Lion Walter

Walter Nathan Lion

*30.5.1920 in Nordeck bei Gießen; +17.10.2001 in Hallandale, Florida

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Adolf Lion *7.5.1878 in Nordeck; +5.3.1943 in Auschwitz

Mutter Frieda Grünewald *16.7.1876 in Bischofsheim; +5.3.1943 in Auschwitz

Geschwister

Irma Lion *7.2.1906 in Nordeck; oo Ernst Wolf + in Israel

Ludwig Lion *2.9.1909 in Nordeck; oo Ruth Spier (1909, überlebt, + 2002) + 5.5.1942 in Riga Salaspils nach 8.12.1941 Riga

Betty Lion *19.11.1911 in Nordeck; oo Leo Lang; Shanghai; +16.8.1997 in Cook, USA

Jakob Julius Lion *2.1.1915 in Nordeck; +in Israel

Unklarer Verwandtschaftsbezug

Amalia Lion *25.9.1925 in Nordeck; +USA

Beruf Lederarbeiter

Adressen Nordeck; Frankfurt, Rückertstraße 49; Haifa; Hallandale

Heirat Nomi Kuznicka *19.5.1921 in Warschau

Kinder

Tochter Lion; oo Slutzky

Weiterer Lebensweg

10.11.1938 verhaftet in Frankfurt im Novemberpogrom, Adresse: Rückertstr. 49 (jüd. Wohnheim)

10.11.1938 Vater verhaftet in Nordeck im Novemberpogrom

14.11.1938 „Schutzhaft“ in Dachau; Häftlingsnummer 25632

21.12.1938 Vater entlassen aus „Schutzhaft“ im KL Buchenwald

6.2.1939 entlassen aus Dachau

1939-Mai 1940 Hachschara Landwerk Ellguth Steinau, Schlesien

17.5.1939 bei Minderheiten-Volkszählung in Falkenberg Klein Schnellendorf, Schlesien

17.7.1939 Zustieg von Irma und Ernst Wolf in Antwerpen auf das Alija Beth Schiff SS DORA mit etwa 200 weiteren Chaluzim

12.8.1939 Ankunft der SS DORA in Palästina; die Chaluzim werden am Strand von Shefayim in der Nähe von Tel Aviv mit Booten illegal ins Land gebracht

20.5.1940 vom Hachschara-Gut Klein-Schnellendorf ins Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn, Grüner Weg

8.6.1940 wiederabgemeldet aus Paderborn nach Nordeck

8.7.1940 abgemeldet aus Nordeck

Zuletzt Jugend-Alijah Kibbuz in Schniebinchen, Westpreußen

12.8.1940 mit dem Zug nach Wien, Emigration über die Schwarzmeerroute

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule

3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp auf Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa. Die Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

5.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS

8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt als Referenz an: „Yaacob Lion C/o Ullstein Kirjath Bialik (brother)“

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

25.11.1940 Ankunft zweier weiterer Schiffe in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

Weiteres Schicksal der Familie

24.3.1941 Eltern und Bruder Ludwig aus Nordeck nach Marburg Schwanenallee 15 abgemeldet

7.12.1941 deportiert in das Sammellager Turnhalle Bürgerschule Schillerstraße in Kassel

8.12.1941 Eltern und Bruder Ludwig abgemeldet aus Marburg

9.12.1941 Deportation der Eltern, Bruder Ludwig und Schwägerin Ruth mit Transport Da36 von Kassel nach Riga Skirotawa

12.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga, 80 Männer zwischen 18 und 45 Jahren werden ins Aufbaulager Salaspils geschickt.

5.2.1942 Bruder Ludwig stirbt in Riga-Salaspils

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

5.3.1943 Razzia bei Auflösung des Ghetto Riga; beide Eltern nach Auschwitz

30.7.1947 mit Ehefrau Nomi aus Haifa Ankunft in New York

15.9.1953 Ankunft auf der SS TAMAR in Philadelpia, USA

1984 – 2001 in Hallandale, Florida gemeldet

17.10.2001 Tod in Hallandale, Florida

Gedenken

5.2.1999 Pages of Testimony für die Eltern und Bruder Ludwig von Walter Lion

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411209-12.jpg

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de916525

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de916587

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de916652

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de916613

Index (Soundex) Cards, Ship Arrivals at Philadelphia, Pennsylvania, Jan. 1, 1883-June28, 1948 (National Archives Microfilm Publication T526, roll 31); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)

Anträge und Ansprüche der US-amerikanischen Sozialversicherung, 1936-2007

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/70452150?s=Lion%20Walter%201920&t=583596&p=0

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=3311109

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584

https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9969918

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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