Kornberg Ilse

Ilse Kornberg

*15.6.1923 in Braunschweig; +17.2.1986 in Los Angeles

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater Hermann Kornberg *6.2.1885 in Ottenstein, Detmold; +28.1.1944 in Riga

Mutter Emilie Rosenstern *29.9.1898 in Salzhemmendorf; oo 16.5.1922; +2.7.1978 Encino, USA

Geschwister

keine

Adressen Braunschweig; Hannover, Bödekerstraße 34, zuletzt Judenhaus Lützowstraße 3

Beruf Masseuse

Heirat

Ehe am 12.6.1949 in Los Angeles Manfred J. Lakemann *1913

Kinder ?

Weiterer Lebensweg

1929-1933 Besuch der Volkschule

1933 -1937 Gymnasium

16.9.1937 Umzug nach Hannover, Bödekerstraße 34

Nov. 1937- Nov. 1938 Schneider-Lehre

2 Mon als Krankenpflegeschülerin im Israel. Krankenhaus Hannover

17.5.1939 in Hannover mit den Eltern bei Deutsche Minderheiten-Volkszählung

1939 -März 1940 Massage-Schule in Berlin

Okt.-Dez 1941 Arbeiterin in Kartonagenfabrik

3./4.9.1941 „Aktion Lauterbacher“, Zwangsumzug ins Juden-Ghettohaus, Lützowstraße 3

15.12.1941 Deportiert zusammen mit den Eltern, Onkel Emil (*15.9.1882) und Tante Ida Kornberg Lilienstern (*17.5.1884) vom Bahnhof Fischerhof in Hannover-Linden nach Riga Skirotawa

18.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga

Mitte 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

Käthe Fries schreibt zu den Kornbergs in „Schießen sie mich nieder“ Seite 96:

„Nun will ich noch ganz schnell von der Ilse K. [Kornberg] erzählen, die auch zu den 10 Mädels gehörte, die man vorerst in Riga behalten wollte. Ilse sollte von ihrer kleinen, zarten Mutti [Emilie Kornberg] getrennt werden, das hätten beide wohl kaum überlebt. Als Ilses Name aufgerufen würde, rannte sie zu Müller, flehte ihn an, sie mit fortzuschicken. Weinte, bettelte und fiel ihm schließlich zu Füßen. Aber Müller kannte nur ein böses Grinsen dafür und versetzte Ilse einige Fußtritte. Später hast Du mir dann erzählt, Ilselein, dass du auch nichts von den Ohrfeigen gemerkt hättest, sondern nur die wahnsinnige Angst kanntest, Deine Mutti zu verlieren. Da spürtest Du keine Schmerzen und was mit Dir geschah, das war Dir völlig egal. Du wusstest nun, Du musstest Dein Mütterlein retten. Und der Herrgott hat Deine Liebe belohnt, denn Deine Mutti gehörte zu den Letzten, und Du hast sie wieder selig umschlungen halten können. Auch jetzt seid ihr beide gesund und froh in Schweden, und ich muss noch an die Uhligtraße [in Libau] denken, wo ihr in einem Zimmer mit mir auf der Erde lagt und ich Euch immer beneidete und oft den Kopf fortdrehte. Ich konnte nicht immer mitansehen, wie Du, Ilse, zu Deiner Mutti gekrochen bist und sie über Dein Haar strich und Dir Liebes und Zärtliches zu sagen wusste. Ilse, ich konnte das nicht sehen, so beneidete ich Dich, und mich packte jedes Mal ein wahnsinniges Heimweh nach meiner guten, kleinen Mutti.“

30.9.1944 Zwangsarbeiter des ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland

1.10.1944 Ankunft Libau, SS-Sonderlager in Lettland, Arbeit im Hafen

22.12. 1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um

19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg

27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel

27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager

12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.

Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz

Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 153 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.

1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen

2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage

Mellersta Förstadskolan (Gebäude der Vorstadt-Mittelschule) in Malmö

4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“

13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne

8.6.1945  IRC-Recreation-Camp, Holsbybrunn Lidingo Schweden

17.-28.11.1945 auf der SS Stavangerfjord von Oslo nach New York mit Tochter Ilse; ebenfalls an Bord Carla und Erna Pins, in Hassee befreit

Kontaktadresse Bertha Rosenbach im Camp Holsbybrunn

Ziel ist Onkel Ernst Rose, der Ehemann von Irma Rosenstern in Los Angeles

2.1.1946 Hollywood Citizen News

1948 im Adressbuch von Los Angeles

1974 Wohnsitz Encino Kalifornien

17.2.1986 Tod in Los Angeles

Gedenken

6.12.1974 Page of Testimony für ihren Verlobten Kurt Meyer von Ilse Lakemann

Quellen

Deutsche Minderheitenzählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de903780

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de953205

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_nwd_411215-26.html

Kalifornien, County, Eheschließungen, 1850-1952

Todesfälle in Kalifornien, 1940 – 1997

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7032); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/Veroeffentlichungen/Jahrbuecher/J06_7_Fentsahm_Evakuierungsmarsch.pdf

Käthe Fries, „Schießen sie mich nieder“, Lukas Verlag 2017

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945

Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020

Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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