Moritz Heymann
*22.7.1888 in Aldenhoven; ✡nach 1942 im Ghetto Warschau
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Hartog Heymann *24.10. 1857; Anstreichermeister
Heirat der Eltern 1881 oder 1882
Mutter Jetta Eisermann (*1858)
Geschwister –
Alex Heymann *8.2.1883 in Aldenhoven; ✡9.2.1883 in Aldenhoven
Siegfried Heymann *11.5.1884 in Aldenhoven; ✡1976 New York; oo Else Kleestadt (1884-1943)
Emma Heymann *1885 in Aldenhoven; ✡?
Max Heymann *15.1.1887 in Aldenhoven; ✡nach April 1942 in Izbica/Lublin
Moritz Heymann, * 22. 7. 1888 in Aldenhoven, Infanterie-Regiment 39, Düsseldorf; ✡nach April 1942 Ghetto Warschau
Philipp Heymann *23.2.1890 in Aldenhoven; Landwehr-Infanterie-Regiment 382
Leo Heymann *12.11.1891 in Aldenhoven ; ✡Feb 1990 in Skokie
Alfred Heymann *12.5.1897 Wattenscheid; ✡ nach 31.3.1942 im Ghetto Warschau; oo Hildegard Windmüller *13.3.1905 in Gelsenkirchen
Beruf Anstreichermeister
Adressen Gelsenkirchen, Bergmannstraße 41 und 43;
Heirat 1920 in Wanne Hedwig Klestadt *1.12.1895 in Wanne ✡ nach 1942 im Ghetto Warschau
Kinder
Ingeborg Heymann später Inga H. Fields *14. 3. 1921 in Gelsenkirchen; ✡7/2002 in Huntington
Sechs Söhne im Felde
Alle sechs Heymann Brüder (Siegfried, Max, Moritz, Philipp, Leo, Alfred) im ersten Weltkrieg im Deutschen Heer ; Foto ca. 1916 anlässlich des 35. Hochzeitstag der Eltern in Gelsenkirchen; zu beachten ist die Arm-Schiene/prothese bei dem Bruder vorn rechts, vermutlich Siegfried (Foto in „Der Schild“, Zeitung des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten; Fotomontage aus zwei schlechten Zeitungskopien)
Siegfried Heymann, 6. Kompagnie des Reserve-Infanterie-Regiment 217 den Preußischen Verlustlisten vom 5.11.1915 als leicht verwundet gemeldet
Moritz Heymann Infanterist im Infanterie-Regiment 39, Düsseldorf
Philipp Heymann, Infanterist der 10. Kompagnie des Landwehr-Infanterie-Regiment 382 in den Preußischen Verlustlisten vom 12.4.1916 als leicht verwundet gemeldet
20.12.1918 nach Demobilisierung Rückkehr zu den Eltern in Gelsenkirchen, Bergmannstraße 41
Weiterer Lebensweg
1920 Heirat in Wanne mit Hedwig Kleestadt
7.6.1920 Ehefrau Hedwig aus Wanne nach Gelsenkirchen umgemeldet
1927 Moritz mit seinem Bruder Siegfried im Adressbuch Gelsenkirchen unter der Rubrik „Anstreicher und Maler“ aufgeführt
25.1.1928 Umzug der Familie von der Bergmannstraße 41 in die Bergmannstraße 43
16.11. 1930 Moritz Heymann auf der Wahlliste zur Gründung der liberalen jüdischen Synagogen-gemeinde Gelsenkirchen zusammen mit Vater Hartog, den Brüdern Siegfried, Philipp und Alfred Heymann
Alfred Heymann war auch Vorsitzender des Turnvereins HAKOAH
1935 Unterstützertreffen auf Haus Berta
10.11.1938 verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Sachsenhausen
Dezember 1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Sachsenhausen mit der Auflage, Deutschland zu verlassen
27.3.1939 Umzug in das Haus des Großvaters Bergmannstraße 41
17.5.1939 Moritz mit Ehefrau Hedwig und Tochter Ingeborg sowie Bruder Siegfried und dessen Frau Sofie Ottenheimer bei Minderheiten-Volkszählung Gelsenkirchen, Bergmannstraße 41
Ingeborg muss zwischen Mai und September auf einen Kindertransport oder mit einem „domestic permit“ nach England gekommen sein.
