Schönthal Fritz

Fritz Shlomo Schönthal

Mit Schwester Elsbeth

*19.1.1921 in Nürnberg; ✡ 1.1.2006 in Israel

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Benno Baruch Schönthal *29.8.1888 in Neustadt/Aisch ✡1942 Riga Jungfernhof

Mutter Hedwig Sternau *27.2.1892 in Diespeck; 1942 Riga Jungfernhof

Geschwister

Elsbeth Schönthal *12.7.1927 in Nürnberg; ✡1943 in Riga

Beruf

Adressen

Heirat Shulamit Sidonia Chantal Pick *3.8.1919 in Tirschenreuth; ✡26.3.1913 in BeerSheba

Kinder

Tochter

Weiterer Lebensweg

1927 Einschulung Volksschule

1931 Humanistisches Gymnasium bis 1938

1935 Eintritt in den Makkabi Hazair; Jugendgruppenleiter

Novemberpogrom 1938 die Wohnung von SA-Leuten verwüstet; von der Schule verwiesen kurz vor dem Abitur

Kurs für technisches Zeichnen an der jüdischen Schule in der Oberen Kanalstraße

Ausbildung zum Schlosser und Schweißer in der Volksbildungsschule

1938 aus der Städtischen Wohnung emittiert; Umzug in das Judenhaus Bucher Straße

17.5.1939 in Nürnberg mit den Eltern und Schwester Elsbeth bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Sidonia mit Schwester Betty Pick in Tirschenreuth bei Minderheiten-Volkszählung

1.9.1939 Überfall der Wehrmacht auf Polen

September 1939 geplante Reise nach England zur Hachschara scheitert

September 1939 eingeladen zur Hachschara

Ende 1939 zur Hachschara ins Landwerk Ahrensdorf, Pfadfinderbund Makkabi HaZair: im Landwerk wollten nur drei koscher essen, Fritz, Hanni Baumgarten und ein Junge Spitzname „Negus“

Mai 1940 als Ausbilder nach Jessen Mühle

30.8.1940 Sonderhachschara SH-7, mit einer Gruppe von Chawerim aus Ahrensdorf offiziell abgemeldet nach „Paraguay“, Leiter der Gruppe Adi Falkenstein

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

5.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt als Referenz an: Ernst Schaefer c/o Kurt Buttermilch, Haifa Bat-Galim, House Ganon

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 jüdische illegale Einwanderer auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

Shlomo Schönthal berichtet:

„Ich bekam mit noch vielen anderen die Anweisung, auf ein Zeichen hin über Bord zu springen, zehn Meter tief ins Wasser. Als ich die Explosion gehört habe, bin ich gesprungen. Ich hatte Angst, dass mich die offiziellen britischen Boote aufnehmen. Aber ich bin dann von einem arabischen Boot aufgefischt worden, das eigentlich Essen zum Schiff bringen sollte, wir sind aber erst an Land gebracht worden. Dort war dann kein Militär, aber Polizei. Man hat uns zu essen gegeben und uns dann für etwa ein Jahr in ein Internierungscamp gebracht.“

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

Dez.1941 nach 13 Monaten aus Atlith entlassen zusammen mit Adi Falkenstein und Tule Ron

Kibbuz Maayan Zvi

Kibbuz Ramat David

1948/49 Soldat in Unabhängigkeitskrieg, zweimal verwundet

Kibbuz Hamaccabi

1955 nach Haifa

1956 mit der Familie nach Kiriat Bialik

Angestellter in der Ölverarbeitungsanlage; Studium neben dem Beruf zum Ingenieur

1986 Ruhestand

17.5.1939 in Nürnberg mit den Eltern und Schwester Elsbeth bei Minderheiten-Volkszählung

Schicksal der Familie

29.11.1941 Eltern und Schwester Elsbeth zusammen mit Onkel Lothar Schönthal und Frau Thekla von Nürnberg nach Riga- Skirotawa; Fußmarsch in das Nebenlager Jungfernhof

Gedenken

26.5.1999 Pages of Testimony für die Eltern und Schwester Elsbeth, sowie für Onkel Lothar und Tante Thekla Schönthal von Shlomo Schönthal

Grabstein für Shomo und Shulamit Schönthal auf dem Dvira Cemetery

Quellen

Interwiew mit Shlomo Schönthal im Mai 1999 in Kiriat Bialik (Israel) in: Jim G. Tobias (Hrsg.) »… und wir waren Deutsche!« Jüdische Emigranten erinnern sich, Nürnberg 2009

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de968220

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de968224

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de968270

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de968226

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411129-Nuernberg12.jpg

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/70167010

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen

Herbert Fiedler, Eine Geschichte der Hachschara; Verein Internationale Begegnungsstätte Hachschara-Landwerk Ahrensdorf e.V

Herbert und Ruth Fiedler, Hachschara, Hentrich & Hentrich 2004

http://www.hachschara-ahrensdorf.de/html/body_anfang.html

Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015

Urs Faes, Ein Sommer in Brandenburg, Suhrkamp 2015

https://objekte.jmberlin.de/person/jmb-pers-12574/Herbert+Sonnenfeld?se=Suche&qps=q%3DSonnenfeld

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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