Plaut Siegfried

Siegfried Plaut

*11.9.1875 in Detmold; ✡13.11.1943 Theresienstadt

Vater Abraham Joseph Plaut *6.12.1858; Lehrer und Schulinspektor ; ✡14.12.1907 Detmold

Heirat der Eltern 24.1.1872 in Willingshausen, Hessen

Mutter Emilie Cohen *21. 11. 1847; ✡11. 4. 1936

Onkel Hermann Plaut (1846-1909) war deutscher Japanologe

Geschwister

Siegfried Plaut *11.9.1875; ✡13.11.1942 in Theresienstadt

Antonia Plaut *24.6.1877; ✡25.3.1967 in Johannesburg

Joseph Plaut *5.6.1879; ✡25.11.1966 in Salzuflen

Hermann Plaut *7.6.1881; ✡1919

Ella Plaut *31.1.1884; ✡7.11.1959 in Johannesburg

Amalia Plaut *25.10.1888; ✡6.6.1986 in Johannesburg

Manfred Plaut *1893; ✡14.8.1970 Johannesburg

Heirat 10.7.1900 Martha Story * 11.10.1863 in Koeben, Polen; ✡ 29.12.1942 Theresienstadt

Tochter Paula Plaut *23.4.1904 in Jaraczewo; oo 1934 Erich Asch; ✡ 6.10.1989 in New York

Beruf

Lehrer an der israelitischen Volksschule in Recklinghausen 1925 – 1937

Adresse Recklinghausen, Am Steintor 13 ; Berlin, Solinger Str. 6

Weitere Lebensdaten

10.11.1924 Fürsorgeamt für Lehrpersonen weist ihm die vakante Stelle in Recklinghausen zu

1.5.1925 Festanstellung  als Lehrer an der israelitischen Volksschule in Recklinghausen als Nachfolger von Simon Tannenbaum

Vor 1936 Emigration der Mutter mit den Geschwistern Antonia, Ella, Amalia, Manfred nach Johannesburg

11. 4. 1936 Tod der Mutter in Johannesburg

Anfang 1937 Schriftführer der Zionistischen Vereinigung OG Recklinghausen

Gibt 1937 die Lehrerstelle wegen schwerer Krankheit auf; Nachfolger wird Erich Jacobs

Erich Jacobs beklagt sich über den Zustand der Lehrerwohnung bei seinem Einzug:

„Als wir diese Räume zum ersten Mal sahen – bevor wir einzogen – trauten wir unseren Augen nicht: Eine solche „Chazeress“ (Verschmutzung) hatten wir noch nie gesehen. Die Regierung ließ dann die Räume streichen oder tapezieren. Nachdem wir eingezogen waren, brauchte ich wochenlang, um all die leeren Flaschen, Schachteln (sogar leere Zigarettenschachteln!!), Papier, Papier, Papier zu entfernen, mit denen der Dachboden und der Keller gefüllt waren. Was verbrannt werden konnte, verbrannte ich unter der Waschmaschine (Feuerstelle unter dem Bottich) und nach und nach zog Sauberkeit ein!!! Ich kann nicht verstehen, wie mein Vorgänger in einer solchen Chazeress leben konnte. Später erfuhren wir, dass er und seine Frau „komische“ Leute waren und fast abgeschottet von anderen Menschen gelebt haben; wenn es jemand wagte, sie abends zu besuchen, ging die Frau – nach einer Weile – zu ihrem Kanarienvogel, deckte seinen Käfig zu und sagte: Du, Vögelchen, hast Glück und kannst schlafen gehen, aber wir haben netten Besuch und müssen wach bleiben!!! Sicherlich, die Leute haben aufgehört, sie zu besuchen.“

„Das haben mir die Eltern erzählt: Lehrer Plaut – mein Vorgänger – gab den Kindern nur sehr selten Hausaufgaben auf, und wenn er sie aufgab, sah er sie nie durch, so dass die Kinder sie nicht erledigten.“

7.10.1937 Umzug nach Berlin-Wilmersdorf, zur Tochter Paula Asch, ebenfalls Lehrerin, zeitweilig an der jüdischen Schule in Herne

17.5.1939 in Berlin Tiergarten mit Frau Marta bei Minderheitenzählung

21.9.1942 auf der Transportliste des Alterstransport I/70, Nr. 8144 und Nr. 8145 

3.10.1942 irrtümlich registriert auf dem 20. Osttransport nach Theresienstadt

13.11.1943 Tod im Ghetto Theresienstadt, (Diagnose „Enteritis“)

Gedenken

Mutter und die Geschwister Antonia, Ella, Amalia, Manfred beigesetzt auf dem Brixton Cemetery, Johannesburg

1985/87 Zitat zu Bruder Manfred Plaut in der Biografie von Werner Kraft :
„Ich konnte nicht auf den Namen des Dichters Manfred Sturmann kommen, des Armen, von dem man mir erzählt hat, er liege in Bakka völlig gelähmt darnieder. Bis in meine früheste Jugend mußte ich zurückgehen, als ich in einem jüdischen Kinderheim in Duhnen bei Cuxhaven auf einen etwas verwachsenen Jungen stieß, mit dem es zu einer tiefen Freundschaft kam und heißen Tränen beim Abschied. Er war aus Detmold und hieß Manfred Plaut, und da hatte ich den Namen, den ich suchte. Heute werden wohl nur noch wenige jüdische Eltern ihre Söhne Manfred nennen. Damals kam es von der Wirkung Byrons in Europa, mit Goethe im Mittelpunkt. (…)“

10.7.2002 Page of Testimony für Siegfried und Marta Plaut von Rebecca Allen-Plaut

Quellen

Historische Kommission für Westfalen (Hrsg.), Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe, Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Münster, E-Book 2021

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127205185

Gedenkbuch Opfer und Stätten der Herrschaft, der Verfolgung und des Widerstandes in Recklinghausen 1933-1945“

https://www.recklinghausen.de/Inhalte/Startseite/Ruhrfestspiele_Kultur/Gedenkbuch/_Opferbuch_selfdb.asp?form=detail&db=545&id=515

Heinz Reuter, Die Juden im Vest Recklinghausen, Vestische Zeitschrift Bd. 77/78, 1978/1979

Werner Schneider, Jüdische Heimat im Vest Gedenkbuch 1983

Werner Schneider, Jüdische Einwohner Recklinghausens 1816-1945, in: 750 Jahre Stadt Recklinghausen. 1236-1986, hrsg. von Werner Burghardt, Recklinghausen 1986

Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945

Transportliste Welle 31 – Alterstransporte 63-67 nach Theresienstadt, 21.09.1942 – 25.09.1942; ITS Arolsen

Bundesarchiv Koblenz. Gedenkbuch-Opfer der Verfolgung unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933 –1945. https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1134053

Den Hinweis auf das Zitat von Werner Kraft verdanke ich Ulrich Breden, Hannover

https://www.deutsche-biographie.de/dbo086319.html#dbocontent

https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/46588-martha-plaut/

https://www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/88408-plaut-siegfried-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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1 Kommentar

  1. Der deutsch-jüdische Schriftsteller Werner Kraft (1896-1991) erwähnt in seinem kurzen Text „Namen“ (in: Kraft: Wahrheitsfetzen. Aufzeichnungen 1985-1987. Bonn 1988, S. 70f.) Manfred Plaut aus Detmold, den er als Kind im jüdischen Kinderheim in Duhnen bei Cuxhaven kennenlernte (wohl um die Jahrhundertwende). Werner Kraft lebte seit 1933 in Jerusalem. Wie und wo überlebte Manfred Plaut?

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