Lindau Moritz

Moritz Lindau

*21.1.1877 in Bebra; ✡ nach dem 3.5.1942, Ort und Datum des Todes unbekannt

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Susmann Lindau *8.4.1842 in Bebra; ✡22.12.1915 in Bebra

Heirat der Eltern 25.3.1868 in Bebra

Mutter Johanna Abt *11.6.1843 in Melsungen; März 1921 in Bochum

Geschwister zehn

Louis, Mathilde (*10.10.1870 in Bebra), Meda, Selma, Adele; Hermann, Willi, Selma oo Neuhaus, Sally, Alma oo Jogschies

Beruf gelernter Landwirt; Kaufmann, Bettenspezialgeschäft neben dem Rathaus

Adressen Bochum, Alleestraße 12 a, Rottstraße 11;

Moritz und Alma Lindau

Heirat 15.7.1903 Alma Elena Watermann *19.10.1882 in Bochum; ✡ nach dem 3.5.1942

Schwägerinnen

Salomon Elfriede geb. Watermann verw. Bonn* 16.12.1883 in Bochum; ✡10/1944 Stutthof;

Elly Marie Watermann *6.10.1889 in Bochum; oo S. Puschkanzer; nach 1940 in Klooga, Estland

Neffe Alfred Salomon * 1.4.1919 in Bochum; oo Edith Glückmann; 1943 nach Auschwitz, Überlebender

Kinder

Else Friederike Lindau *27.10.1906 in Bochum; USA; oo Walter Goldsmith (1905-1982)

Kurt Süssmann Lindau *27.12.1911 in Bochum; 12.6.1992 in Minneapolis

Enkel

Hannelore Goldschmidt *20.12.1933 in Hildesheim; oo Walter Goldschmidt

Weiterer Lebensweg

1904 Gründung des Radsportverein „Sturmvogel 04″ mit anderen Radsportlern
1904-1910 Vorsitzender des Radsportverein „Sturmvogel 04″

Moritz Lindau zweiter von links, 1910 (Festschrift 100 Jahre „Sturmvogel 04“)

1914-1918 Soldat im 1. WK; „schwer verwundet“ aber nicht erfasst in den Preußischen Verlustlisten

Gründung des Vereins „Radrennbahn Bochum“, Vorsitzender Moritz Lindau

Sommer 1924 Eröffnung einer technisch unzureichenden Radrennbahn (nähe Bergmannsheil)
beauftragte der Vorsitzende, Moritz Lindau

1929-1931 Umbau der Bochumer Rennbahn durch den Architekten und ehemaligen Radsport-Kameraden Clemens Schürmann

25. 8. 1938 Sohn Kurt Lindau in dem Fragebogen für Auswanderer Überfahrt vom Hilfsverein der Juden (NCJW) in Berlin bezahlt, abzüglich 100 RM von der Sportgruppe Bochum

24.9.-7.10.1938 Kurt auf der SS Gerolstein von Antwerpen nach New York zu Onkel Willy Lindau, Sioux City

Heimatadresse Vater Moritz in Bochum

10.11.1938 verhaftet, Polizeigefängnis Bochum

11.11.1938 Transport über Steinwache Dortmund ins KL Sachsenhausen; Block 39, Häftlingsnummer 11892

28.11.1938 entlassen aus „Schutzhaft“ aus dem KL Sachsenhausen

8.12.1938 Moritz Lindau Verkaufsvertrag des Hauses Alleestraße 12 a an Kaufmann Josef Spiekermann, Rottstraße 55

3./24.3.1939 Stadt Bochum kauft das Geschäftshaus Alleestraße 12 a

17.5.1939 Ehepaar Lindau in Bochum, Alleestraße 12 a bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Else mit Ehemann Walter und Tochter Hannelore Goldschmidt in Hildesheim, Neustädter Markt 12 bei Minderheiten-Volkszählung

Sommer 1939 Flucht der Familie von Tochter Else nach Ramsey, England

1942 Zwangsumzug in das Judenhaus Rottstraße 11

28.4.1942 Deportation in die Turnhalle des Sportvereins „Eintracht“ in Dortmund

30.4.1942 Deportation mit 791 Juden vom Sammellager zum Dortmunder Südbahnhof am Heiligen Weg deportiert nach Zamosc

3.5.1942 Ankunft in Zamosc

Tod nach dem 3.5.1942, Ort und Datum des Todes unbekannt

7.9.1942 Schwester Mathilde Lindau von Kassel ins Ghetto Theresienstadt deportiert, von dort nach Minsk verbracht.

4.11.1944 das Haus Alleestraße 12a total zerstört bei dem großen Bombenangriff auf Bochum

26.9.-1.10.1947 Tochter Else Goldschmidt mit Walter und Hannelore auf der SS QUEEN ELIZABETH von Southampton nach New York; Ziel Kurt Lindau in Minneapolis


Kurt und Else Lindau ließen sich durch ihren Cousin Alfred Salomon im Wiedergutmachungsverfahren vertreten. Er hatte im KL Auschwitz überlebt, in den ersten Jahren nach dem Kriegsende die Radrennbahn gepachtet und so, selbst früherer Radrennfahrer, den Bochumer Radsport wieder in Schwung gebracht. Den beiden Kindern wurde 1951 eine kleine Entschädigung für das väterliche
Grundstück zugesprochen

Gedenken

30.11.2009 Stolpersteine  für Moritz und Alma auf dem Willy-Brandt-Platz (Alleestraße 12)

10.1.2006 Pages of Testimony für Moritz und Alma von Großnichte Monika Joschies, Essen

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de916104

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de916100

U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)

Ernst-Albrecht Plieg; Moritz Lindau – ein jüdischer Radsportler aus Bochum 1877-1942; Bochumer Zeitpunkte Nr. 22, 2008

https://www.bochum.de/C125830C0042AB74/vwContentByKey/W28AZE88834BOLDDE/$FILE/103_104_lindau_moritz_und_alma.pdf

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6230); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7478); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

Ralf Piorr / Peter Witte (Hg.) Ohne Rückkehr. Die Deportation der Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg nach Zamość im April 1942; Klartext, Essen 2012

Hubert Schneider, Die Entjudung des Wohnraums: Judenhäuser in Bochum; Münster, 2010

Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000

Manfred Keller, Spuren im Stein, ein Bochumer Friedhof als Spiegel jüdischer Geschichte, 1997

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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