Otto Weissenstein
*19.8.1896 in Adler-Kosteletz
Staatsangehörigkeit Österreich, deutsch, staatenlos
Religion 19.1.1925 Austritt aus der jüdischen Gemeinde, ab da katholisch
Vater Leopold Weissenstein *16.3.1853 ; ✡4.11.1917 in Wien
Mutter Anna Bondy *ca.1856 in Studenitz; ✡24.2.1925 in Wien
Geschwister ?
Beruf Kontorist, Bürokaufmann
Adressen Wien 2, Mariannengasse 13, Untere Augartenstraße 4
Heirat Friederike Weissenstein *26.8.1902
Kinder keine
Weiterer Lebensweg
19.1.1925 Austritt aus der jüdischen Gemeinde, ab da katholisch
24.1.1942 Verhaftung und Verbringung ins Sammellager

26.1.1942 Transport 15 Wien nach Skirotawa, Riga mit Friederike Weissenstein
31.1.1942 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
1942 Spielt die Hauptrolle bei der Aufführung des Theaterstückes „Jeremias“ von Stefan Zweig (Wunsch des Lagerältesten Max Leiser)
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Libau nach Danzig
28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig
1.10.1944 Ankunft der Ehefrau Friederike in Stutthof; letztes Lebenszeichen in Bromberg
29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau
SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen
22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen
22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg;
10 junge Männer bleiben bei der SS in Libau zurück und werden am 9.5.1945 in Libau befreit
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden unter anderen 153 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen
2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“
13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne
8.6.1945 Holsbybrunn, Ausländerheim der Schwedischen Ausländerkommission
1.8.1945 Umzug nach Ahlefors, Alingsås
15.9.1945 Polizeiverhör in Betanistiftelsen Konvalesenheim in Ahlefors
22.3.1946 wohnt und arbeitet er bei Musiker Johannes Velden, Banergatan
13, Linköping. 100 Kronen und Kost und Logis
Österreicher Kongress in Schweden
23. – 25.3.1946 Sozialdemokratischer Kongress für Flüchtlinge aus Österreich in Schweden; Otto Weissenstein war einer der Delegierten, der sich zu Zeit in der
Flüchtlingsunterkunft in Ahlseda befand und eine Reiseerlaubnis einholen musste, um nach Stockholm fahren zu können. Vorsitzender der österreichischen Deligierten in Schweden war Bruno Kreisky. (Kreisky war 1938 aus Österreich
geflohen; 1970 bis 1983 Bundeskanzler in Österreich)
5.7.1946 wohnt Weissenstein bei c/o Persson, Hunnebergsgatan 17, Linköping und
arbeitet als Kopierer bei Allfoto, G. Nilsson, Nygatan 37, Linköping
24.10.1946 Er kehrt nach Österreich zurück
Quellen
Namentliche Erfassung der Österreichischen Holocaustopfer, Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, Wien (Database of Austrian victims of the Holocaust, Documentation Centre for Austrian Resistance, Vienna)
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
Mein besonderer Dank gebührt Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen.