Schnitzer Moritz

Moritz Morris Schnitzer

*4.2.1922 in Wattenscheid; ✡9.6.2020 Ottawa

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Hersch Hermann Schnitzer * 5.10.1894 in Rosniatow, Polen; ✡ Zamosc

Onkel Josef Schnitzer *8.1.1893 in Rozniatow

Tante Anna Schnitzer geb. Weinreb *7. 10. 1891

Mutter

Bertha Schnitzer geb. Heller *12.1.1899 in Rozniatow; Tod in Zamosc

Geschwister

Edmund Schnitzer *23.7.1923 in Wattenscheid; oo Rachel; Kinder Fay und Howard Schnitzer

Benno Schnitzer *15.5.1925 in Wattenscheid; ✡ 1942 in Zamosc

Beruf Schüler; Bodenchemiker

Adressen Wattenscheid, Weststraße 4; Dortmund

Heirat Leah Zipporah Paltiel *11.12.1927 in Montreal; ✡13.10.1994 in Ottawa

Kinder

Weiterer Lebensweg

1928-1932 Volksschule

1932 „Gymnasium Wattenscheid“, heute Märkische Schule

1935 Wechsel zum Adath Gymnasium nach Berlin mit seinem Bruder Edmund

In der Biografie von Morris Schnitzer heißt es dazu:

„In 1935, he left for a separate Jewish school in Berlin. His father also insisted he learn English, which came in handy later. As the persecution of Jews increased, his uncle Jozef was severely beaten and left for Palestine, but Hermann Schnitzer and his wife, Rosa, stayed in Germany.“ (zitiert nach dem Zeitungsartikel in „The Globe and Mail“, 2020)

1935 Josef Schnitzer emigriert mit seiner Familie nach Palästina; er wohnte von 1921 bis 1935 in Bochum

10.11.1938 mit Bruder Edmund im Polizeigefängnis im Novemberpogrom, aber wieder entlassen

10.11.1938 Vater Hermann im Novemberpogrom in „Schutzhaft“ nach Sachsenhausen

21.11.1938 Vergeblicher Antrag, Moritz in Maastricht aufzunehmen

7.12.1938 Entlassung des Vaters aus Sachsenhausen

Dezember 1938 Flucht nach Deventer

9.1.1939 Jeugdherberg De Kleine Haar, Dortherweg 34, Kring van Dort (Gorssel)

17.5.1939 mit Eltern und beide Brüder in Wattenscheid bei Minderheiten-Volkszählung

13.6.1939 Bruder Edmund auf der SS EUROPA von Bremen nach Southampton, an Bord fast 200 jüdische Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren;

30.6.1939 Moritz im Burgerweeshuis Gouda, Spieringstraat 1, Gouda

29.8.1939 wegen schwerem Infekt verlegt in Quarantine Amsterdam, Zeeburgerdijk 321, Amsterdam, steht auf einer Liste von Infizierten als „bacillendrager“, vermutlich Diphtherie

Kibboets Franeker

Der 1935 von einem Arzt aus Franeker gegründete Kibbuz der religiösen Zionisten des Misrachi „Dath we Eretz“ bestand bis zu seiner Auflösung durch eine Razzia am 3. November 1941.

20.12.1939 Moritz Schnitzer nach Franeker

Kibbuz Franeker; von links, vorn hockend: Artur Rath, ? Erich Levy, Helmut Wolf; stehend: Regina Drescher, Benno Freimann, Chana de Leeuw, Bernard Hammelburg; Mimi Brandweiner, Esther Blok, Moritz Heller, Hannah Levy, Hans Martin Cohn

10.5.1940 Einmarsch der Wehrmacht in den Niederlanden

Mai 1940 Benno Freimann flüchtet mit Moritz Schnitzer über den Abschlußdeich auf dem Fahrrad von Franeker nach Noordholland. Auf diesem werden die beiden von niederländischen Soldaten als deutsche Verräter verhaftet und für einige Tage in das Gefängnis von Horn gesteckt.

Nach der Kapitulation am 18.5. 1940 kehren sie nach Franeker zurück.

3.11.1941 Verhaftung aller Bewohner bei einer Razzia des SD auf Grund einer Verleumdung, alle werden verhaftet, nur Moritz kann entkommen

Verbringung der Festgenommenen ins Gefängnis Blokhuispoort in Leeuwarden.

3.11.1941 Verhaftung der Bewohner bei einer Razzia des SD auf Grund einer Verleumdung; laut SS Hauptsturmführer Ferdinand aus der Fünten, Leiter der Zentralstelle für Jüdische Auswanderung in Amsterdam, wurde ihnen unterstellt: „Wirtschaftssabotage (Hamstern), unerlaubtes Verlassen des Kibbuz und Abhören von Feindsendern (BBC)“

3.11.1941 Schnitzer lag im Bett, da er zuvor in einen Graben gestürtzt war. Sein Zimmer wird von der „Grünen Polizei“ nicht entdeckt. Er kann aus dem Fenster flüchten. Abraham Pach musste an diesem Tag bei seinem katholischen Bauern Zeinstra am Rijksweg 11 in Herbaijum länger arbeiten und kehrt erst abends zurück; auf halber Strecke wird er von Moritz Mosche Schnitzer aufgehalten. Sie gehen zu seinem Bauern zurück, der sie bei Cornelis Blok unterbringt, einem seiner Knechte aus Herbaijum. Dort bleiben sie bis zum 6.11.1941.

Über Lemmer und Enkhuizen kommen sie mit dem Fahrrad, Boot und Zug nach Amsterdam in das Bureau des JCB Joodse Centrale voor Beroepsopleiding.

Umzug der Eltern nach Dortmund, zuletzt Andreasstraße 12

30.4.1942 Deportation der Eltern und Bruder Benno nach Zamosc

Moritz Schnitzer geht noch in den Kibbuz Laag-Keppel („Dieren-Doesburg“)

1942 von Amsterdam aus mit seinem Freund Erich Piefke Levy über Belgien, Frankreich, Schweiz

Nach dem illegalen Grenzübertritt in die Schweiz werden beide kurzerhand nach Frankreich abgeschoben

Inhaftierung in Frankreich

Deportiert nach Belgien wegen seiner belgischen ID-Karte unter dem falschen Namen Eli Hart

Im Widerstand in Belgien im Untergrund

Ein Jahr bei dem Bauern Degive untergetaucht.

Befreiung von Belgien durch US Army

Übersetzer der US-Army

7.5.1947 Flug nach Montreal auf Drängen seines Bruders Edmund

Morris Schnitzer, 1955, Privatfoto Familie Schnitzer

Wird berühmter „Chemiker für Bodenchemie“, mehr 100 Veröffentlichungen

1991 Fellowship oft he Royal Society of Canada

1995 Gewinner des „Wolf prize in Agriculture“ in Israel

2003 Besuch in Wattenscheid aus Kanada zusammen mit seinem Bruder Edmund

9.6.2020 Tod in Ottawa

Gedenken

16.1.1977 Pages of Testimony für die Eltern und Bruder Benno von Morris Schnitzer in Ottawa, 18.11.2005 Stolpersteine für die Eltern und Bruder Benno am Alten Markt, Wattenscheid

2021 Autobiografie „Escape from the Edge“, Azrieli Foundation 2021

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Moritz-Morris Schnitzer (born 4 February 1922)

Morris Schnitzer, „Escape from the Edge“, Azrieli Foundation 2021, Autobiografie

Morris Schnitzer, My three selves, a memoir, Lugus, Toronto, 2002

https://www.theglobeandmail.com/canada/article-holocaust-survivor-morris-schnitzer-lived-by-his-wits-while-on-the-run/

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de967428

https://www.bochum.de/C125830C0042AB74/vwContentByKey/W287J9DH639BOLDDE/$FILE/011_013_Schnitzer_Hermann_Rosa_und_Benno.pdf

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=en&s_id=&s_lastName=Schnitzer&s_firstName=&s_place=wattenscheid&s_dateOfBirth=&cluster=true

Hubert Schneider, Die Entjudung des Wohnraums: Judenhäuser in Bochum; Münster, 2010

Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000

Manfred Keller, Spuren im Stein, ein Bochumer Friedhof als Spiegel jüdischer Geschichte, 1997 https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420430_14.jpg

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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