18.7.1941 Siegfried und Sofie Heymann auf der SS EXCALIBUR von Lissabon nach New York
Heimatadresse Bruder Moritz
Zieladresse Schwager Ed. (Edward Elias) Ottenheimer New York; bereits 1932 emigriert
27.1.1942 Beim Transport von Gelsenkirchen nach Riga ist kein Familienmitglied dabei (Arnold Heymann und Familie sind nicht verwandt)
31.3.1942 Moritz mit Ehefrau Hedwig sowie Bruder Alfred mit Hildegard Heymann geb. Windmüller und Schwägerin Else Heyman geb. Kleestadt deportiert von Gelsenkirchen über Münster in das Ghetto Warschau
Die Rettung von Tochter Ingeborg Heymann
1941 Eintritt von Ingeborg in den Militärdienst als Krankenschwester (nurse) im Northampton General Hospital
Wohnsitz Northampton General Hospital
30.7.1946 Princess Elizabeth, die spätere Queen besucht das Northampton General Hospital
Auf diesem Foto der Nurses der Royal Army könnte Ingeborg zu sehen sein
1947 Ausmusterung aus der Royal Army
19. 4. 1947 Auswanderung nach Norfolk, Virginia, Vereinigte Staaten von Amerika
Oktober 1947 Antrag auf Aufnahme in die US-amerikanischen Sozialversicherung als Ingeborg Heymann
Bruder Moritz als Lehrer der jüdischen Schulen in Rheydt und Mönchengladbach
Zitiert aus : Die jüdische Volksschule in Mönchengladbach, HUMA:
1939: „… Im folgenden Jahr wurden alle jüdischen Volksschullehrer nach einer Verordnung des Reichsbürgergesetz vom 4.7.1939 in den Ruhestand versetzt, womit diese die Möglichkeit, als aktiver Staatsbeamter zu arbeiten, verloren. Obwohl diese Anordnung auch die beiden Schulleiter der jüdischen Volksschulen in Mönchengladbach und Rheydt, Rudolf Demant und Max Heymann, betraf, konnten diese ihrer Tätigkeit weiter nachgehen, nachdem die „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“, die für das jüdische Schulwesen zuständig war, den beiden Schulleitern privatrechtlich die Fortführung ihrer bisherigen Funktionen übertrug. Neben dieser Änderung wurde ebenfalls den von der „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ übernommenen Schulen der Status einer öffentlichen Schule entzogen. Die jüdischen Volksschulen wurden also wieder als Privatschulen angesehen und besaßen keinen Anspruch mehr auf staatliche und städtische finanzielle Unterstützung, weshalb die Reichsvereinigung der Juden für die Finanzierung aufkommen musste. Die Zahlung der Lehrergehälter erfolgte durch die jüdische Gemeinde.
Mit der Zeit wurden die Schülerzahlen so gering, dass die Gladbacher und Rheydter Volksschule 1941 zusammengelegt werden sollten. Lehrer Demant wurde nach Bielefeld versetzt und Heymann übernahm den einklassigen Unterricht mit nur noch ca. 20 Kindern in Gladbach, weshalb die Rheydter Schulkinder nun jeden Morgen zur Albertusstraße gehen mussten. Noch in demselben Jahr, am 23.10.1941, verließ der erste Deportationszug mitsamt drei Schulkindern die Stadt auf dem Weg nach Lodz.
Anfang 1942 sollte die jüdische Volksschule schließlich das letzte Mal ihren Standort wechseln. Es wurde verordnet das Gemeindehaus zur Unterbringung von bombengeschädigten jüdischen Familien zu räumen und der Unterricht wurde in dem alten Schulgebäude an der Wilhelm-Straterstraße fortgeführt. Die restlichen Gladbacher Schulkinder mussten sich von nun an jeden Morgen zu Fuß nach Rheydt aufmachen, denn die Nutzung der Straßenbahn war mittlerweile Juden verboten.
Während dieser restlichen Zeit der jüdischen Volksschule versuchte Lehrer Max Heymann Disziplin und Ordnung aufrecht zu erhalten. Beispielsweise achtete er sehr genau darauf, dass seine Schüler den seit September 1941 vorgeschriebenen Judenstern den Vorschriften entsprechend tragen, wobei Heymann als Lehrer von der Gestapo auch für Verstöße verantwortlich gemacht werden konnte.
Allmählich verkleinerte sich die Schülerzahl immer weiter, in dem Zeitraum vom 27.10.1941 bis zum 22.4.1942 wurden immerhin 16 schulpflichtige Kinder, dem Anschein nach Schüler der jüdischen Volksschule, deportiert. Mit am 2.4.1942 nur noch fünf verbliebenen Schülern wurde deutlich, dass der Unterricht mit den Osterferien enden musste.“
Aus dieser Situation heraus meldete sich schließlich Max Heymann am 20.4.1942 freiwillig bei der Gladbacher Gestapo-Stelle freiwillig zur nächsten Deportation. Mit dieser Erklärung war der Weg in den Tod nicht nur für Heymann und seine Frau, sondern auch für seine beiden Kinder Edith und Walter, unausweichlich.“
Gedenken
15. 7.2002 Obituary für Inga Fields in der Huntington Herald Dispatch
23.5.2019 Stolperstein für die Familie Moritz, Hedwig und Ingeborg Heymann in der Bergmannstraße 43
2018 Stolpersteine für Moritz, Anna, Walter und Edith Heymann in Mönchengladbach
27.5.1998 Pages of Testimony für die Max und Hedwig Heymann von Researcher Alex Salm
Quellen
http://spaziergang.huma-gym.de/spaziergang-2-0/juedische-volksschule/
DER SCHILD, Ausgabe vom 5.10.1934, Link: https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/pageview/4915004
http://www.gelsenzentrum.de/wahlliste_juedische_1930.htm
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420331_Muenster1.jpg
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420127-Gelsenkirchen6.jpg
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420422-14.jpg
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de855732
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de855308
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de855181
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de855184
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de855349
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de855700
http://www.stolpersteine-gelsenkirchen.de/stolpersteine_familie_moritz_heymann.htm
Anträge und Ansprüche der US-amerikanischen Sozialversicherung, 1936-2007; Referenz 65225015796
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Family Search; Link: https://www.familysearch.org/tree/person/details/GX8R-V2T