Gerhard „Wachsi“ Julius Wachsmann/ Geoffrey Harry Winston
*31.10.1921 in Berlin; ✡7.2.2019 in Sydney
Staatsangehörigkeit deutsch
Vater Max Wachsmann *11.10.1881 in Rodzien; ✡ 1943 in Auschwitz
Mutter Lilli Löwenstein *1.5.1894 in Lasin, Polen; ✡1943 in Auschwitz
Großeltern Julius Wachsmann und Marie Baumgart
Großeltern Samuel Löwenstein und Goldinka Cohn
Geschwister
Eva Wachsmann *17.4.1931 in Berlin; ✡1943 in Auschwitz
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant; Galvaniseur
Adressen Berlin, Johann-Georg-Straße 16; Groß Breesen; 459 Dowling Street, Moore Park, Sydney
Heirat Alice Scharf *29.8.1929 in Wien; 23.2.2023 in Sydney
Kinder
Philippa Winston
Weiterer Lebensweg
Der Vater war Chordirigent; bis 1938 Musikdirektor der 1923 eingeweihten Synagoge „Friedenstempel“ in der Markgraf-Albrecht-Straße 11/12
Ostern 1928 Einschulung Volksschule
1931 Umzug von der Dernburgstraße 51 in die Lietzenburger Straße 32
1937 Umzu in die Johann-Georg-Straße 16.
Ende 1942 Zwangsumzug der Eltern in die Gasteiner Straße 13, Hinterhauswohnung
Übersee-Gruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen
Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)
1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.
Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.
1938 Gerhard Wachsmann zur Hachschara ins Überseeauswanderer Lager Groß Breesen
10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.
10.11.- Dez.1938 – interniert im KL Buchenwald, Häftlingsnummer ?
17.5.1939 Gerhard Wachsmann mit den Eltern und Schwester Eva in Berlin Wilmersdorf, Johann-Georg-Straße 16 bei Minderheitenzählung
8.6.1939 abgemeldet aus Berlin nach Amsterdam zur Ausreise nach Australien
Emigration auf der SS SLAMAT nach Australien
11.6.1939 erste größere organisierte Emigration von 15 Breesenern ab Rotterdam auf der SS SLAMAT nach Australien; Werner „Töpper“ Angress – zuvor Groß-Breesen – schreibt über die Abreise der Breesener- Australien Gruppe:
„15 Breesener, 13 Jungen und zwei Mädel, wollen morgen mit dem holländischen Schraubenschiff SS «Slamat» nach Australien fahren….15 Breesener, unsere erste, große, geschlossene Gruppe Pitt (Hanf), Herko (Herbert Cohn), Erich (Bacharach), Leo (Schiftan), Klaus (Gasiorowski), Werner, Spitz, Wachsi, Franz, Erwin, Fritz, Hans, Herbert (Born), Hanni und Inge. Fast alle sind nicht älter als 17 Jahre. Und in Kolombo werden sie Jonny treffen, mit Posche, Bosi und Rudi. … Langsam verlassen wir das Schiff, Bo(Bondy), Prinz (Hermann Neustadt), Dackel (Gerd Tworoger), Floh (Ludwig Fröhlich) und ich (Angress).“
Mit den 19 Breesenern auf eine Farm zur weiteren Ausbildung
12.3.1943 Eintritt in die Australian Army in Moore Park, NSW
26.10.1946 Ausmusterung aus der Australian Army, 2th Employment Company
Arbeit als Galvanisieur
Deportation der Familie in der Fabrikaktion nach Ausschwitz
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
Verbringung der Familie in das Sammellager Große Hamburger Straße
2.3.1943 Vater Max auf dem 32. Osttransport von Berlin nach Auschwitz
3.3.1943 Mutter Lilli auf dem 33. Osttransport von Berlin nach Auschwitz
6.3.1943 Schwester Eva auf dem 35. Osttransport von Berlin nach Auschwitz
Gedenken
28.9.2016 Stolpersteine für die Eltern und Schwester Eva Johann-Georg-Straße 16
5.10.2016 Antwortschreiben von Geoff Winston
Dear Gerhard and Sabine Wedegaertner,
Thank you very much for your kind letter of 10/9 which was great surprise as I had never expected to receive such a pleasant message from my old home adress. Unfortunately (96 yrs) is too old for me to visit a previous home again, but it is nice to know that there will, at least, be some memorial of my family.
Thank you again for what you have done and my very best wishes.
Geoff
1946 Suchanzeige von Gerhard Wachsmann für Schwester Eva
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Volkszählung 1940 der Vereinigten Staaten
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212500
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212611
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130251945
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12114967
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12677373
Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985
https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater
https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia