.6. 1944 Großmutter Adelina auf dem Transport der 222 Austauschjuden aus Bergen-Belsen mit dem Zug über Nürnberg nach Wien; hier kommen noch 61 Engländer und US-Amerikaner aus den Internierungslagern Vittel und Laufen (Salzach) hinzu. Die Fahrt geht über Budapest, Sofia nach Istanbul. In Wien, Istanbul und Aleppo wurden jeweils die Züge gewechselt; den Bosporus überquerte ein Ausflugsdampfer, der die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges auf der asiatischen Seite von Istanbul mit einer mehrstündigen Rundfahrt überbrückte. Ab Aleppo über Beirut erreichte der Transport schließlich Haifa in Palästina.

10.7.1944 Ankunft der Großmutter mit dem Transport in Haifa

Diamanttransport

4.12.1944 Vater Sallie mit seinem Sohn Abraham, sowie

Schwager Samuel de Paauw (1901-1973) und Schwiegervater Eliazer de Paauw (1869-1945) auf dem Diamant-Transport mit 174 Niederländern von Bergen-Belsen nach Sachsenhausen; die meisten waren zuvor im KL Vught inhaftiert, so auch der Schwiegervater.

Sallie Pinkhof beim Abtransport bereits so geschwächt, dass er von Mitgefangenen auf einer Trage aus dem Lager getragen werden muss.

12.12.1944 Aufnahme von Sallie Pinkhof im Häftlingskrankenbau von Sachsenhausen

Dezember 1944 Tod von Sallie Pinkhof im KL Sachsenhausen

Februar 1945 Evakuierung von Sachsenhausen; Halbbruder Abraham auf dem Todesmarsch von Sachsenhausen nach Bergen-Belsen. Sein Onkel Samuel, der Bruder von Rosalie, hatte versucht, ihn in Sachsenhausen zu verstecken.

Samuel de Paauw bleibt in Sachsenhausen, er ist einer der drei Überlebenden 174 jüdischen Männern des  „Diamantentransports”.

15.4.1945 Rosa, Heleentje und Abraham Pinkhof werden in Bergen Belsen durch Britische Truppen befreit

31.5.1945 Halbbruder Abraham stirbt in Bergen Belsen mit schwerer Auszehrung und Erschöpfung

Die Frauen und Kinder der „Diamant groep“

5.12.1944 Die Frauen und Kinder werden aus dem Sternlager geführt. Außerhalb des Lagers werden die Frauen gewaltsam von ihren Kindern getrennt und in das Außenlager Beendorf transportiert.

Halbschwester Heleentje bleibt mit 50 anderen Kindern aus der Diamantgroep in einer Scheune zurück. Die polnische Häftlingskrankenschwester Luba Tryszynska hört die Hilferufe der Kinder, und bringt diese in einer eigene Baracke im Lager unter. Fast alle Diamantkinder überleben. Auch Heleentje, dank der Hilfe ihrer Halbschwester Rosa.

Rosalie Pinkhof im KL Beendorf und Frauenlager Eidelstedt

Bereits August 1944 kamen 2.500 Frauen aus dem KL Ravensbrück in das Außenlager Helmstedt-Beendorf zur unterirdischen Rüstungsproduktion. Die Bergwerke „Marie“ bei Beendorf und „Bartensleben“ bei Morsleben erhielten die Decknamen „Bulldogge“ und „Iltis“. Anfang Dezember 1944 kommen die Frauen der Diamantgroep hinzu.

Am 10. April 1945 erfolgt die Räumung beider Lager in Eisenbahnwaggons über Magdeburg, Stendal und Wittenberge in das Auffanglager Wöbbelin bei Ludwigslust, wo die Männer bis zu ihrer Befreiung durch amerikanische Streitkräfte am 2. Mai 1945 bleiben. Die Frauen werden nach Hamburg weitertransportiert, wobei zahlreiche an Erschöpfung, Hunger und Durst starben

20./21.4.1945 in das am erst 7. April geräumte Außenlager Hamburg Eidelstedt werden erneut mehrere hundert Frauen eingewiesen. Anfang Mai kamen weitere Häftlinge aus den Hamburger Frauenaußenlagern Langenhorn/Ochsenzoll und Wandsbek hinzu.

1.5.1945 Rosalie Pinkhof auf einem Rote-Kreuz-Rettungstransport mit vielen Frauen nach Dänemark oder Schweden gerettet.

5.5.1945 die 158. Brigade der Royal Army erreicht das Frauenaußenlager des KL Neuengamme; aus dem Kriegstagebuch der des Hauptquartiers 158. Brigade der Royal Army

480 Frauen – sehr schlimme Zustände, wenig oder keine Lebensmittel, Durchfall, Krankheiten / Deutsche Kriegsgefangene zu Aufräumarbeiten herangezogen. Brot ist knapp. 319 Deutsche, 3 Russinnen, 2 Polinnen, 1 Belgierin, 1 Niederländerin, 4 Italienerinnen, 99 Jugoslawinnen, 18 Tschechinnen, 5 Ungarinnen“

28.9.1945 Stiefmutter Rosalie Pinkhof in Eidelstedt mit ihrer Tochter Helene gemeldet in Loosdrecht C 8 rood, der Adresse des „Paviljoen“

Der Verlorene Zug

10.4.1945 Evakuierung der Austauschjuden von Bergen-Belsen in drei Transportzügen mit dem Ziel Theresienstadt;

Bruder Menachem mit seiner Partnerin Miriam Watermann und den Cousinen Ada und Lea Pinkhof sowie Esther Ascher- Pinkhof und deren Mann Henri auf dem dritten Transport, dem „Verlorenen Zug“.

16.4.1945 Henri Asscher stirbt auf diesem Transport in Wittenberge

23.4.1945 Irrfahrt des verlorenen Zuges endet an der gesprengten Elsterbrücke; Ankunft Tröbitz, Befreiung durch die 1. Ukrainische Front der Roten Armee, General Tschukow

Zurückgeblieben in Bergen Belsen

Roza und ihr Halbbruder Abraham bleiben in Bergen-Belsen zurück.

15.4.1945 Befreiung von Bergen-Belsen durch Britische Truppen

Roza ist schwer krank und kommt in das Lager Hospital in den ehemaligen Wehrmachtskasernen

31.5.1945 Tod des Abraham Pinkhof in Bergen Belsen

13.9.1945 kommt sie zurück in die Niederlande, kommt aber sogleich in das Noodziekenhuis St. Martinus Hemelrijk in Eindhoven.

18.9.1946 wieder in Amsterdam

6.12.1947 in die Schweiz

26.7.1949 Heirat mit Jehuda Ashkenazy

20.2.1957 Scheidung von Roza Pinkhof in Jerusalem von Jehuda Ashkenazy

1.12.2012 Tod in Kefar Sava

Quellen

Mirjam Pinkhof, De Jeugdalijah van het Paviljoen Loosdrechtsche Rade, 1998

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Pinkhof%20Sallie%22%7D

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Pinkhof%201938%22%7D

Algemeen Politieblad, nr 35, 3 September 1942, 997, notice 1722

Kriegstagebuch des Hauptquartiers der 158. Brigade

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130353691

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Pinkhof%201922%22%7D

https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130353688

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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