Werner „Töpper“ Angress
*27.6.1920 in Berlin; ✡5.7.2011 in Berlin
Staatsangehörigkeit deutsch
Vater Ernst Hermann Angress *5.8.1883 in Berlin; ✡ 17.10.1943 in Auschwitz
Heirat der Eltern 28.8.1919 in Berlin
Mutter Henny Kiefer *4.4.1892; ✡ 1984
Geschwister
Fritz Peter Angress *14.4.1923 in Berlin; ✡?
Hans Herbert Angress *14.4.1928 in Berlin; ✡?
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant; Professor für Jüdische Geschichte
Adressen Berlin; Groß Breesen; Hyde Farmlands
Heirat
1.Ehe 1953 mit Ruth Klüger *30.10.1931; 6.10.2020
1962 Scheidung von Ruth Klüger
2. Ehe 1964-1979 mit Mildred Millie Rapp
Kinder
aus erster Ehe
Percy Angress *1953
Dan Angress *1956
aus zweiter Ehe
Miriam Angress *1966
Nadine Angress *1969
Weiterer Lebensweg
Hier sollen nur einzelne Facetten des Lebensweges mit Bezug zu Groß Breesen bis in die Nachkriegszeit aufgezeichnet werden, es liegen bereits umfangreiche biografische Darstellungen vor.
1926-1930 Besuch der Volksschule
1930-1932 Besuch der Herder-Schule, Privat-Gymnasium im Westend, Berlin
Mitglied in der nichtzionistischen jüdischen Jugendgruppe „Schwarzes Fähnlein“
1932 Umzug der Familie nach Lichterfelde
1932-1936 Besuch des Reform-Realgymnasium, Abschluss „Mittlere Reife“
Übersee-Gruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen
Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)
1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.
Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.
9.6.1936 Werner Angress zur Hachschara ins Überseeauswanderer Lager Groß Breesen; als seine Eltern ihn nach Hause holen wollen, droht er ihnen mit Suizid.
30.10.1937 Emigration mit der Familie nach England
Anfang März 1938 Umzug der Familie von London nach Amsterdam
10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war.
November 1938 -Oktober 1939 zahlreiche Aktivitäten von Werner Angress zur Rettung der verhafteten Groß-Breesener und Organisation verschiedener Farmprojekte im Ausland (Australien, Kenia, Virginai, Hyde Farmlands)
1938/39 verschiedentlich Werkdorf Wieringerward
Emigration von Groß Breesenern auf der SS SLAMAT nach Australien
11.6.1939 erste größere organisierte Emigration von 15 Breesenern ab Rotterdam auf der SS SLAMAT nach Australien; Werner „Töpper“ Angress schreibt über die Abreise der Breesener- Australien Gruppe:
„15 Breesener, 13 Jungen und zwei Mädel, wollen morgen mit dem holländischen Schraubenschiff SS «Slamat» nach Australien fahren….15 Breesener, unsere erste, große, geschlossene Gruppe Pitt (Hanf), Herko (Herbert Cohn), Erich (Bacharach), Leo (Schiftan), Klaus (Gasiorowski), Werner, Spitz, Wachsi, Franz, Erwin, Fritz, Hans, Herbert (Born), Hanni und Inge. Fast alle sind nicht älter als 17 Jahre. Und in Kolombo werden sie Jonny treffen, mit Posche, Bosi und Rudi. … Langsam verlassen wir das Schiff, Bo(Bondy), Prinz (Hermann Neustadt), Dackel (Gerd Tworoger), Floh (Ludwig Fröhlich) und ich (Angress).“
15.9.1939 Abmeldung aus Amsterdam ins Werkdorp
28.10.-10.11.1939 Werner Angress auf der SS VEENDAM von Antwerpen nach New York
Letzte feste Adresse und Adresse des Vaters
Die Thalhimer-Farm „Hyde Farmlands“
William B. Thalhimer, Warenhausbesitzer in Richmond, kaufte die Farm „Hyde Farmlands“ in Nottoway County, Virginia zur landwirtschaftlichen Ausbildung jüdischer Jugendlicher für die „Virginiagruppe“ der Breesener (Chawerim aus dem Hachscharalager Groß-Breesen)
1940 Vierundzwanzig Groß-Breesener können mit einer Sonderquote für Landwirte nur für die Hyde Farmlands einreisen.
30.4.1940 Werner Angress bei US Census erfasst in Haytakol, Nottoway auf Hyde Farmlands als „farmhand“ mit den zwei Werkdorpern Gerd Tworoger und Hermann Kiwi, 24 jüdischen Flüchtlingen aus Groß-Breesen, so auch Rolf Falkenstein aus Recklinghausen
Als „Head“ wird Henry Cornes Heinz Kahn (HaKa) aus Eschwege geführt
Ende 1941 nach Erkrankung von Thalhimer wird die Farm geschlossen; bei Kriegseintritt der USA gehen viele Chawerim in die US Army;
Verhaftung des Vaters in Amsterdam
25.4.1941 Vater verhaftet wegen Devisenvergehens;
17.5.1941 deportiert nach Kleve, dann in Haft in Berlin
Namenliste des Strafgefängnisses Berlin-Plötzensee
Vater in diversen Strafgefängnissen wie Luckau und Görden
26.12.1942 Vater verlegt nach Auschwitz
Jan 1943 Tod des Vaters in Auschwitz
Eintritt in die US Army – die Boys vom Camp Ritchie
May 1941 Eintritt in die US Army, zunächst als Infanterist, dann 1943 zur Spezialeinheit im Camp Ritchie, „Ritchie Boys“
Januar 1944 verlegt mit der Einheit nach England
6.6.1944 als Fallschirmspringer bei der Invasion in der Normandie „D-Day“ von den Deutschen gefangen genommen
Mai 1945 Werner Angress mit seiner Division als Befreier des KL Wöbbelin, Außenlager des KL Neuengamme
2.5. 1945 Befreiung des Lager Wöbbelin, die SS-Wachen fliehen nach einem Luftangriff
Nachkriegszeit
13.5. 1945 Wiedersehen mit Mutter und Brüdern, die ab 1943 als „onderduiker“ überlebten
1945 Nach der Ausmusterung aus der US Army Studium der Geschichtswissenschaften, Promotion, Dozent in Berkeley und New York
bis 1953 Studium (Hauptfach Geschichte);
September 1953 Promotion Dr. phil. (University of California, Berkeley).
Lehrtätigkeit, Dozent, Professor
1954/55 Wesleyan University, Connecticut;
1955-63 Berkeley;
1963-1988 State University of New York, Stony Brook
Wissenschaftliche Veröffentlichungen in den USA, Deutschland und England
1985 Verfasser des letzten Groß Breesener Rundbriefes mit vielen autobiografischen Berichten
22. -26.5.1986 Treffen der überlebenden Groß-Breesener in Shavey Zion, Israel
Oktober 1988 Rückkehr nach Berlin
Gedenken
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Angress%22%7D
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Hermann%20Angress%22%7D
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130251945
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12110928
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12114967
Volkszählung 1940 der Vereinigten Staaten
Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985
https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater
https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia
Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938
https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer