Dreyfuss Rolf

Rolf Rafael Dreifuss

*1.1.1920 in Dortmund; ✡ 3.6.1994 in Givat Chajim-Ihud Israel

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Leopold Dreifuss *18.4.1886 in Schmieheim, Lahr; Kowno

Mutter Hedwig Silberberg *1.10.1902 in Bad Rothenfelde; Kowno

Großeltern Israel Dreifuss und Emilia Bloch

Geschwister

Beruf Bäcker

Adressen Dortmund; Wanne-Eickel, Emscherstraße 142 (Judenhaus)

Heirat Chaja Jotkovics

Kinder vier

Ehud Dreyfuss *1.8.1944 im Kfar Szold; ✡16.6.1993

Weiterer Lebensweg

10.11.1938 Vater verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Sachsenhausen

17.5.1939 Rolf mit den Eltern in Wanne-Eickel bei Minderheiten-Volkszählung

Zur Hachschara ins Gut Polenzwerder bei Eberswalde

1937 bis 1938 Umschulungslager der Jugendorganisation Jüdisch-nationale Jugend Herzlia Betar; Leiter David Kirschenbaum aus Berlin; Pächter: Staatszionistische Organisation e.V. Berlin, eine revisionistische Splittergruppe, die Palästina mit Militär für die Juden erobern wollte ;

Sommer 1938 Auflösung der Staatszionistischen Organisation und der Jüdisch-nationalen Jugend Herzlia (Betar).

10.11.1938 kam es im Zuge der Pogromnacht zu einem Überfall durch die Gestapo. Sie zwangen die Chaluzim sich auf den Bauch zu legen, diese wurden dann durchgezählt. Im Gegensatz zu vielen anderen Hachscharot in Deutschland, konnte der Betrieb der Hachschara in Polenzwerder nach dem Pogrom wiederaufgenommen werden.

März 1940 die führenden jüdischen Funktionäre aus Berlin, Prag und Wien werden von SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin vorgeladen, um die illegalen „Sondertransporte“ nach Palästina zu forcieren; Ephraim Frank als Vertreter des erkrankten Lyon vom Palästinaamt und als designierter Transportführer dabei.

August 1940 große Gruppe von Chaluzim zur Vorbereitung nach Ellguth/Steinau; zunächst Zugfahrt nach Berlin

16.8.1940 abgemeldet aus Polenzwerder bei Eberswalde,

16.8.1940 mit dem Zug aus Deutschland fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, die bereits Kinder in Palästina hatten, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank

30.8.1940 mit einer Gruppe von 29 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith;

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

Deportation der Eltern ins Ghetto Riga

27.1.1942 Deportation der Eltern ab Dortmund nach Riga Skiortawa

Transport der Eltern von Riga ins Ghetto/KL Kauen
19.7.1944 Ankunft der Eltern von Kowno (Kauen) im KL Stutthof

18.8.1944 Vater Leopold von Stutthof ins KL Dachau verlegt, weiter ins Außenlager Utting am Ammersee; seit 1944 vermutlich zwei Lager, die zum Dachauer Außenlagerkomplex von Kaufering gehörten – Kaufering X und eventuell Kaufering V. Verantwortlich für den Bau der Lager war die „Organisation Todt“ (OT), welche mit dem „Unternehmen Ringeltaube“ ein unterirdisches Rüstungsbauvorhaben in der Umgebung von Landsberg und Kaufering plante und ausführte. Kleinere Baufirmen der Umgebung, wie die Zweigstelle der Firma Dyckerhoff & Widmann in Utting, dienten als Zulieferer der unterirdischen Flugzeugfabriken.

14.4. 1945 Kaufering V von der Organisation Todt mit 510 Männern und 15 Frauen geführt.

24.4.1945 Räumung von Kaufering V mit 559 Gefangenen Fußmarsch nach Dachau  zum KZ Dachau 26. 4.1945 Ankunft Dachau; von dort weiter nach Waakirchen

April 1945 Vater durch US Truppen befreit

Gedenken

Grabstein auf demGivat Haim Ihud, Givat Haim

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de852803

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4453455

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Manfred de Vries, Mauritius – Insel des Lebens, BtJ-Magazin, April 2019

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584

https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561

www.raoulwallenberg.net/general/ruth-kl-uuml-ger-mossad-le/

Rudolf Stern (Chawer aus Dortmund), Meine Aliyah – 13. Oktober 1939 – 29. Januar 1940; unveröffentlichtes Manuskript, 1987

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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