Oppenheim Edith

Edith Viktoria Oppenheim

 *3.11.1914 in Petershagen; ✡ April 1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Moritz Oppenheim *23.5.1871 in Rodenberg; ✡5.10.1942 in Theresienstadt

Mutter Laura Lindemeyer *1.6.1886 in Petershagen; ✡ 31.1.1943 in Auschwitz

Geschwister

Hans Oppenheim *2.3.1909 in Petershagen; ✡ April 1943 in Auschwitz

Fritz Fred Oppenheim später Parker *1911 in Petershagen; ✡in England

Alle drei Geschwister evangelisch getauft

Beruf Dentist

Adressen Petershagen, Mindener Straße 12

Heirat  verlobt

Kinder keine

Weiterer Lebensweg

Ab ca.1910 Vater als Arzt in Petershagen

1921 Einschulung in Petershagen

Konfirmation 1930
Edith 2. Reihe 1. v.l.

1930 Konfirmation (!)

1931 Mittlere Reife an der Staatliche Aufbauschule in Petershagen

1938 Entzug der Approbation als Arzt

1939 Bruder Fritz emigriert nach England

17.5.1939 mit den Eltern bei Minderheiten-Volkszählung

4.7.1939 Antrag auf steuerliche Unbedenklichkeitsbescheinigung wegen geplanter Ausreise

Bericht des Vetters Hans Lindemeyer aus dem Jahre 1999:

„Ein sehr trauriges Ende fand Edith. Sie hatte alle Papiere zur Auswanderung nach England incl. Flugkarte von Köln nach London für den Flug um 13.00 Uhr, am 1. Sept. 1939. Das Flugzeug um 10:00 Uhr flog nach London. Der Krieg begann und das Flugzeug ging nicht mehr ab. Edith war in dem Flugzeug und ihr Verlobter wartete auf sie auf dem Flugplatz in London.“
1941 Vorbereitungslehrgang zur Hachschara in Berlin

Mai 1941 Schließung der Jüdischen Schule in Berlin, Große Hamburger Straße; Edith und Hans auf einem Vorbereitungslehrgang zur Hachara, der aber 1941 abgebrochen wird

1941 zur Land und Forstarbeit in das Einsatzlager Kersdorf bei Briesen; dort zusammen mit 70 Zwangsarbeitern, davon 40 Frauen; in Kersdorf befreundet mit Lore Weinberg aus dem benachbarten Lübbecke

Zwangsarbeit in einem Elektrizitätsunternehmen

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung der noch bestehenden in „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager“

Juli -September 1941 Auflösung der Hachscharalagers

Sommer 1941 Mit Bruder Hans Oppenheim und Lore Weinberg (-Shelley) ins Forsteinsatzlager Kersdorf geschickt

31.7.1942 beide Eltern mit Transport Münster-Bielefeld nach Theresienstadt

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

10. 4.1943 mit Schwägerin Lieselotte und Bruder Hans sowie ihrer Freundin Lore Weinberg (Shelley), mit insgesamt 53 Chawerim vom Forsteinsatzlager Kersdorf auf LKW nach Frankfurt/Oder, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager Große Hamburger Straße

19.4.1943 auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.

Esther Bejerano erinnert sich:

„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“

Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diesen mehrere Tage dauernden Horrortrip in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere.

20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:

„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“

1943 Tod von Edith Oppenheim in Auschwitz, ärztliche Diagnose „Flecktyphus“ (Fleckfieber)

1943 Tod der Schwägerin Lieselotte in Auschwitz

1943 Suizid von Hans Oppenheim in Auschwitz (Elektrozaun?) laut Freund Gerhard Alfred Gary Keins

Gedenken

2.5.1955 Pages of Testimony von Schwager Reuven Marx

3.1.1956 Pages of Testimony von der Freundin der Schwester Lore Weinberg, später Shelley

1978 Page of Testimony von Hans‘ Freund A. Gary Keins aus Chorzow

2009 Stolpersteine für die Eltern und die drei Geschwister Oppenheim in Petershagen, Mindener Straße 12

Quellen

http://www.synagoge-petershagen.de/Alte_Synagoge_Petershagen/Oppenheim-Familie.html

http://www.synagoge-petershagen.de/Alte_Synagoge_Petershagen/Oppenheim-Edith.html

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1129642

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1129633

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de941040

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1129535

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de940999

Video-Interview mit Issy Philipp 1994

Esther Bejerano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989

Esther Bejerano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013

Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen

Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386

Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/d9/MAL_KZ_Aussenlager.pdf

https://www.ernster.com/annot/564C42696D677C7C393738333839313434333533387C7C504446.pdf?sq=2

https://www.spiegel.de/geschichte/esther-bejarano-ist-tot-erinnungen-an-den-sommer-1945-a-06923ddf-6dc0-4c75-8136-011be044df7a

https://www.topfundsoehne.de/ts/de/service/mediathek/videos/2020/139178.html

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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