Block Hedwig

Hedwig Block geb. Heinemann

*16.8.1885 in Altena; ✡7.7.1943 erschossen in Riga

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Religion jüdisch

Vater Hermann Honi Heinemann *22.8.1843 in Upspringe; ✡22.2.1897 in Altena

Mutter Julie Stern *1848 in Hohenlimburg; ✡10.9.1930 in Altena

Geschwister

Meta Heinemann *15.3.1868 in Altena; ✡24.9.1942 in Treblinka

Siegmund Heinemann * 16.4.1878 in Gelsenkirchen; ✡25.1.1951 in den USA

Arthur Heinemann *1880 in Altena; ✡1935 in Ludwigshafen

Max Heinemann *1884 in Altena; ✡1955 in Essen

Paul Heinemann *19.9.1887 in Altena; ✡ April 1967 in New York

Ludwig Heinemann * 19.6.1889 in Altena; ✡1.12.1938 im KL Sachsenhausen

Friedrich Heinemann *21.4.1891 in Altena; ✡5.10.1916 kriegsgefallen in Frankreich

Beruf Kauffrau im Möbelhandel

Adressen Gelsenkirchen, Schalker Straße 75

Heirat 1910 Siegfried Block *7.7.1881; 3.7.1938 in Gelsenkirchen

Kinder

v.l. Kurt, Ruth und Hans Block

Kurt Block*27.1.1911 in Gelsenkirchen; ✡23.1.1992 in Springs, SA; oo Majorie Speigal

Ruth-Bertha Block*7.7.1912 in Gelsenkirchen; Nov. 1984 in Südafrika; oo Norbert Kronenberg (*16.10.1910 in Gelsenkirchen

Hans-Helmut Block *9.2.1914 in Gelsenkirchen; ✡27.7.1963 auf einer Schiffreise zur Schwester in Südafrika mit Herzinfarkt

Weiterer Lebensweg

1911 Mitteilung des ‚Israelitischen Familienblatt‘ in der Rubrik ‚Austritte aus dem Judentum‘ unter Iserlohn den Kaufmann Heinemann aus Altena

5.10.1916 Bruder Fritz, 7. Komp. Infanterie Regiment 186,  kriegsgefallen in Frankreich; die Brüder Ludwig und Max werden in den Preußischen Verlustlisten verwundet gemeldet

5.9.1936 Sohn Hans-Helmut Block nach Jerusalem

Die letzte Passage nach Kapstadt

Text Andreas Jordan, Gelsenzentrum

„Kurt und Ruth-Berta, die in Gelsenkirchen Norbert Kronenberg geheiratet hatte, konnten nach Südafrika flüchten. Der Hilfsverein der Juden in Deutschland erfuhr Dank seines weltweit verzweigten Informationsnetzes von einer drohenden Verschärfung der Einreisebestimmungen Südafrikas und charterte 1936 den Dampfer „Stuttgart“. Rund 540 Flüchtlinge kamen so im Oktober 1936 nur fünf Tage vor Inkrafttreten der neuen Einreisebestimmungen im Hafen von Kapstadt an, darunter auch Kurt Block und seine Schwester Ruth-Berta. Die „Stuttgart“ erhielt jedoch zunächst keine Anlegeerlaubnis, schließlich wurden die Menschen doch an Land gelassen. Allerdings mußten sie in Kapstadt – gerade dem deutschen Nazi-Regime entkommen eine schlimme Erfahrung machen: Die Flüchtlinge wurden von einem Mob südafrikanischer Nazis mit einer lautstarken antisemitischen „Protestdemonstration“ empfangen.“

Die Verfolgung der Familie Heinemann in Altena, Schwelm und Gelsenkirchen

1930 Bruder Siegmund als Inhaber des 1865 vom Vater Hermann begründeten Textil-Kaufhauses Lennestraße 74/78 in Altena

21.3.1933 erste Reichstagssitzung nach der Machtübernahme der NSDAP; anlässlich des „Tages von Potsdam“ fordern SA-Männer vom Kaufhausinhaber Siegmund Heinemann die Einholung einer am Kaufhaus gehissten schwarz-rot-goldenen Flagge

Mitte 1938 Zwangsverkauf seines Geschäfts, involviert waren u. a. der Gauwirtschaftsberater und die IHK Hagen.

