Rosa Rosalie Rosel Lippmann geb. Cahn
*30.10.1901 in Weitmar, Bochum; 30.4.1942 nach Zamosc, ✡ Ort und Datum unbekannt
Staatsangehörigkeit deutsch
Vater Salomon Cahn;
Mutter Helene Gumpert *28.7.1869 in Werne/Lippe; ✡1943 inTreblinka
Großeltern Philipp Gumpert und Rosalie Heymann *10.1.1847 in Sonsbeck
Geschwister der Mutter
Sally Gumpert *4.7.1863; ✡30.3.1928 ; oo 18.8.1891 in Mannheim Bertha Tannenbaum (*26.4.1863 in Fulda
Cäcilie Gumpert *16.9.1865 in Werne
Moritz Hugo Gumpert *8.5.1872 in Werne; ✡ 23.3. 1900
Rosalie Johanna Gumpert *28.3.1873
Louis Gumpert *14.12.187 in Werne; ✡12.7.1942 in Lodz
Leopold Gumpert
Geschwister
Beruf –
Adressen Bochum Weitmar; Werne, Bonenstraße 20
Heirat Alwin Lippmann *21.1.1892 in Düsseldorf; Dr. jur; 4. Kompagnie des bayrischen Reserve-Infanterieregiments 19; im Ersten Weltkrieg dreimal verwundet gemeldet: zweimal 1915 als Gefreiter leicht verwundet; 1917 als Vizefeldwebel schwer verwundet; mehrfach ausgezeichnet


Alwin Lippmann, Offizier im Ersten Weltkrieg, mehrfach ausgezeichnet
Kinder
Hannelore Lippmann *12.10.1922 in Düsseldorf
Inge Lippmann * 14.3.1926 in Düsseldorf
Weiterer Lebensweg
Scheidung der Eltern; die Mutter zieht zu den Geschwistern nach Werne

Tante Cäcilie und Onkel Louis Gumpert lebten gemeinsam mit ihrer geschiedenen Schwester Helene Cahn in der Bonenstraße und führten dort ein Modegeschäft. Zur Familie gehörten außerdem die Brüder Sally und Leopold.
Rosa vermutlich nach Düsseldorf zu Onkel Sally und Tante Bertha
1933 Rosa Lippmann mit Mann und Töchtern von Düsseldorf nach Werne
10.11.1938 im Novemberpogrom in Werne (entnommen aus „Verwischte Spuren“):
„Als die SS in sein Haus eindrang floh Louis Gumpert aus dem Fenster des ersten Stocks. Mit einem Sprung wollte er sich auf das Dach des Nachbarhauses in Sicherheit bringen. Gumpert, damals fast 63 Jahre alt, rutschte jedoch ab und konnte sich nur knapp an der Dachrinne des Nachbarhauses festhalten. Diese konnte sein Gewicht jedoch nicht tragen, sie brach ab und Gumpert stürzte acht Meter in die Tiefe. Bei dem Sturz brach er sich die Kniescheibe. Kretschmer, der inzwischen das Haus wieder verlassen hatte, rief von unten zum offenen Fenster des Hauses Gumpert herauf: „Schmeiß uns mal so ein Judenweib herunter!“ und stachelte die Menge an, Steine und Stöcke gegen das Haus zu werfen. Louis Gumpert lag derweil schwer verletzt auf der Straße. Erst als vereinzelt aus der umstehenden Menschenmenge gefordert wurde, Gumpert ins Krankenhaus bringen zu lassen, wandte sich Kretschmer ihm zu. Er forderte ihn auf, seinen Namen zu nennen – obwohl er ihn natürlich kannte. Nur gegen Geld käme er ins Krankenhaus. Gumperts Verletzungen waren so schwer, dass er das Krankenhaus erst im März 1939 wieder verlassen konnte.“
Frühjahr 1939 Tochter Hannelore zu Großtante Bertha Gumpert nach Düsseldorf,
Juni 1939 Berthas Schwäger/in Cäcilie und Louis aus Werne nach Düsseldorf, Harleßstraße 8
17.5.1939 mit Ehemann und beiden Töchtern in Werne/Lippe bei Minderheiten-Volkszählung
Zwangsumzug der Familie in das Judenhaus Stiftstraße 15 in Dortmund, Hannelore in die Olgastraße 17
27.4.1942 Alwin, Rosel, Hannelore und Inge von der Gestapo aus der Wohnung geholt
28.4.1942 Deportation in die Turnhalle des Sportvereins „Eintracht“ in Dortmund
30.4.1942 Deportation mit 791 Juden vom Sammellager zum Dortmunder Südbahnhof am Heiligen Weg deportiert nach Zamość; Alwin Lippmann als Transportleiter kann durchsetzen der der Waggon mit Lebensmittel auch tätsächlich im Ghetto Zamość ankommt.
3.5.1942 Ankunft des Transports in Zamosc
Mai 1942 Alwin Lippmann vom Judenrat des Ghetto Zamość zum Kommandanten des Ordnungsdienstes (Ghettopolizei) ernannt
16.10.1942 Auflösung des Ghetto Zamość, alle Insassen in das 21 Kilometer entfernte Dorf Izbica verbracht von dort nach Bełżec oder Sobibór deportiert.
Alwin Lippmann flüchtete aus Izbica nach Stryj, wurde dort verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Nach der Entlassung Ernennung zum Direktor der Gasanstalt in Stryj; erneute Verhaftung ins Gefängnis Lemberg
Von Lemberg wurde Alwin Lippmann deportiert ins KL Plaszow

10. 8.1944 bei Ankunft im KL Mauthausen registriertmit der Häftlingsnummer 88547 , in das Sanitätslager von Mauthausen, von dort am
24.8.1944 Rückverlegung in das Konzentrationslager Auschwitz; Tod von Alwin Lippman in Auschwitz
Tod von Frau und Töchtern nach dem Oktober 1942, vermutlich in Belzec, Ort und Datum des Todes unbekannt
Weitere Lebensdaten der Familie


21.7.1942 Mutter Helene mit Schwester Cäcilie nach Theresienstadt

21.9.1942 Mutter Helene mit Schwester Cäcilie von Theresienstadt nach Treblinka
Einziger Überlebender Leopold Gumpert betreibt von Paraguay aus das „Wiedergutmachungsverfahren“
Gedenken
Stolpersteine für Alwin, Rosel, Hannelore und Inge Lippmann sowie Helene, Cäcilie und Louis Gumpert in Werne, Bonenstraße 20
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
www.verwischte-spuren.de/juedisches-leben-in-werne/familie-gumpert/familie-gumpert-text/
Michael Berger, „Weder Deutscher noch Held“,Die Geschichte des jüdischen Frontsoldaten Alwin Lippmann in:
Ralf Piorr / Peter Witte (Hg.) Ohne Rückkehr. Die Deportation der Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg nach Zamość im April 1942; Klartext, Essen 2012
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/1592412
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de916906
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de916764
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de916769
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de916829
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de891782
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de881618
Ralf Piorr / Peter Witte (Hg.) Ohne Rückkehr. Die Deportation der Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg nach Zamość im April 1942; Klartext, Essen 2012
Hubert Schneider, Die Entjudung des Wohnraums: Judenhäuser in Bochum; Münster, 2010
Hubert Schneider, Leben nach dem Überleben: Juden in Bochum nach 1945; LIT Verlag 2014
Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000
Manfred Keller, Spuren im Stein, ein Bochumer Friedhof als Spiegel jüdischer Geschichte, 1997