Henny Philipp geb. Grossmann
*10.7.1904 in Eisenach; ✡ März 1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Bernhard Grossmann *13.12.1862 in Lauenburg; ✡15.1.1943 in Theresienstadt
Heirat der Eltern 19.8.1901 in Berlin
Mutter Jenny Aris *1.10.1867 in Braunsberg, Ostpreußen; ✡1.3.1943 in Theresienstadt
Jenny Aris ist eine Cousine von Max Aris und Thekla Aris-Hohenstein aus Preußisch Holland, dem Nachbarbezirk von Braunsberg in Ostpreußen
Geschwister
Arno Grossmann *13.5.1903 in Eisenach; 17.1.1997 in Ginosar, Israel
Gerhard Gideon Grossmann *31.3.1906 in Eisenach
Beruf –
Adressen Eisenach; Chemnitz, Neumarkt 10
Heirat 22.2.1943 in Paderborn Isidor Philipp *9.2.1906 in Recklinghausen; ✡ 1990 in Israel
Kinder keine
Weiterer Lebensweg
3.7.1933 Bruder Gerhard abgemeldet aus Eisenach nach Chemnitz
3.2.1936 Ankunft von Bruder Arno in Haifa
10.11.1938 Bruder Gerhard verhaftet im Novemberpogrom, zunächst Polizeigefängnis Leipzig; dann „Schutzhaft“ in Buchenwald; Häftlingsnummer 24010
24.12.1938 Schwester Henny weist 10 RM telegrafisch aus Chemnitz an
11.1.1939 Gerhard entlassen aus Buchenwald
17.5.1939 mit Bruder Gerhard in Chemnitz bei Minderheiten-Volkszählung
23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;
1939 in der Auswanderungskartei Leipzig; Ziel Palästina
1.11.1940 Ankunft von Bruder Gerhard in Haifa
24.5.1941 Bruder Arno Grossmann in Palästina eingebürgert
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Paderborn“
31.7.1941 Auflösung Schniebinchen, Ludwig Kuttner und seine Familie und eine Gruppe von Jugendlichen gehen ins Lager Paderborn, Fanny Bergas und andere ins Landwerk Neuendorf.
18.9.1941 nach Auflösung aus dem Hachscharalager Schniebinchen angemeldet in Paderborn
20.9.1942 Beide Eltern von Eisenach mit dem Transport XVI/1 Weimar Halle-Leipzig nach Theresienstadt
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
15.1.1943 Tod des Vaters in Theresienstadt Diagnose Marasmus senilis
1.3.1943 Tod der Mutter in Theresienstadt Diagnose Marasmus senilis
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
27.2.1943 die Pforte des Lagers Paderborn wird von Polizisten bewacht, um Fluchten zu verhindern
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Paderborn; mit der Bahn nach Bielefeld, dann mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz
Erwin Angress berichtet:
„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“
2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager
3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:
„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy (Isidor Philipp) schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo ( sic! Henny) in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“
Ehemann Isidor Philipp wird eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, Häftlingsnummer 105008
Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943
„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“
Henny Philipp bereits Anfang März in Auschwitz ermordet
Gedenken
7.5.1956 Pages of Testimony für Henny und ihre Eltern von Bruder Gerhard Grossmann
Stolpersteine in Eisenach für die Eltern Bernhard und Jenny Grossmann-Aris und ihre Tante Friederike Grossmann-Aris sowie auch Onkel Markus Grossmann
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de879439
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1003576
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1003561
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/6016703
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998