10.11.1938 SA-Männer im Novemberpogrom in das Kaufhaus Heinemann ein, verwüsten die Inneneinrichtung und einen großen Teil des Warenbestandes. Mit einem Lastwagen wurden alle Schaufensterscheiben zerstört; Bürger aus Altena und Nachrodt sollen sich an den Plünderungen beteiligt haben.

Siegmund Heinemann wird mit Jacob und Leo Schnitzler, Josef Friedenberg, Lehmann Meier und Fritz Grünewald ins Polizeigefängnis Altena verschleppt, einige von ihnen am Tag darauf wieder entlassen. Siegmund Heinemann mit Jacob Schnitzler, Leopold Schnitzler und Rudolf Wolff als „Schutzhäftlinge“ in das KL Sachsenhausen

1.12.1938 der an seinem Wohnort in Schwelm verhaftete Bruder Ludwig Heinemann stirbt im KL Sachsenhausen; angebliche Todesurasache „Konfexie bei Magenkrebs“; die frei erfundene, pseudoakademische Diagnose „Konfexie“ existierte nur im KL Sachsenhausen

10.11.1938 im Novemberpogrom wird die Wohnung der Witwe Hedwig Block in Gelsenkirchen verwüstet, das Klavier zerstört und aus dem Fenster geworfen

17.5.1939 Hedwig als alleinstehende Witwe in Gelsenkirchen bei Minderheiten-Volkszählung

Das Ghetto Riga

Jan. 1942 Deportationsbefehl der Gestapo

24-26.1.1942 Verbringung der Juden aus dem Präsidialbezirk Recklinghausen in das Sammellager Ausstellungshallen am Wildenbruchplatz
27.1.1942 Chronik der Stadt Gelsenkirchen:

„In den städtischen Ausstellungshallen ist ein Judensammeltransport zusammengestellt worden. Es handelt sich um 506 Juden aus dem Präsidialbezirk Recklinghausen, die heute nach den Ostgebieten evakuiert werden. Unter ihnen befinden sich 350 Personen aus Gelsenkirchen. Vorerst verbleiben in unserer Stadt noch 132 meist alte und kränkliche Juden“.

27.1.1942 Transport von Gelsenkirchen über Dortmund nach Riga-Skirotawa

1.2.1942 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga

21.7.1942 Schwester Meta Sternberg ab Düsseldorf nach Theresienstadt

21.9.1942 Deportation der Schwester Meta aus Theresienstadt nach Treblinka

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer

16.7.1943 Hedwig Block auf der Frauenappell-Liste zum Antreten auf dem Blechplatz nach Auflösung der bisherigen Arbeitskommandos; die überwiegende Zahl der Außenlager des KL Kaiserwald wurden am 18.8.1943 eingerichtet

1943 wegen „Brotschmuggels“ bei Rückkehr vom Arbeitskommando ins Ghetto Riga im Zentralgefängnis inhaftiert; „zur Strafe“ erschossen, vermutlich von Kommandant Krause auf dem alten jüdischen Friedhof von Riga

Gedenken

Grabstein der Mutter Julie auf dem jüdischen Friedhof in Altena

24.9.1989 Page of Testimony für Hedwig Block von Sohn Kurt

24.11.2017 Stolpersteine für die Familie Block in Gelsenkirchen, Schalker Straße 75

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de843944

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de856275

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de975933

http://www.stolpersteine-gelsenkirchen.de/familie_siegfried_block_stolpersteine.htm

https://objekte.jmberlin.de/object/jmb-obj-

https://www.lwl.org/hiko-download/OA_AR/Altena_(Kohl)_111-120.pdf 116602/Namenliste+von+Frauen+im+Rigaer+Ghetto?se=Suche&qps=q%3DGhetto%2BRiga

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=en&s_id=&s_lastName=Block&s_firstName=Hedwig&s_place=&s_dateOfBirth=&cluster=true

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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