Lärmer Reni

Reni Irene Lärmer

*15.2.1924 in Dornheim; ✡ USA

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater unbekannt (außereheliche Tochter)

Mutter Frieda Lärmer *5.1.1895; ✡ Tod in Riga

Onkel und Tanten aus Dornheim

Lippmann Lärmer *5.3.1883 in Dornheim; oo Karoline Gretchen Liebenstein (*25.1.1884)

Bernhard Lärmer *2.4.1884 in Dornheim; ✡11.9.1961 USA; oo Selma Weinberg, verstirbt ebenfalls am 11.9.1961 (Unfall, Suicid?)

Benjamin Lärmer *16.4.1885 in Dornheim; nach April 1942; oo Anna Hofmann *26.3.1895

Jeanette Lärmer *17.9.1886 in Dornheim; April 1942 von München -> Piaski; oo Siegfried Hamburger(1877)

Rosa Lärmer *18.2.1892 in Dornheim; ✡Aug 1967 in Flushing, Queens, NY; oo Josef Loewi (1889-1933) Tochter Marga Hahn (*1927) oo Otto Hahn (*1923)

Fanny Lärmer *5.1.1895 in Dornheim; ✡ nach 1942 im Bezirk Lublin; oo Siegfried Hofmann

Beruf landwirtschaftliche Praktikantin

Adressen Dornheim; Fürth; Hattenhof; Nürnberg

Heirat 8.6.1946 in Lübeck Josef Katz *1.4.1918 in Lübeck; ✡14.8.1990 in Los Angeles

Kinder

Jean Esther Katz *30. 11. 1952 in Los Angeles

Lebensdaten der Familie Lärmer

1924 Isak Lärmer Gemeindevorsteher in Dornheim

10.11.1938 Onkel Benjamin verhaftet im Novemberpogrom; „Schutzhaft“ im KL Dachau, Entlassung 15.12.1938 Entlassung von Onkel Benjamin aus dem KL Dachau

17.5.1939 Reni Lärmer in Fürth bei Minderheiten-Volkszählung

25.2.-9.3.1939 Onkel Bernhard mit Frau Selma und Sohn Hugo auf der SS VEENDAM von Rotterdam nach New York,

er gibt Bruder Lippmann in Mainstockheim als Kontakt an, Ziel ist Schwager A. Weinberg

Das jüdische Umschulungslager Gehringshof

6.11.1940 Reni Lärmer zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.

Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash

Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.

9.6.1941 Reni Lärmer abgemeldet aus dem Gehringshof, Hattenhof

Die Deportation nach Riga

27.11.1941 Verhaftung in Dornheim zusammen mit der Mutter und Lina Walfisch, den letzten drei Jüdinnen aus Dornheim

27.11.1941 Verbringung von Reni und Frieda Lärmer in das Sammellager nach Nürnberg

27.11.1941 Tante Rosa Loewi mit drei Kindern Irmgard, Ludwig und Marga ab Erlangen nach Nürnberg

27.11.1941 Tante Fanny Hofmann mit Ehemann Siegfried und Tochter Alice aus Nürnberg ins Sammellager

27.11.-29.11.1941 im Lager Langwasser auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg

29.11.1941 Reni mit der Mutter Frieda Lärmer sowie den Familien der Tanten Rosa und Fanny ab Nürnberg nach Riga Skirotawa

2.12.1941 Ankunft des zweiten Deportationszug aus dem Reich in Skirotawa – mit 1.008 Menschen aus Nürnberg/Franken; Fußmarsch ins Lager Jungfernhof

4.1.1942 200 junge Frauen aus dem Jungfernhof ins Ghetto Riga verlegt

26.3.1942 „Dünamünde-Aktion“ im Jungfernhof; 1800 Juden im Wald von Bikernieki erschossen

Ende März bleiben nur 450 kräftige Arbeiter im Jungfernhof zurück; die übrigen werden ins Ghetto Riga eingewiesen.

April 1942 Josef Katzenfuss kommt aus Salaspils in ein Außenlager, ein ehemaliges Studentenheim in Riga-Kaiserwald, zum Aufbau einer Gärtnerei; wegen Tauschhandel mit Lebensmitteln kommt er in das Gefängnis („Bunker“) auf dem Blechplatz im Ghetto Riga. Er berichtet in seinen Erinnerungen:

„Eine Eisentür schließt sich und wir sind doppelte Gefangene. Durch das vergitterte Fenster sehe ich, wie sich die Menschen am Bunker vorbeischleichen. Manche werfen einen mitleidigen Blick auf die Inhaftierten, um sich aber sofort ihren eigenen Gedanken wieder hinzugeben. Nur ein junges Mädchen bleibt stehen und spricht mit uns, als sich der jüdische Polizist für einige Momente abwendet. Später kommt sie zurück, um uns einige Scheiben Brot durch ein zerbrochenes Fenster zu reichen. Sie erzählt mir, dass sie im Hannoverhaus mit zehn anderen Mädchen wohnt. Sie versucht mich zu trösten, aber es scheint mir, dass sie selbst nicht an ihre Worte glaubt.“

Dieses Mädchen ist seine spätere Frau Reni Lärmer, die beiden heiraten 1946.

Mitte 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

1945 in Berlin Wiedersehen mit Josef Katzenfuss, im Sammellager für überlebende Juden in der Iranischen Straße, dem ehemaligen jüdischen Krankenhaus; er schreibt in seinen „Erinnerungen“:

„Rosel Sachs aus Libau ist da, und dann traue ich meinen Augen nicht, das junge Mädchen, das mir Brot in den Bunker reichte, kommt mir mit ausgestreckten Armen entgegen. Unsere Freude ist groß, ein Wunder ist geschehen. Sie erzählt mir, dass sie die Absicht hat, nach Fürth zu fahren, um ihre Angehörigen zu suchen. Ein Jahr später heiraten wir in Lübeck. Für immer werde ich ihr dankbar sein; sie gab mir Mut in einer der dunkelsten Stunden meines Lebens.“

1946 Heirat mit Josef Katzenfuss in Lübeck

22.8.-6.9.1946 Irene mit Ehemann Josef Katzenfuss von Bremen auf dem US Marinetransporter SS MARINE PERCH nach New York

Weitere Deportationen der Familie

24.3.1942 Benjamin Lärmer und Frau Anna sowie Bruder Lippmann ab Nürnberg ins Ghetto Izbica

April 1942 Tante Jenny mit Ehemann Siegfried sowie weiteren Mitgliedern der Familie Hamburger von München nach Piaski

Gedenken

Quellen

Josef Katz, Erinnerungen eines Überlebenden, Neuer Malik Verlag, 1988

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7167); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411129-Dornheim1.jpg

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411129-Erlangen1.jpg

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de830698

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de938659

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de908674

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de908678

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de908682

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de908675

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/70385339

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/70166971

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/11194910

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6293); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

Peter W. Lande,  Jewish Training Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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