Neustadt Hermann

Hermann „Prinz“ Neustadt/Harvey Newton

*4.10.1920 in Breslau; ✡?

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Max Neustadt *17.2.1878 in Breslau; ✡ 18.6.1962 in Los Angeles

Mutter Irene Fessler *25.3.1895 in Halle/Saale; ✡ 9.5.1968 in Basel

Großeltern Hermann Neustadt und Bertha Fränkel

Großeltern Simon Fessler und Amalie Unger

Geschwister

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant; Ingenieur

Adressen Breslau, Straße der SA 196, Tauentzienstraße 4; Groß Breesen; Hyde Farmlands

Heirat Irene

Kinder

Weiterer Lebensweg

10.11.1938 Vater im Novemberpogrom verhaftet in Breslau

21.11.1938 Vater entlassen aus dem KL Sachsenhausen

17.5.1939 Eltern in Breslau, Tauentzienstraße 4 bei Minderheitenzählung

Übersee-Gruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen

Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)

1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.

Hermann Neustadt zur Hachschara ins Überseeauswanderer Lager Groß Breesen

10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war

10.11. – 4.12.1938 Hermann Neustadt interniert im KL Buchenwald, Häftlingsnummer 28418

Nach der Entlassung Emigration nach Amsterdam, dann ins Werkdorp Wieringermeer

Emigration der Groß Breesener auf der SS SLAMAT nach Australien

11.6.1939 erste größere organisierte Emigration von 15 Breesenern ab Rotterdam auf der SS SLAMAT nach Australien; Werner „Töpper“ Angress – zuvor Groß-Breesen – schreibt über die Abreise der Breesener- Australien Gruppe:

„15 Breesener, 13 Jungen und zwei Mädel, wollen morgen mit dem holländischen Schraubenschiff SS «Slamat» nach Australien fahren….15 Breesener, unsere erste, große, geschlossene Gruppe Pitt (Hanf), Herko (Herbert Cohn), Erich (Bacharach), Leo (Schiftan), Klaus (Gasiorowski), Werner, Spitz, Wachsi, Franz, Erwin, Fritz, Hans, Herbert (Born), Hanni und Inge. Fast alle sind nicht älter als 17 Jahre. Und in Kolombo werden sie Jonny treffen, mit Posche, Bosi und Rudi. … Langsam verlassen wir das Schiff, Bo(Bondy), Prinz (Hermann Neustadt), Dackel (Gerd Tworoger), Floh (Ludwig Fröhlich) und ich (Angress).“

24. 1.1940 – 5.2.1940 Hermann „Prinz“ Neustadt und Otto August auf der SS VEENDAN von Rotterdam nach New York

Ziel Hyde Farmlands, Verwalter Urban Franken

Die Thalhimer-Farm „Hyde Farmlands“

William B. Thalhimer, Warenhausbesitzer in Richmond, kaufte die Farm „Hyde Farmlands“ in Nottoway County, Virginia zur landwirtschaftlichen Ausbildung jüdischer Jugendlicher für die „Virginiagruppe“ der Breesener (Chawerim aus dem Hachscharalager Groß-Breesen)

1940 Vierundzwanzig Groß-Breesener können mit einer Sonderquote für Landwirte nur für die Hyde Farmlands einreisen.

30.4.1940 – bei US Census erfasst in Haytakol, Nottoway auf  Hyde Farmlands als „farmhand“ mit den zwei Werkdorpern Gerd Tworoger und Hermann Kiwi, 24 jüdischen Flüchtlingen aus Groß-Breesen, so auch Rolf Falkenstein aus Recklinghausen

Als „Head“ wird Henry Cornes Heinz Kahn (HaKa) aus Eschwege geführt

Ende 1941 nach Erkrankung von Thalhimer wird die Farm geschlossen; bei Kriegseintritt der USA gehen viele Chawerim in die US Army;

26.8.1941 Vater nach Kuba, später Los Angeles

Januar 1954 Curt Bondy schreibt im Groß Breesen-Rundbrief:

„NEWTON, H.P., c /o Pennsalt-Comanil C.A., Apartado Postal 4648, Maracay, Venezuela Prinz ist seit April 1953 als landwirtschaftlicher Experte in Venezuela. Er rechnet etwa ein Jahr dort zu bleiben. Vorher arbeitete er in New Jersey, nachdem er seine Studien mit dem Doktorexamen abgeschlossen hatte. Prinz‘ Eltern leben nach wie vor in Vineland, N.J., West Walnut Road.“

Gedenken

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Volkszählung 1940 der Vereinigten Staaten

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6440); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5278195

Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985

https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater

https://zeitgeschichte-hamburg.de/files/public/FZH/Publikationen_digital/Werner%20T%20Angress%20Generation%20zwischen%20Furcht%20und%20Hoffnung.pdf

https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia

https://yvng.yadvashem.org/ad

Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938

www.werkdorpwieringermeer.nl/

https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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