Helmut Josephs
*19.11.1908 in Jever; ✡10.6.1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch

Vater Benjamin Bernhard Wolf Josephs *1.3.1871 in Jever; ✡28.10.1942 in Theresienstadt
Mutter Helene Sternberg (1876-1908); 1. Frau des Vaters, starb bei Helmuts Geburt

Stiefmutter Caroline Cleffmann *16.2.1878 in Rhede, Borken; ✡9.10.1944 Auschwitz
Onkel Siegfried Josephs (1885-1944)
Bruder (Mutter Helene Sternberg)
Ivan Josephs *4.6.1906 in Jever; La Paz, Bolivien; ✡Jan. 1973 in New York
Halbeschwister (Mutter Caroline Cleffmann)
Alfred Josephs *20.10.1910 in Jever; ✡ 25.6.2002 in New York
Rosa Josephs *13.12.1913 in Jever; oo 1939 Martin Aron; ✡18.4.2012 in New York
Louis Josephs *4.11.1916 in Jever; ✡9.11.1982 in Haifa; in Düsseldorf?
Beruf Kaufmann
Adressen Jever, Wasserpfortstraße; Oldenburg
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
10.11.1938 Halbbruder Louis verhaftet im Novemberpogrom, Gerichtsgefängnis Oldenburg
11.11.1938 „Schutzhaft“ in Sachsenhausen
17.5.1939 bei Minderheiten-Volkszählung
26.7.1939 Halbbruder Louis aus Jever ins Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn, Grüner Weg
22.4.1940 Helmut von Oldenburg ebenfalls ins Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn
30.8.1940 Louis mit 24 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“
30.8.1940 Halbbruder Louis mit dem Zug von Paderborn nach Wien, Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa
1.11.1940 Ankunft von Halbbruder Louis auf der SS PACIFIC in Haifa. Die Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)
8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; Louis gibt als Referenz an die Cousins Herbert Stein Yokneam, A. Mählfelder, Kibutz Baharout, Borochow bei Tel Aviv
25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA
1940 beide Eltern ins Altersheim Rothenbaum der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland), Rothenbaumchaussee 217, zuletzt Beneckestr. 6
Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand für zunächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.
23.3.1940 wegen der räumliche Enge Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloßhofstraße 73a, einem ehemaligen Gutshof.
Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.
1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt. Allein am 9. und 10.Juni 1940 kommen 10 Paderborner in das Lager in der Schloßhofstraße 73a.
25.1.1941 Helmut von Paderborn ins Lager Bielefeld, Schloßhofstraße 73 a

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Bielefeld“

15.7.1942 beide Eltern von Hamburg, Beneckestraße 6 nach Theresienstadt zusammen mit Onkel Siegfried und Frau Elise sowie deren Sohn Claus sowie Tante Emma Josephs
28.10. 1942 Tod des Vaters in Theresienstadt
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Bielefeld“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld, mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz
Erwin Angress berichtet:
„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“
2.3.1943 Helmut von Bielefeld nach Auschwitz mit den Chaverim der Lager Bielefeld und Paderborn, 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz
3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:
„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“
Helmut Josephs eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, Häftlingsnummer 104955
Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943
„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“
10.6.1943 Tod des Bruders Helmut in Auschwitz
6.10.1944 Onkel Siegfried und Tante Elise Josephs Transport E o von Theresienstadt nach Auschwitz
21.11.1945 Halbbruder Louis heiratet in Haifa Anneliese Miriam Cohen
Gedenken
Pages of Testimony für zahlreiche Familienmitglieder in Yad Vashem
Quellen
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/VI1-21.jpg
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de889500
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de889496
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de889505
https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/4990602?s=Josephs%20Elise&t=2547061&p=0
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584
https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9968978