Fritz Goldschmidt
*9.6.1888 in Bad Hersfeld; ✡ 17.6.1863 in Kew Gardens, Queens
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Louis Eliezer Goldschmidt *18.9.1856 in Mühlbach, Hersfeld; ✡26.8.1926 in Hersfeld
Heirat der Eltern 9.5.1884 in Kassel
Mutter Sophie Adler *11.6.1856 in Volkershausen; ✡11.6.1890 in Bad Hersfeld
Stiefmutter Sarah Schwarz*6.11.1858 in Volkmarsen; ✡24.1.1926 in Hersfeld
Geschwister
Jakob Goldschmidt *23.4.1886 in Hersfeld; ✡19.10.1963 in New Jersey; oo Natalie Weil
Adolf Goldschmidt *11.3.1885 in Eldagsen; ✡18.3.1972 in New York; oo Gerda Höxter
Halbgeschwister
Max Goldschmidt *19.7.1893 in Hersfeld; ✡1.7.1918 in Brzczany, Ukraine
Minna Goldschmidt *12.9.1895 in Hersfeld; ✡ nach 1943; oo Rosenthal
Frieda Goldschmidt *25.10.1897 in Hersfeld; ✡ nach 1943; oo Leopold Kugelmann
Mally Goldschmidt *15.8.1900 in Hersfeld; ✡Juli 1942 in Maly Trostinec; oo Erich Bach
Beruf Kaufmann
Adressen Hersfeld; Hamm; Antwerpen; New York
Heirat Edith Lauter *11.12.1901 in Duisburg; ✡10.11.1974 in Queens
Schwiegermutter Helene Lauter geb. Schönbörner *8.5.1879 in Hörde; ✡9.6.1961 in Queens
Schwiegervater Isidor Lauter *29.11.1871; ✡8.11.1928 in Hamm (Ostenfriedhof Nr. 110)
Kinder
Werner Goldschmidt *28.7.1925 in Hamm; ✡ 11.6.2018 in New Rochelle
Renate Goldschmidt *20.2.1928 in Hamm; ✡20.5.2019 in Floral Park, Nassau, NY; oo1951 Alan Lightstone
Weiterer Lebensweg
Die Brüder Goldschmidt aus Hersfeld im Ersten Weltkrieg
Die Brüder Fritz und Max Goldschmidt werden in den Preußischen Verlustlisten zweimal als verwundet gemeldet
Preußische Verlustlisten vom 5.5.1916 und 7.9.1917
8.7.1917 Tod des Bruders Max Goldschmidt, Landsturmmann der 7 Kompagnie des Ersatzbatallion des Reserve-Infanterieregiments Nr. 17 bei den Kämpfen um Brzczany bei Olchowiec
Fritz Goldschmidt Vorstandsmitglied der Synagogengemeinde Hamm
1927-1938 Gesellschafter der Kleinpreis GmbH, Einheitspreisgeschäft nach dem Muster der Woolworth, in Recklinghausen Süd Bochumer Straße 138 zusammen Schwager Erich Bach aus Bocholt; GmbH-Geschäftsführer ist Max Grünberg von 1927-1938
Fritz Goldschmidt Gesellschafter des Kaufhaus Alsberg in Hamm zusammen mit Helene und Rudolf Lauter. Dazu schreibt die Historische Kommision des LWL:
„Das größte Hammer ‚Arisierungsobjekt‘ war das Kaufhaus Gebr. Alsberg (Bahnhofstr. 10–12). Es war schuldenfrei und in Hamm konkurrenzlos. 1904 für 20 000 M an die Brüder Isidor und Theodor Lauter übergegangen, betrug das Gesellschaftskapital 1927 rund eine Mio. Reichsmark. Die drei Gesellschafter Helene Lauter, Rudolf Lauter und Fritz Goldschmidt waren Juden, ebenso die Prokuristen und viele der etwa 200 Angestellten. An hohen jüd. Feiertagen blieb das Geschäft geschlossen, nicht jedoch am Sabbat. Das Unternehmen unterhielt eine eigene Fußballmannschaft. Die Firma war bekannt für ihr soziales Engagement, so stellte sie beim verheerenden Grubenunglück 1908 auf der Zeche Radbod große Mengen Wäsche für die Verletzten bereit. Kommunionkinder