Paul Heilbronn
*20.4.1912 in Lengerich, Lingen; ✡ 7.2.1945 in Dachau, Lager Kaufering
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Abraham Heilbronn *6.12.1874 in Lengerich; ✡1.8.1943 Theresienstadt
Mutter Meta Horn *16.7.1878 Wüstensachsen; ✡20.9.1943 Theresienstadt
Geschwister
Leonhard Heilbronn *14.6.1908 in Lengerich; ✡13.1.1942 in Riga Salaspils
Bertha Heilbronn*13.12.1909 in Lengerich; oo Arthur Sachs; ✡ 1991 in Bielefeld
Julius Heilbronn *2.4.1914 Lengerich; oo1941 Lore Weil; (Tochter Miriam oo Gross *17.11.1945; +24.9.2001 in Palisades, New York)
Meinhard Heilbronn *19.9.1916 in Lengerich; ✡29.3.1993 Horse Shoe, North Carolina; oo Mary Lee Ward
Emil Heilbronn * 15.10.1920 in Lengerich; ✡ 2.5.1945 in Wüstegiershof
Weitere Verwandte
Tante Rosa Heilbronn geb. Magnus *19.1.1901 in Bücken, Hoya
Beruf Tiefbauarbeiter
Adressen Lengerich, Mühlenstraße 1; Werlte; Bielefeld
Kind
Weiterer Lebensweg
Januar 1937 die Brüder Julius und Meinhard emigrieren von Hamburg nach New York
9./10.11.1938 Verwüstung der Wohnräume der bettlägerigen Eltern, Diebstahl durch SA
10.11.1938 Leonhard und Emil im Novemberpogrom im Spritzenhaus in Lengerich festgesetzt; Paul versteckt sich sechs Wochen lang auf einem Heuboden, um der Verhaftung zu entgehen
11.11.1938 Leonhard und Emil weiter nach Lingen, dann nach Osnabrück;
22.12.1938 Emil entlassen aus „Schutzhaft“ im KLBuchenwald
23.12.1938 Leonhard entlassen aus „Schutzhaft“ im KL Sachsenhausen
Mai 1939 Paul und Leonhard Heilbronn zur Zwangsarbeit in das Arbeitslager Werlte II im Emsland gebracht, Baulager II zur Moorkultivierung.
17.5.1939 Paul und Leonhard Heilbronn in Werlte bei Minderheiten-Volkszählung
1939 Bruder Emil zur Hachschara in Urfeld bei Bonn https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1560914)
10/1939 Bruder Emil von Urfeld nach Paderborn, Grüner Weg zusammen mit seinem Freund Heinz Becker (*30.12.1919 Hamburg)
Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand zunächst ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.
21.2.1940 Paul mit Bruder Leonhard von Lengerich nach Bielefeld
März/April 1940 wegen der räumliche Enge Wechsel in das Lager in der Schloßhofstraße 73a, einem alten Gutshof.
Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.
23.3.1940 Paul mit Bruder Leonhard verlegt in das Lager Schloßhofstraße 73a
1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.
23.5.1941 Heirat von Schwester Bertha mit Arthur Sachs in Werther
Paul Heilbronn dritter von links hinten etwas verdeckt; oben mittig Bruder Emil mit Verlobter Margot Leiter; Bruder Leonhard unten links neben Schwester Bertha und Arthur Sachs (Foto Marion Sachs)
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Bielefeld“
November 1941 Schwester Bertha und Schwager Arthur Sachs auf der Transportliste Bielefeld-Riga
13.12.1941 Paul und Leonhard schließen sich diesem Riga-Transport freiwillig an
16.12.1941 Ankunft in Riga-Skirotawa
22.12.1942 500 junge Männer aus den Dezember Transporten vom Ghetto zum Aufbau nach Salaspils
13.1.1942 Tod des Bruders Leonhard in Riga Salaspils
1.3.1943 Auflösung des Arbeitseinsatzlagers Grüner Weg in Paderborn
2.3.1943 Bruder Emil von Bielefeld nach Auschwitz; Emil eingewiesen in BUNA Monowitz, Häftlingsnummer Nr.104944, sein Freund Heinz Becker erhält die Nr. 104899
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghetto Riga; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer
3. November 1943 finale Auflösung des Ghetto Riga
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
19.7.1944 Transport aus dem KL Riga Kaiserwald nach Kowno, Ghetto/KL Kauen
29.7.1944 Paul aus dem Ghetto /KL Kauen nach Dachau, Außenlager Kaufering; Häftlingsnummer 86027
7.2.1945 Tod von Paul Heilbronn im Dachau-Außenlager Kaufering
2.5.1945 Tod von Bruder Emil in Wüstegiershof, Außenlager des KL Groß-Rosen
24.4.1946 Suchanfrage von Bruder Meinhard aus New York nach seinen Geschwistern
Gedenken
11.12.2018 Verlegung von 17 Stolpersteinen in Lengerich für Angehörige der Familie Heilbronn
Quellen
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
https://spurensuche-bielefeld.de/spur/paul-und-leonhard-heilbronn-hoffnung-und-zwangsarbeit/
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de854859
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de854877
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de854783
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/10659504
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/