Herszberg Simon

Simon Szymon Herszberg

*27.4.1890 in Biala Podlaska, Russland ; ✡ in Polen vor dem 8.5.1945

Staatsangehörigkeit polnisch

Vater unbekannt

Mutter unbekannt

Geschwister unbekannt

Beruf Sattler, Bergmann

Adressen Langendreer, Kaiserstraße 214, 164 und 143; Bochum, Vidumestr 11, Uhlandstraße 3

Heirat Frymet Lea Frieda Jäger *21.3.1885 in Solotwina, Galizien; ✡ in Polen vor dem 8.5.1945

Schwiegermutter Rachel Jäger geb. Juner * 1867; ✡ 27.10.1930 in Bochum

Tochter

Frieda, Hilde und Simon Herszberg

Hildegard Hadassah Herszberg *12.10.1921 in Dortmund; ✡16.2.1915 in Los Angeles; oo Harald Hersch Zwi Sommer (*15.2.1921 in Perechinsko ✡27.8.2000)

Enkel

Steve Sommer *16.2.1951

Simone Sommer *1957

Weiterer Lebensweg

Simon Herszberg als russischer Kriegsgefangener im ersten WK Zwangsarbeit auf der Zeche Mansfeld in Langendreer (heute Bochum). Frieda Jäger zu ihrem Onkel Schaje Jäger nach Dortmund.

1924 Simon Herszhberg als Sattler,

1925 wieder als Bergmann tätig

1930 im Adressbuch als Händler (Säcke) geführt

27.10.1930 Tod der Schwiegermutter Rachel Jäger in Langendreer

Nach 1935 Umzug nach Bochum, Vidumestr 11 bei Salomon Herz und Uhlandstraße 3

28.10.1938 ausgewiesen in der ersten Polenaktion, deportiert nach Zbaszyn

31.10.1938 Postkarte von Frieda Herszberg an Tochter Hadassah:

Liebe Hadassah!
Wir alle Juden sind aus D(eutschland). ausgewiesen. Wir sitzen alle gepresst schon auf der Grenze wie die Heringe und warten man soll uns weiter transportieren sollen. Seit Donnerstag haben wir nicht geschlafen. Unsere alle Sachen haben wir in D(eutschland) lassen müssen. Es ist nicht schlimm, ärgere
Dich nicht, denn wir ärgern uns auch nicht.
Es küssen Dich Deine Eltern.

1.11.1938 Frieda Herszberg schreibt

Zbaszyn, 1.11.1938
Wir sitzen hier in Pferdeställen, Baracken, Schulen, Wartesälen u.s.w. Brauchst Dir keine Sorgen zu machen, wir sind gesund und leben noch. Der Mensch ist stärker als Eisen. Wir Dir mitteilen, dass Chuna d.h. der Sohn von Worek aus Warszawa hier angekommen ist um uns vielleicht etwas helfen zu können. Chuna der älteste
Sohn von Worek ist hier gewesen, er hat uns schon sehr viel geholfen, erstens hat er uns hier eine Wohnung gemietet, er hat uns 150 Zt gelassen, dann ist er nach
Hause gefahren, so hat er uns Pakete auf Pakete geschickt. Chuna ist ein sehrfeiner intelligenter Junge. Wir haben uns sehr mit ihm gefreut, er hat uns unsere Lage gelindert. Onkel Chanine hat uns auch 30 Zt geschickt und Onkel Leiser will uns auch etwas schicken, aber wir brauchen nichts.

3. 12.1938 Frau Rosel Naftalie Bochum, Querenburgerstraße 24 schreibt an Georg Feigmann

„Du wolltest wissen, welche Bochumer Familien von der Ausweisung nach Polen betroffen wurden: Es waren Brand, Baron, Flaumenhaft, Segall, Unger, Sporn, Ziegellaub, Schreiber, Zucker, Lauber, Wiener, Goldwerger, Insler, Lustmann, Schmerler, Jäckel, Rosenheck, [unleserlich], Herschberg, Plesser, Weißmann, Literat, Goldberger ich und noch einige alleinstehende Personen, die ich nicht beim Namen kenne. Ich will nun Schluß machen und würde mich freuen, bald wieder etwas von Dir zu hören. Lebe wohl und sei herzlichst gegrüßt in Freundschaft von Deiner Frau Rosel Naftalie“

Sommer 1939 Simon und Frieda zu Verwandten nach Warschau, Mirowska 1/10

1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen; Simon und Frieda bei Friedas Bruder Chanine in Stryj, somit im sowjetisch besetzten Teil Polens

Oktober 1939 Lager Zbaszyn wird aufgelöst

12.3.1940 Frieda Herszberg schreibt:

Jetzt können wir Dir mitteilen, daß wir Arbeit bekommen haben, d.h. ich bin Köchin in einem Internat für taubstumme Kinder in einem Dorfe, verdiene sehr schön. Vater hat auch Beschäftigung als Hausdiener. Vater muss sehr schwer arbeiten, auch meine ist nicht leicht für 130 Personen zu kochen.

23.6.1941 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion

2. 7. 1941 Besetzung von Stryj mit 12 000 jüdischen Bewohnern

Chef der Sicherheitspolizei wird der aus Langendreer stammende SS-General Fritz Katzmann

August 1941- August 1943 Systematische Ausrottung von 30 000 Juden im Bezirk Stryj

1.12.1942 Einrichtung des Ghetto Stryj

Ende August 1943 Stryj wird in einer Feier im Beisein von Generalgouverneur HansFrank als „judenrein“ erklärt

27.1.1947 Heirat von Hildegard mit Hersch Sommer

Gedenken

Grabstein für Schwiegermutter Rachel Jäger auf dem jüdischen Friedhof

2.6.2009 Stolpersteine für den Schaje und Esther Jäger (Onkel der Frau Frieda) in Dortmund Burgholzstr. 40

4.10.2010 Stolpersteine in Bochum, Uhlandstraße 5

Quellen

https://www.bochum.de/C125830C0042AB74/vwContentByKey/W28D8DTG410BOLDDE/$FILE/118_119_Herschberg_Frieda_und_Simon.pdf

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de861097

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de2028917

Hubert Schneider (Hrsg.) Das Tagebuch der Susi Schmerler, eines jüdischen Mädchens aus Bochum, LIT-Verlag, 2018

https://www.kortumgesellschaft.de/tl_files/kortumgesellschaft/content/download-ocr/erinnernzukunft/Mitteilungsblatt-EfdZ-2011-Nr-15.pdf

https://www.kortumgesellschaft.de/tl_files/kortumgesellschaft/content/download-ocr/erinnernzukunft/Mitteilungsblatt-EfdZ-2012-Nr-16.pdf

Hubert Schneider, Die Entjudung des Wohnraums: Judenhäuser in Bochum; Münster, 2010

Hubert Schneider, Leben nach dem Überleben; LIT-Verlag 2014

Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000

Manfred Keller/Gisela Wilbertz (Hg.), Spuren im Stein. Ein Bochumer Friedhof als Spiegel jüdischer Geschichte, Essen 1997

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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