und Konfirmanden aus ärmeren Familien wurden regelmäßig eingekleidet. Bereits 1933 hatten Nationalsozialisten mit Repressionen gegen die Inhaber und Schikanen gegenüber Kunden begonnen, der Umsatz ging zwischen 1931 und 1935 auf die Hälfte zurück. Nach der Aufgabe der Mitinhaber wurde Helene Lauter Alleininhaberin. Auf Betreiben des Gauwirtschaftsberaters des Gaus Westfalen-Süd wurde sie zum Verkauf weit unter Wert an das Parteimitglied Fahning gezwungen, ein Geschäftsgrundstück musste an den Kommunalverbund Unna verkauft werden; von einem Millionenvermögen blieben ihr schließlich 2000 US-Dollar. Mit Hilfe von Frieda Bürk, ihrer ehemaligen Bügelfrau, konnte Helene Lauter die Stadt verlassen – das Geschäftshaus der ‚Gebr. Alsberg‘ brannte im Dez. 1944 völlig nieder.“
1935 Flucht nach Antwerpen
3.6.1936 von Rotterdam nach New York
15.9.1936 Cousine Miriam Goldschmidt (*23.4.1911 in Hersfeld) heiratet in New York Fritz‘ Geschäftspartner Rudolf Lauter (*1906-1993, Mutter geb. Schöneberger)
31.12.1936 Passausstellung für Fritz, Ehefrau Edith und beide Kinder in der US-Botschaft in Stuttgart
28.1.- 3.2.1937 mit Ehefrau Edith und beiden Kindern auf der SS BERENGARIA von Southampton nach New York
Zieladresse ist Cousine Miriam Goldschmidt-Lauter
Heimatadresse Bruder Adolf in Wuppertal Elberfeld
1.11.1938 Verkauf des Einheitspreisgeschäftes „Kleinpreis“ in Recklinghausen rechtzeitig vor dem Pogrom an Wilhelm Becker; das Geschäft wird im Pogrom von den SA-Trupps aus Herne verschont, obwohl der Vertragsabschluß der Öffentlichkeit noch gar nicht bekannt war!
23.12.1939-8.1.1940 Bruder Adolf mit Ehefrau Gerda und den Töchtern Inge und Lore auf der SS DE GRASSE von Le Havre nach New York
Zieladresse Bruder Fritz in Queens
1940 bei US Census in Queens, New York mit Frau und beiden Kinder; „Proprietor, Fruit Market“
1945 Sohn Werner als Soldat der US Army kurzzeitig in Hamm
Die Historische Kommision des LWL schreibt:
„1949 stellte der New Yorker Anwalt der Familie Lauter-Goldschmidt den Antrag auf Rückerstattung von Geschäft und Vermögen. Sie forderten 1,5 Mio. DM, was dem früheren Einheitswert entsprach, die neuen Besitzer boten eine Nachzahlung von 700 000 DM an. 1951 entschied das Oberlandesgericht Hamm, dass Geschäft und Grundstücke herauszugeben seien. Helene Lauter und Fritz Goldschmidt verkauften das Warenhaus umgehend an die Firma Frowein in Wuppertal, die es schließlich an den Kaufhof veräußerte.“
Gedenken
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Quellen
Preußische Verlustlisten im 1. Weltkrieg
Werner Schneider, Jüdische Heimat im Vest, Gedenkbuch 1983
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Georg Möllers, Horst Mannel, Pogrom in Recklinghausen 1938, 5. Auflage 2001
https://www.lwl.org/hiko-download/OA_AR/Hamm_(Aschoff)_391-410.pdf
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 5931); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6433); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85