Hannelore Frank
*3.9.1927 in Weseke, Borken; ✡23.3.2009 in Hannover, USA
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Karl Frank *18.12.1890 in Weseke; Schlachter; Viehhändler; Fluchthelfer nach Holland; in Haft in Gelsenkirchen; Zwangsarbeit an der Steinfurter Aa; erschossen in Riga am 12.5.1942.
Mutter Olga Jakoby *3.6.1896 in Montabaur; oo 8.12.1925; ✡30.12.1932 Nierenkrebs
Stiefmutter Irma Tobias *15.3.1903 in Oberbieber; Riga-> Auschwitz 2.11.1943
2. Ehe des Vaters am 20.8.1934
Halbgeschwister
Marga Frank *13.12.1935; 2.11.1943 Riga-> Auschwitz
Manfred Frank* 12.11.1936 in Weseke; 2.11.1943 Riga-> Auschwitz
„Ohne Namen“ Frank *Mai 1942 im Ghetto Riga; ✡ Mai 1942 im Ghetto Riga
Beruf Schülerin; Näherin; Geschäftsfrau
Adressen Weseke Nr. 16, Kirchplatz ;
Heirat
1951 Heirat in Manhattan mit Vladimir Ilyitch Nilvin, später William Nelson
Kinder
Tochter Nelson; oo Du Clos
Tochter Nelson; oo Glaser
Tochter Nelson; oo Juarez
Weiterer Lebensweg
Volkschule 6 Jahre, Mittel- Schule ½ Jahr
30.12.1932 die Mutter verstirbt mit Nierenkrebs
20.8.1934 2. Ehe des Vaters
Volksschule
1938 Realschule in Stadtlohn (Klosterschule mit Nonnen)
3.8.1938 Vater Karl Frank wegen Fluchthilfe in Untersuchungshaft in Gelsenkirchen
25.3.1939 – März 1940 Vater im Zuchthaus Herford
17.5.1939 in Weseke bei ihrer Familie bei Minderheiten-Volkszählung
21. 12. 1939 schreibt sie einen Brief an ihren Vater im Zuchthaus Herford
März 1940 Vater nach Entlassung zur Zwangsarbeit „Regulierung der Steinfurter Aa“
26.11.1941 Verhaftung der Familie und Verbringung nach Münster „Gertrudenhof“
13.12.1941 Münster, Bielefeld-> Riga; mit der Familie und 4 ledigen Schwestern des Vaters; nur Hannelore überlebt Riga
16.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
12.5.1942 Vater wegen Schmuggeln von Lebensmitteln ins Ghetto erschossen
Mai 1942 verliert die Stiefmutter das dritte Kind von Karl in Riga (Tötung nach Geburt war im Ghetto an der Tagesordnung)
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
2.11.1943 Stiefmutter Irma und die Halbgeschwister Marga und Manfred werden nach Selektion nach Auschwitz deportiert, hat sie zum letzten Mal im November 1943 in Ghetto Riga gesehen.
November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig
29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau
SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen
22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen
22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg;
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen
2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“
13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne
8.6.1945 Holsbybrunn, Ausländerheim der Schwedischen Ausländerkommission
Sie will nach Kanada auswandern wo sei ein Cousin Eugen Albersheim hat: 108 Robenson, Winnepeg, Kananda. Sie will nicht züruck nach Deutschland.
4.8 – 2.9.1945 in Stockholm in Urlaub bei Erwin und Ilse Löwe. Kosten werden von Löwe übernommen
Am 29.9.1945 ist sie bei Verwandten in Hälsingborg und ab dieser Zeit in der Schneiderschule bei Johan Svenssons Damskrädderi (Frauenschneiderei), Drottningatan 94, Helsingborg. Sie wohnt von dieser Zeit bei Wingård, Pälsjögatan 12, Helsingborg.
22.12.1945 – 10. 1. 1946 ist sie eingeladen zu Chef-Redakteur Erwin Löwe. Gleichzeitig soll Auswanderung mit den niederländischen Behörden besprochen werden.
Von 2.5.1946 wohnt sie in Instagatan 18 A, Eskilstuna und arbeitet als Schneiderin bei Regia Damkonfektion, Fristadstorget 3, Eskilstuna.
20 – 23.1.1947 in Stockholm beim Amerikanischen Konsulat: Vor der Emigration in die USA will sie Verwandte in Holland besuchen; wird auch bewilligt.
10.5.1947 mit Flieger von Malmö nach Holland
4.7.1947 Rückkehr nach Schweden
1947 Eskilstuna bis zur Emigration
23.5.-2.6. 1947 auf der SS Gripsholm von Göteborg nach New York
1951 Heirat in Manhattan mit William Bill Nelson
1970 Eröffnung eines Shops für „Handarbeiten“, Nähen, Stricken
23.3.2009 Tod in USA an Lungenkrebs
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939 https://www.mappingthelives.org/
Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411213-Muenster3.jpg
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7373); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
Mein besonderer Dank gebührt Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen.
Karl Franke mit Halbbruder Manfred ca 1940 —
Manfred is the SON of Karl FRANK [without „e“] and Irma TOBIAS – Manfred was born in 1936 and perished in the Shoah DEC 1941 Riga
Die Bildunterschrift ist mißverständlich. Ich habe sie verbessert. Danke für den Hinweis
Die Mutter von Hannelore Frank, Olga geb. Jacoby, wurde laut „Civilstand der Stadt Montabaur“ am 3. Juni 1896 geboren, nicht am 28.06.1897 (wie hier angegeben).
Ansonsten eine bewundernswert detailliert recherchierte Biographie.