Gerd Franke

*29.7.1925 in Herford; Riga; + 30.April 1945 in Bergen Belsen
Vater Max Franke *1.1.1893 in Herne; März 1945 Tod im KL Bergen-Belsen
Mutter Elfriede Cahn *9.4.1897 in Bochum; Riga überlebt; +30.12.1992 in Philadelphia

Geschwister
Ruth Franke *16.4.1922 in Bochum; oo Hans Salomon; Riga, Stutthof; +3.2.2004 Philadelphia
Klara Franke *3.12.1927 in Herford; Riga; oo Kurt Goldstein; lebt 2021 in Philadelphia
Beruf Schüler
Adressen Herne; Bochum; Herford, Credenstr. 2, Lübbertorwall 18
Weiterer Lebensweg
10.11.1938 Vater „Schutzhaft“ im Novemberpogrom, Polizeigefängnis Herford
12.11.-29.11.1938 Vater Max im KL Buchenwald; Zwangsarbeit in Herford
9.12.1941 Sammelstelle Herforder kleine Markthalle
mit Lastwagen nach Bielefeld, Sammelstelle Restaurant Kyffhäuser am Kesselbrink in Bielefeld
13.12.1941 um 15 Uhr Abfahrt Bielefeld nach Riga
15.12.1941 gegen 23 Uhr Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa bei Riga
November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig
29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau
SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen
22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen
22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg;
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
Deportation aus dem KoLaFu Hamburg nach Bergen Belsen
März 1945 Herbert Schultz (zuvor Leiter des „Arbeitsamtes“ in Riga muss) Transporte der im KoLaFu gefangenen Männer zusammenstellen). Die ersten 27 Männer bestimmt Schultz nach dem Alphabet von A-H, aber auch einzelne andere) zum Transport nach Bergen-Belsen
Es fanden zwei Transporte statt, wohl am 17.3. und 27.3.1945 mit 27 bzw. 28 Männern per LKW
Bertold Kohn (selbst nicht in Bergen-Belsen) schreibt:
„„Eines Tages begann die Leitung des Gefängnisses, die Leute unserer Gruppe zu einem Marsch nach Bergen Belsen zu schicken. Sie begannen nach dem Alphabet. Adler Georg war einer der ersten, der nach Bergen Belsen geschickt wurde. Der zweite, an den ich mich erinnere, war Ardow, Eleazar. Ardow sind auf dem Marsch seine Füße erfroren“.
Zeugenaussage von Alfred Cohnen im Prozess gegen SS-Obersturmführer Maywald:
„Dort (Fuhlsbüttel) blieb ich bis zum 16. März und kam dann mit noch 27 Männer Bergen-Belsen, 10 Tage später folgten weitere 28 Männer von uns. Zum Glück hatten wir unterwegs eine Autopanne, sonst wären unsre Frauen und die Übrigen alle auch nach Bergen-Belsen gekommen. So kam der Rest von unseren Leuten nach ein 4-tägigen Fußmarsch am 15. April in das KZ-Lager Kiel-Hassee. Von den 56 in Bergen-Belsen sind innerhalb weniger Tage 22 gestorben. Wir bekam täglich ½ Ltr. Wassersuppe (Steckrüben) und kein Brot. Am 15 April würde Bergen-Belsen durch die englische Armee befreit.“
Für den 2. Transport von KoLaFu nach Bergen Belsen sucht Herbert Schultz auch ihm missliebige Männer aus, die in Opposition zu ihm standen; der LKW bleibt auf der Fahrt nach Bergen Belsen liegen. Deshalb konnten keine weiteren Transporte der Libau-Gruppe erfolgen.
In Bergen-Belsen grassieren wegen der katastrophalen Bedingungen Fleckfieber und andere Endemien.
April 1945 Fleckfieberepidemie im KL Bergen-Belsen verhindert „Evakuierung“ des Lagers
12. /13. 4.1945 lokales Waffenstillstandsabkommen zwischen Wehrmacht und der Royal Army
15.4.1945 die 11. Panzerdivision übernimmt das zur neutralen Zone erklärte KL Buchenwald
30.4.1945 Vater Max verstirbt in Bergen-Belsen nach der Befreiung (Fleckfieber)
11.4.1945 Mutter Elfriede und die Schwestern auf Todesmarsch zum AEL Nordmark bei Kiel
Sie werden am 1.5.1945 durch das schwedische Rote Kreuz befreit.
Gedenken
Stolperstein für Max und seinen Bruder Paul Franke in Herford, Lübbertorwall 18
Quellen
Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945
Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Ralph Piorr (Hrsg) Ohne Rückkehr. Die Deportation der Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg
nach Zamość im April 1942; Essen 2012
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006640
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1191049
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de838145
https://collections.arolsen-archives.org/archive/5882720/?p=1&s=Franke%20Max&doc_id=5882722
https://www.zellentrakt.de/downloads/materialien/Publikation_Juden_in_Herford.pdf
https://www.zellentrakt.de/downloads/Liste_der_in_Herford_verlegten_Stolpersteine.pdf
http://docplayer.org/128674725-Anne-frank-war-nicht-allein-juedische-kindheit-und-jugend-im-kreis-herford.html
Heinz Reuter, Die Juden im Vest Recklinghausen, Vestische Zeitschrift Bd. 77/78, 1978/1979
Werner Schneider, Jüdische Heimat im Vest Gedenkbuch 1983
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Die jüdischen Gefallenen des deutschen Heeres, der deutschen Marine und der deutschen Schutztruppen, 1914-1918: ein Gedenkbuch, Reichsbund jüd. Frontsoldaten, Verlag Der Schild, 1932
Gedenkliste Herne, Die Opfer der Shoah in Herne und Wanne-Eickel undatiert
U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)